Was wurde in Hamburg erfunden?

Was wurde in Hamburg erfunden?

Inventionen aus der Hansestadt

Franzbrötchen oder Fischbrötchen kommen aus der Hansestadt. Aber in Hamburg wurde noch viel mehr erfunden.

Der große Knall für den Frieden: Dynamit

Ganz genau genommen wurde Dynamit nicht in Hamburg erfunden, sondern ein paar Kilometer außerhalb der Stadtgrenze in Geesthacht. Eine Stadt mit heute etwas über 30.000 Einwohner*innen. Aber Moment mal, wurde der Sprengstoff nicht von einem Schweden erfunden? Ja, Alfred Nobel, Stifter und Namensgeber des prestigeträchtigen Preises ist der Erfinder des Dynamit. Der Chemiker arbeitete jahrelang daran, Nitroglycerin weiterzuentwickeln. Und genau diese Arbeit brachte ihn auf unfreiwillige und auch tragische Art überhaupt erst nach Deutschland.

Bei Experimenten mit Nitroglycerin flog 1864 nämlich sein Haus in Stockholm in die Luft, außerdem kamen sein Bruder und vier weitere Menschen ums Leben. Die Folge: Seine Heimatstadt verbot Nobel, weiter mit Sprengstoff zu experimentieren und er musste sich einen neuen Ort für seine Arbeit suchen – und fand ihn nahe der Pulverfabrik in Geesthacht. Gut drei Jahre nach dem Unglück in Schweden ist es soweit: Alfred Nobel kann 1867 seine Erfindung patentieren lassen. Und die macht ihn so reich, dass er zum Ende seines Lebens nicht nur seine Verwandtschaft finanziell versorgt, sondern auch einen Großteil in eine Stiftung stecken kann, die Wissenschaft und Frieden würdigen soll. Wer weiß, ob es ohne die Möglichkeiten vor den Toren Hamburgs also überhaupt einen Nobelpreis gäbe…?

Lebensretter in Orange: Schwimmflügel

Ein Goldfischteich, ein Schock und seeehr viel Glück – das sind die Zutaten für eine Erfindung, die bald darauf auf so ziemlich allen Urlaubsfotos zu sehen ist: Schwimmflügel. Aber der Reihe nach: Anfang der 1950er-Jahre zieht Familie Markwitz in ein Häuschen in Hamburg-Winterhude. Im Sommer 1956 dann der Schock: Tochter Annette fällt im Garten in den Goldfischteich und kann erst im letzten Moment gerettet werden. Familienvater Bernhard Markwitz, selbst als Rettungsschwimmer ausgebildet, schwört daraufhin, Menschen beim Schwimmenlernen zu helfen. Nur wie?

Die bisherigen Schwimmhilfen aus Kork um den Oberkörper sind eher bedingt hilfreich, Gummischläuche tragen nicht gut genug, aber zumindest die Befestigung an den Armen steht fest. Nach einigen Jahren haben die Schwimmflügel dann 1964 ihre heute bekannte Form erreicht. Nur ist leider kein Hersteller von der Idee überzeugt, wer soll sie also produzieren? Hier kommt nochmal das Glück ins Spiel. Durch einen Lottogewinn von gut 250.000 D-Mark kann Bernhard Markwitz mit der Produktion beginnen. Seitdem haben sie sich über 150 Mio mal verkauft. Und so wurde aus dem schockierenden Erlebnis doch noch etwas Gutes, für Familie Markwitz aus Hamburg und alle Schwimmanfänger*innen.
 

Kleben und Pflegen

Wo fangen wir an, wo hören wir auf? Taschentücher, Nuss-Nougat-Creme oder Aufbewahrungsboxen aus Plastik – bei allen hat sich der Markenname über Jahrzehnte als Bezeichnung für alles durchgesetzt. So auch der Lippenpflegestift, der seit 1909 von der Beiersdorf AG mit Sitz in Hamburg-Eimsbüttel verkauft wird. Entwickelt hat den Labello-Stift der damalige Besitzer von Beiersdorf, Oscar Troplowitz. Das Unternehmen war aber nicht von Anfang an in seinen Händen: 1880 kam der Apotheker Paul Carl Beiersdorf nach Hamburg und gründete zwei Jahre später die nach ihm benannte Firma. Als Gründungsdatum gilt heute derselbe Tag im Jahr 1882, an dem auch das Patent für die sogenannte Guttaperchapflastermulle angemeldet wurde. Später bekannt und beliebt als die Pflaster von Hansaplast.

