Aus der Kategorie "Interesting to know": Warum ein Pseudowissenschaftler geglaubt hat, dass Wasser Gefühle wahrnimmt.
radiowelt
29.03.2023
Kann Wasser Emotionen spüren?
Die absurden Experimente von Masaru Emoto
Der japanische Pseudowissenschaftler "Doktor" Masaru Emoto - Doktor in Anführungszeichen, denn den Titel hatte er sich nur gekauft - beschäftigte sich Anfang der 90er Jahre ausgiebig mit dem Element Wasser. Er war der Meinung, Wasser könnte die Einflüsse von Gedanken und Gefühlen aufnehmen und speichern. Um das zu beweisen, hat er einige ziemlich absurde Experimente durchgeführt. Diese sind bis heute sehr umstritten und werden von der Wissenschaft nicht ernst genommen - auf seine eigene Weise ist das Ganze aber auf jeden Fall spannend, interessant und einen näheren Blick wert.
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Dr. Emoto Masuro und die Kraft des Wassers
Ich liebe dich, du wunderschönes Wasser!
Für ein Experiment hat Emoto beispielsweise drei Gläser mit Wasser gefüllt und Reis dazu gegeben. Das eine Glas wurde in den folgenden Wochen einfach ignoriert, das zweite Glas beschimpft: "Du bist hässlich! Du widerst mich an!" und das dritte Glas wurde mit Liebe überschüttet: "Du wunderschönes Wasser! Ich liebe dich! Ich glaube an dich!" Ja, klingt irgendwie merkwürdig... ist es auch. Aber der Reis in dem ignorierten Glas ist schwarz geworden, der Reis in dem beschimpften Glas verschimmelt und der aus dem Glas, das liebe Worte bekommen hat, wurde tatsächlich zu essbarem Reis - sagt Masaru Emoto. Seine Erklärung: Wasser soll die Emotionen, die ihm entgegengebracht werden, spüren. Wissenschaftler*innen halten das für esoterischen Humbug. Dieses "Experiment" basierte auf keiner empirischen oder wissenschaftlichen Grundlage und konnte nicht wiederholt werden. Emoto wurden später sogar eine Millionen Dollar für den Fall geboten, er könnte die Ergebnisse seines Versuchs wiederholen. Das passierte natürlich nicht.
Emoto ging aber sogar noch einen Schritt weiter
Seine Theorie besagt: Wenn wir zu 60 Prozent aus Wasser bestehen und dieses Wasser auf unsere Emotionen reagiert, dann ist es ja irgendwie nur logisch, wenn beispielsweise Kinder, die ignoriert oder schlecht behandelt werden, ein psychisches Leiden davontragen - wohingegen die, die geliebt werden, sich entfalten können. Auch hier gilt: Seine Schlussfolgerungen lassen sich weder logisch noch empirisch nachvollziehen und es fehlt an einer wissenschaftlichen Grundlage. Aber aufgepasst:Wasser soll nicht nur Emotionen, sondern auch Schwingungen spüren können
Zum Beispiel Musik. Um das zu beweisen, hat Emoto Wasser verschiedenen Klängen ausgesetzt: Metal, Mozart oder auch Pop. Dann wurden Höchstgeschwindigkeitsaufnahmen davon gemacht, wie das Wasser gefriert und sich kristallisiert - das Ergebnis: die Mozart-Kristalle waren schöner als die Metalmusik-Kristalle. Eine ganz klare Kausalität - zumindest für Emoto.In der Welt der Esoterik und der Homöopathie fanden seine Experimente großen Anklang
Sie waren unter anderem Ausgangslage für die Herstellung von sogenanntem "belebtem" Wasser, welches laut einem Gerichtsurteil offiziell als "aus dem Esoterik-Milieu stammender parawissenschaftlicher Unfug" bezeichnet werden darf.Absurde Experimente und Theorien gibt es immer wieder - die Möglichkeit des Zufalls wird dabei allerdings häufig ignoriert. Wolf Schneider, Autor von Kleines Lexikon esoterischer Irrtümer - Von Astrologie bis Zen beispielsweise sagt, dass solche schönen Eiskristalle, wie es das Mozart-Wasser hervorgebracht hat, auch in Abflusswasser gefunden werden können, wenn nur lange genug danach gesucht wird. Andere Wissenschaftler*innen bemängeln außerdem, dass anderen Einflüssen wie etwa Temperatur oder Luftfeuchtigkeit der Umgebung - die Grundlagen der Kristallbildung - ignoriert wurden.
Es ist alles in allem wohl weniger überraschend, dass Emotos Theorien zu Wasser nie von der Wissenschaft anerkannt wurden. Sein Buch Die Botschaft des Wassers wurde allerdings zum Bestseller - curiosity sells... Trotzdem lässt sich abschließend sagen: Nett sein und ausreichend Wasser trinken ist gut für dich - und dafür müssen wir nicht erst Experimente mit Mozart machen.
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