Das vielleicht bisher beste Album der Band hätte wirklich schönere Umstände verdient gehabt.
So gut wie jede legendäre Rockband hat eins...
Die Beatles, Metallica, Weezer haben gleich mehrere – ein Album, das einfach nur genau wie die Band heißt. So ein Album ist (naja, zumindest meistens) weit mehr als eine Notlösung, weil gerade einfach kein passender Name einfallen will: Es ist die Ansage, etwas ganz besonderes abliefern zu wollen.Keine große Überraschung, dass sich Wanda auch daran versuchen wollen – und das Ganze auch ziemlich gut meistern.
Zehn Jahre Geschichte in einer Dreiviertelstunde
Wanda ist wahrlich nicht nur einfach eine weitere Platte der Band. Die ersten Songs daraus hat die Band schon länger hören lassen – "Jurassic Park" hat sogar schon zwei Jahre auf dem Buckel. Hier hört man also keine neue Phase, hier gibt es die ganze Essenz vom Wanda-Mythos. Da darf die Band sich schon auch mal selbst zitieren. "Wir sind verloren" klingt schon ziemlich stark nach "Meine Beiden Schwestern" und "Rocking in Wien" fragt sogar ganz unverblümt nochmal wofür du stehst. Aber es gibt eben auch diese ganz sanften Ausreißer im Wanda-Sound, die verhindern, dass auch nur sowas ähnliches wie Langeweile aufkommt. "Die Sterne von Alterlaa" zum Beispiel hätte man von Marco und Kollegen so sicher erstmal nicht erwartet – da flirten die Jungs mit dem Drumcomputer und statt seinem üblichen Wiener Geschrei säuselt Marco so wie jemand, der grade wegen unangemessenem Erbrechen aus der U-Bahn geschmissen wurde.Rock n' Roll Träume gegen die Realität
Textlich bleiben Wanda eh ganz klar bei ihren Stärken. Herzen werden gebrochen, es wird abgestürzt, sich vom Boden aufgekratzt und dann eben doch wieder nach allen Regeln der Kunst romantisch in den Sonnenuntergang geflogen. Wanda gehen so ziemlich alle Rock n‘ Roll Klischees durch die man so kennt. Aber sie sind sich genau dessen und der Welt darum herum eben doch auch bewusst.Marco weiß selber nicht so genau, ob er im Himmel oder in der Hölle ist, wenn er mit der Wodkaflasche in der Hand verächtlich den Jogger*innen hinten nachstarrt – aber er weiß halt eben auch, dass dieser Lebensweg für ihn einfach das einzig Wahre ist.
In solchen Momenten scheinen die eigenen Lebenskrisen meistens nur subtil durch, manchmal wird es aber auch direkter: "Va Bene" schildert zum Beispiel schonungslos die Sorgen vor dem Älterwerden – ohne Happy End. Besonders kurios wird es, wenn der Wanda-Lebensstil auf die extreme Gegenwart trifft. In "Eine ganze normale Nacht in Wien" muss sich Marco mit einer Frau auseinandersetzen, die bei all den Krisen auf der Welt so gar keine Hoffnung mehr für die Zukunft haben will. Marco schafft es aber sie zu überzeugen, dass alles zwar ziemlich nervt, aber eben auch nicht schlimmer ist, als es die Jahre davor eh schon waren.
Ob das stimmt? Keine Ahnung, aber es macht Spaß für ein paar Minuten wenigstens mal so zu tun als ob.
Wanda wird somit dem Anspruch eines Self Titled Album auf jeden Fall gerecht – Es ist zumindest bislang das definitive Album, mit dem man die Faszination der Band am besten verstehen kann. Es gibt allerdings noch einen Grund, warum Wanda für alle Zeiten besonders bleiben wird: Denn es ist die letzte Platte bei der Keyboarder Christian noch dabei sein konnte. Nicht einmal eine Woche bevor die Platte in die Läden kam verstarb er nach langer Krankheit. Christian hinterlässt nicht nur eine fantastische Platte, die Band macht mit dem Closer auch gleich klar, dass sie nicht einmal der Tod auseinanderreißen kann.
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