Noch erfolgreicher – jedenfalls als Name – ist ein anderes Produkt: Das Wort Tesafilm hat es sogar in den Duden geschafft. Und das, obwohl der Ursprung kaum unspektakulärer sein könnte: Namensgeberin ist Elsa Tesmer, Leiterin der Schreibstube bei Beiersdorf – es die ersten Buchstaben ihres Nach- und ihres Vornamens…Anders beim wohl ikonischsten Produkt der AG: Dessen Name leitet sich aus dem Lateinischen ab und bedeutet "die Schneeweiße" – es ist die Nivea-Creme, deren Erfolg beim ersten Verkauf 1911 noch nicht absehbar war. Damals übrigens in einer beige-gelben Verpackung. Die – ebenfalls ikonische – blaue Dose mit weißer Schrift gibt es erst ab 1925.
In Hamburg wird also nicht nur schönes Hochdeutsch mit norddeutschem Einschlag gesprochen, sondern auch die Alltagssprache in ganz Deutschland beeinflusst.
  • Dynamit
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  • Kleben und Pflegen
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Advent, Advent, ein Lichtlein brennt

Advent, Advent...Die brennenden Lichtlein auf dem Adventskranz haben aber tatsächlich ihren Ursprung im Norden. Der evangelische Theologe Johann Hinrich Wichern kümmerte sich seit dem Jahr 1833 im sogenannten "Rauhen Haus" um arme Hamburger Kinder. In der Adventszeit begegnete ihm immer wieder EINE Frage: Wie lange dauert es noch bis Weihnachten. Um dieser Frage zuvorzukommen, nahm er sich 1839 ein Wagenrad und befestigte darauf vier große weiße und 20 kleine rote Kerzen. Die weißen standen für die Adventssonntage, die anderen für die Tage dazwischen. Neben der Tatsache, dass sich die Frage erübrigte, lernten die Kinder so auch noch das Zählen.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ging man dann – vor allem aus praktischen Gründen – zum Adventskranz mit nur 4 Kerzen über – dafür dann aber geschmückt mit Tannenzweigen. Ab ungefähr 1860 setzte sich der Brauch dann in evangelischen und bei den Menschen zu Hause durch. Spätestens nach dem zweiten Weltkrieg wurde er in der ganzen Welt immer beliebter – in allen möglichen Formen und Farben. Im Rauhen Haus in Hamburg wird er übrigens immer noch so wie damals aufgehängt.

Besser als der Daumen: Der Schnuller

Keiner dieser Namen war wohl bei der Erfindung des Schnullers im Gespräch. Dafür war bei der Patentanmeldung 1949 vom "natürlichen und kiefergerechten Beruhigungssauger und Kieferformer" – später als NUK abgekürzt. Die beiden Zahnmediziner Adolf Müller und Wilhelm Balters aus Hamburg hatten es bei ihrer Arbeit immer wieder mit schiefen Zähnen bei Kindern zu tun – sie machten dafür das Lutschen am Daumen verantwortlich und entwickelten einen asymmetrischen Sauger aus Kautschuk mit flachem Schaft und einer Schildplatte gegen das Verschlucken.

Bis heute haben sich die Schnuller immer weiter entwickelt – genau so wie die Diskussionen um ihre Nutzung. Ob sie jetzt schädlich für die Entwicklung des Kiefers sind oder nicht, können wir an dieser Stelle nicht klären. Klar sind aber zwei Sachen: Viele Eltern dürften sehr dankbar für die Erfindung sein und neu war die Idee der beiden Ärzte nicht…Schon im Mittelalter bekamen Säuglinge Lutschbeutel aus Leinen zur Beruhigung, oft gefüllt mit süßem Brei, manchmal auch vorher noch in Branntwein getränkt. Naja, wie gesagt, die Schnuller haben sich zum Glück weiterentwickelt. Auch dank zwei Zahnärzten aus Hamburg…

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