Wie junger politischer Aktivismus aussieht, beleuchtet die beeindruckende Dokumentation 'Dear Future Children' von Regisseur Franz Böhm. Redakteur Fabian hat sich den Film angesehen.
"Dear Future Children ist ein Dokumentarfilm über drei junge Aktivistinnen in Hongkong, Uganda und Chile. Wir erforschen die Motivation und Herausforderung von jungem globalen Aktivismus und schauen uns auch den Einfluss auf das Leben der jungen Protagonistinnen an."
So beschreibt Franz Böhm seinen Film Dear Future Children, mit dem ihm eine bewegende, relevante sowie inspirierende Dokumentation geglückt ist. Der preisgekrönte Regisseur, dessen Kurzfilm Good Luck bereits auf dem British Independent Film Festival 2019 einen Award bekam, erzählt aus dem Leben von drei Frauen, die, trotz ihrer unterschiedlichen Motivation, auf ihre eigene Art für eine bessere Zukunft kämpfen – dabei setzen sie sich für Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit und demokratische Werte ein.
Worum es in Dear Future Children geht
Obwohl die Heimatländer von Pepper und Rayen unterschiedlicher nicht sein könnten, verbindet die jungen Frauen der gemeinsame Kampf gegen Staatsgewalten. Rayen lebt in Chile, einem Land, das von Armut und Ungleichheit geprägt ist. Als die Regierung 2019 die Fahrpreise für die Metro erhöht, regt sich Widerstand innerhalb der Arbeiterklasse, deren durchschnittliches Gehalt kaum mehr als umgerechnet 500 Euro beträgt. Nach Demonstrationen und Protesten verkündet der Präsident Sebastián Piñera, im Krieg mit regierungskritischen Bürger*innen zu sein, und ruft in Teilen Chiles den Ausnahmezustand aus. Dies sind die Hintergründe von Rayens Kampf, in dem sie, ihre Familie und andere Demonstrant*innen auf gravierende Gewaltausbrüche seitens der Polizei treffen. Ihr Vater wartet auf eine Operation wegen einer Kugel, die in seinem Bein steckt; Gummigeschosse haben zu Erblindungen geführt und viele mussten mit dem Leben bezahlen.Um ihr Leben fürchtet auch Pepper. Sie lebt in Hongkong und möchte unerkannt bleiben – zu groß die Gefahr, von den Behörden erkannt und weggesperrt zu werden. Auch in Hongkong entwickelten sich Proteste gegen die Regierung unter Carrie Lam, die per Gesetz Strafgefangene in die Volksrepublik China ausliefern lassen möchte. Ein klarer Angriff auf die Demokratie und die Freiheit der Hongkonger Bürgerinnen und Bürger. Scheinbar wahllos geht die Polizei auf friedlich protestierende Menschen los, prodemokratische Parteien werden aus dem politischen System ausgeschlossen. Trotz allem verliert Pepper nicht den Glauben an ihr Heimatland – sie ist Hongkongerin, stellt sie fest. An ihrer Seite stehen, Gasmasken bauend oder eine eigene App entwickelnd, die den Demonstrierenden auf drohende Gefahren hinweist, eine ganze Reihe junger Menschen. Seit 2019 hat sich die politische Situation in Hongkong nicht verbessert, eher im Gegenteil.
Die dritte Aktivistin heißt Hilda und lebt in Uganda. Durch eine Flutkatastrophe hat sie ihr Zuhause verloren und setzt sich seitdem bei der Fridays For Future-Bewegung für den Klimaschutz ein. Ihre Reise ist eine ganz besondere, reicht sie vom Aufsammeln eines schier endlosen Stroms Plastikflaschen bis zu ihrer unglaublich zauberhaften Rede auf einem Klimagipfel in Kopenhagen, während der sie in Tränen ausbricht. "Wie könnt ihr für eine ungewisse Zukunft lernen?", fragt sie Gleichaltrige in einer Szene. Die Frage wirkt nach.
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