Wallows: Model

Wallows: Model

Das Album der Woche

Von  Vitus Aumann
(Nicht ganz) 13 Gründe, warum man dieses Album hören sollte.

So eine Band klingt erstmal nach Alarmglocken.

Warum? Na ja, es gab halt in der Geschichte der Unterhaltung einfach schon zu viele Schauspieler*innen, die ihren Kameraruhm ins Reich der Musik rüberbringen wollten – sich dabei aber nicht besonders angestrengt haben. Deshalb werden Bands, die aus Menschen bestehen, die man eigentlich aus diversen Serien und Filmen kennt, erstmal ein kleines bisschen argwöhnisch begutachtet. Das ist aber auch ein kleines bisschen unfair: Es gibt ja auch Gegenbeispiele. Childish Gambino zum Beispiel, Tom Waits, Dominic Fike und eben auch die Wallows.

Was Dylan Minette, Braeden Lemasters und Cole Preston hier auf Model anstellen, ist deutlich mehr als akustische Ruhmabschöpfung.
  • Wallows: Model
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Authentisch vielseitig 

Streng genommen haben die Wallows ja eh schon klargestellt, dass sie deutlich mehr sein wollen: Tell Me That It’s Over klang schon deutlich zu ambitioniert und vielseitig, um hier noch irgendwelche Faulheit zu vermuten. Model macht sich auf jeden Fall aber auch die Mühe, diesen Weg konsequent weiterzugehen. Beispiel gefällig? "Your Apartment" legt gleicht mit simplem, aber ohrwurmgefährlichen Riff los. Dazu kommt durcheinandergewürfeltes Schlagzeug und epischer Stadionrefrain – viel besser kann man kaum in ein Album reinstarten. Gleich danach darf Dylan mal wieder seinen Julian Casablancas Gedächtnistonfall auspacken und  "Anytime, Always" ins Post Punk Revival Gefilde drücken.

Manchmal wirkt es so, als hätten die Wallows die komplette nordamerikanische Indieszene in ihren Sound gepackt.

Ihre Inspirationen von The Strokes über The Shins bis hin zu Vampire Weekend sind klar raushörbar – aber das Trio baut in jeden Song noch immer diesen einen Kniff ein, der dann doch wieder einen Wallows Song daraus macht. Bei "Going Under" fühlt man sich zum Beispiel erst wie in einem Foster The People Song, bis dann spätestens die Bridge komplett ausbricht und man sich plötzlich imaginär mit den Yeah Yeah Yeahs auf der Bühne steht.

Ganz so experimentell und vielseitig wie beim Vorgängeralbum stehen die Wallows dieses Mal zwar nicht auf dem Laufsteg, aber der Gehörgang wird trotzdem gut genug durchgeschüttelt.

 

Raus aus dem Doppelleben

Okay fair, so gut wie jeder Text über die Wallows fängt mit ihrem Doppelleben an. Aber das musste dieses Mal halt auch sein – denn so wie es aussieht, gibt es bald keine Gelegenheit mehr dazu. Dylan hat tatsächlich erst neulich verkündet, die Schauspielerei erstmal ruhen lassen zu wollen. Und der Grund dafür ist tatsächlich die Musik, weil diese Leidenschaft momentan eben deutlich stärker brennt. Aber wenn man sich die Wallows grade anhört, macht das auch vollkommen Sinn: Hier hört man kein Nebenprojekt, sondern ein Herzensprojekt.

Auf Model wird die Schauspielerband zur Ex-Schauspielerband – und zeigt sich dabei in allerbester Verfassung.



Tracklist: Wallows - Model

  1. Your Apartment
  2. Anytime, Always
  3. Calling After Me
  4. Bad Dream
  5. A Warning
  6. I Wouldn't Mind
  7. You (Show Me Where My Days Went)
  8. Canada
  9. Don't You Thing It's Strange?
  10. She's AN Actress
  11. Going Under
  12. Only Ecstasy
Model von den Wallows wurde am 24. Mai 2024 via Atlantic Recording Corporation veröffentlicht.

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