Wer Ratatouille mag, wird dieses Album lieben. Behaupten wir einmal.
Eigentlich hatten Vampire Weekend ja im Januar groß angekündigt, bis zum Albumrelease zwei Songs im Monat zu veröffentlichen. Als Doppelpack. Die Freude war einerseits schon irre groß - hey, nach fast sechs Jahren soll es endlich ein neues Vampire Weekend Album geben! Gleichzeitig bekommt man als menschliches Wesen, das den Begriff "Vorfreude" nicht nur erfunden sondern fürs gutbürgerliche Entertainment entdeckt hat, auch dezent Muffensausen - zwei Songs pro Monat ab Januar bis zum Albumrelease im Mai, das macht immerhin zehn Songs.
Zwei Wendungen aber haben nun im Nachhinein dafür gesorgt, dass aus dem Plan kein Vorfreudekiller wurde: Father of the Bride birgt sagenhafte 18 Titel. Und: Vampire Weekend haben sich eh nicht an ihre große Ankündigung gehalten und lediglich sechs Songs vorab veröffentlicht. So gibt es auf dem neuen Werk von Vampire Weekend noch einiges zu entdecken.
Eine weitere gute Nachricht: Die sechs vorab veröffentlichten Tracks haben nicht allzu viel vorweg genommen, was einen auf Father of the Bride als Gesamtwerk hätte vorbereiten können. Bis auf die Tatsache, dass die Mischung aus fetzigen und ruhigen Songs wohl ziemlich ausgewogen ist. So kam der eher glattgebügelte, damit fast schon langweilige "Harmony Hall" in einem Paket mit dem ruhigen, kurzen, emotionalen Song "2021". Im nächsten Schub befanden sich "Sunflower" (irre! Der Song stellt wirklich alles im Kopf, nunja, auf den Kopf und lässt sich so schnell nicht mehr los werden) und der ebenfalls eher ruhigere "Big Blue". Im dritten Vorab-Release genau das gleiche: hier wurden der treibende "This Life" und der ruhige "Unbearably White" gepaart.
Nun ist es nicht so, dass sich das ganze Album aus diesem Wechselbad zusammenfügt. Damit, dass Father of the Bride relativ folkig, nein eigentlich schon countrymäßig klingt, konnte keiner anhand der Vorab-Releases rechnen. Einen Lieblingsmoment in der Countryhaftigkeit des Openers "Hold You Now" liefert dafür Hans Zimmer, zumindest ein Sample aus seinem Stück "God Yu Takem Laef Blong Mi" der im Soundtrack vom Zweiten Weltkriegsfilm Thin Red Line zu hören war. Der Chorgesang funktioniert verdammt gut mit einem einfachen Beat unterlegt!
"Sympathy" wiederum verblüfft dadurch, dass in den 3:47 Minuten so wahnsinnig viel passiert - so wahnsinnig viele verschiedene Genres-Elemente einfließen, ohne dass der Song unerträglich eklektisch wirkt.
Auch alte Gassenhauer-Details sind auf dem neuen Album zu hören: barocke Elemente, also Cembalo artige Klänge, Piano, obskure Harmonien gepaart mit harmonischen Obskuritäten. Details, die du schon von vergangen Werken kennst, die dir hier auf Father of the Bride, elf Jahre nach dem Debütalbum der Band, wie alte Freund zuzwinkern zu scheinen.
Die Vielfältigkeit der Songs ist wohl auch auf eine neue Arbeitsweise von Vampire Weekend zurückzuführen. Statt im System der festen Band zu arbeiten, wird hier eher auf das Prinzip des Kollektivs zurückgegriffen: eine menge Menschen arbeiten an einem Gesamtwerk, allerdings nie alle auf einmal. So überrascht es auch nicht, dass Gründungsmitglied Rostam Batmanglij bei ein paar Songs mitgemischt hat, obwohl er 2016 seinen Austritt aus der Band verkündet hat. Oder dass Danielle Haim gleich bei drei Songs featurt.
Ach, wir könnten nun noch ewig lang so weiter schreiben: es gibt unfassbar viele auffallende, schöne Momente an Father of the Bride - die du aber am besten selbst entdeckst. Wir entlassen dich hiermit mit einem munteren: Badabada ba, dudududu du.
Tracklist: Vampire Weekend - Father of the Bride
01 Hold You Now (Ft. Danielle Haim)02 Harmony Hall
03 Bambina
04 This Life
05 Big Blue
06 How Long?
07 Unbearably White
08 Rich Man
09 Married in a Gold Rush (Ft. Danielle Haim)
10 My Mistake
11 Sympathy
12 Sunflower (Ft. Steve Lacy)
13 Flower Moon (Ft. Steve Lacy)
14 2021
15 We Belong Together (Ft. Danielle Haim)
16 Stranger
17 Spring Snow
18 Jerusalem, New York, Berlin
Father of the Bride von Vampire Weekend wurde am 3. Mai 2019 via Smi Col (Sony) veröffentlicht.
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