Delfine zählen nicht nur zu den beliebtesten Tieren überhaupt, sondern haben auch eine extrem wichtige Rolle wenn es darum geht, das Ökosystem Meer im Gleichgewicht zu halten.
Tilen Genov ist Umweltbiologe, Wissenschaftler für Meeressäugetiere und Gründer von Morigenos – Slovenian Marine Mammal Society, einer unabhängigen, wissenschaftlichen, gemeinnützigen NGO aus Slowenien. Morigenos hat es sich zur Aufgabe gemacht, Forschung mit Bildungsarbeit zu verbinden, um das Ökosystem Meer, die Lebensgrundlage von Meeressäugetieren, ganz besonders von Delfinen, und die biologische Vielfalt zu schützen.
Tilen Genov setzt sich für den Schutz von Meeressäugetieren im Golf von Triest ein und erforscht dort seit 20 Jahren den Bestand und den Gesundheitszustand von Delfinen. Als er mit seiner Forschung begonnen hat, wusste er eigentlich nicht so richtig, was ihn erwarten würde - damals war sehr wenig über die Delfine im Golf von Triest in der Nordadria bekannt und man ging davon aus, dass sie nur selten dort vorkommen. Das stimmt allerdings nicht:
"With time we discovered that we actually do have a regular presence of the animals, that they were not just accidental visitors, that they are here a year around and that it's not just random animals, it's actual the same individual animals that use this area as their home." - Tilen Genov
Nach und nach fanden Tilen und seine Kolleg*innen immer mehr über die Population heraus.
Sie lernten zum Beispiel, wie sich die Delfine organisieren, welche Auswirkungen die Fischerei auf sie hat und wie die Meeresverschmutzung und auch der Lärm Unterwasser ihr Leben beeinträchtigen. Tilen erzählt, je mehr sie lernen, umso mehr neue Fragen kommen auch auf und desto mehr Forschung betreiben sie wiederum.
Tilen Genov über Delfine und Meeresschutz
Das komplette Interview zum Anhören
Allgemein könnte die Situation für die Delfine besser, aber auch sehr viel schlechter sein, sagt Tilen Genov.
Es gibt natürlich einige Probleme, die angegangen werden müssen, im Großen und Ganzen geht es den Delfinen im Golf von Triest aber ganz gut:
"I wouldn't say that it's necessarily great, but it's not all bad either. So there is a lot of human pressures here and it's an area where pretty much anything you could imagine is going on. So we have shipping, we have fishing, we have tourism, but at the same time it's far from, you know, being distroyed or dead or anything like that." - Tilen Genov
Delfine sind ein sehr gutes Botschaftertier, um Menschen für Meeresschutz zu begeistern. Das ist aber nicht der einzige Grund, warum sie so wichtig für den Meeresschutz sind: Delfine sind sehr weit oben in der Nahrungskette im Meer, was bedeutet, dass sie eine extrem wichtige Rolle dabei spielen, das Ökosystem im Gleichgewicht zu halten. Denn Delfine - genau wie andere Top-Raubtiere wie der Hai oder an Land beispielsweise der Luchs oder Wolf - kontrollieren die Pflanzenfresser und verhindern so eine Überpopulation und tragen gleichzeitig dazu bei, die Vegetation aufrecht zu erhalten. Natürlich kann man aber nicht sagen, dass eine Spezies per se wichtiger als eine andere sei, betont Tilen.
Spannende Fakten zu Clownfischen, Seepferdchen und Co. findest du übrigens hier. Und ein Interview mit Christian Hempel von der Bürgerinitiative gibt's hier, er will Bewusstsein für seit Jahrzehnten missverstanden Tiere schaffen: Haie. Er und seine Kolleg*innen konzentrieren sich bei ihrer Arbeit zwar auf Delfine, dabei ist das Ziel aber natürlich die Erhaltung des gesamten Ökosystems Meer.
Ob das gelingt, hängt davon ab, wie der Mensch sich verhält.
Wir müssen unsere Umwelt weiter wissenschaftlich erforschen und vor allem auch unser Verhalten den Ergebnissen entsprechend anpassen. Tilen erklärt das an einem Beispiel:
"We can move potentially shippinglanes from areas, where they are known to kill a large number of whales. And very often you can actually find out, that if you move shippinglines by a little bit, a couple of miles sometimes, it drasticalkly reduces the impact on the whales but it doesn't really make a difference on the transit times, or the cost of fuel, or any economy." - Tilen Genov
Es geht also oft vor allem darum, dass sich verschiedene Interessensgruppen auf der Basis von wissenschaftlichen Fakten austauschen, um gemeinsam Lösungen zu finden.
Auch Katharina Hayer hat es sich zum Ziel gemacht, die Menschen für den Meeresschutz zu sensibilisieren und hat dafür die Non-Profit Organisation firmm - foundation for information and research on marine mammals - gegründet. Das komplette Interview mit ihr gibt's hier.
Dinge, die wir alle tun können, um Delfine zu schützen
Auch wenn vermutlich die wenigsten von uns die Möglichkeit haben, Schiffsrouten zu ändern, gibt es es dennoch einige Dinge, die wir alle tun können, um den Delfinen - und damit auch dem Ökosystem Meer - zu helfen, erklärt Tilen Genov. Zum Beispiel (das sollte sowieso selbstverständlich sein): Kein Plastik in das Meer werfen oder am Strand zurücklassen (das gilt übrigens überall: Müll gehört in den Mülleimer). Außerdem sollte niemand Delfin-Shows besuchen. Einerseits, weil es Tierquälerei ist, andererseits, weil es natürlich auch einen Einfluss auf das Ökosystem hat, wenn Delfine dafür aus dem Meer gefangen werden. Er legt den Menschen außerdem Nahe, nicht mit Delfinen zu schwimmen, denn es hat sich gezeigt, dass das direkte Auswirkungen auf deren Erholung und ihre Gesundheit hat und dazu führen kann, dass die Populationen sinken. Und ganz allgemein sollten wir eins nicht vergessen:
"So just being aware that we are guests in their environment. This is their diningroom, their liningroom, their bedroom literally. So just, you know, paying better attention when we drive around with boats and if we see animals, you know, slow down, enjoy it - it's a special occasion - but when they go their own way, you let them." - Tilen Goven
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