This Is The Kit: Careful Of Your Keepers

Wenn man eine Umfrage nach der Lieblingsjahreszeit macht, landet der Sommer mit ziemlich großer Sicherheit ziemlich nah am ersten Platz. Aber sogar in diesen Monaten gibt es Dinge, die auf die Nerven gehen: Drückende Hitze, Terminstress auf noch viel schlimmerem Niveau als sonst, unangekündigte Allergieanfälle und manchmal auch einfach so banale Dinge wie übertrieben gut gelaunte Sommerhitanwärter*innen. Manchmal braucht es halt sogar im Sommer ein paar andere Klänge – und da kommen This Is The Kit im genau richtigen Moment:

Careful Of Your Keepers verhilft sogar in der zermürbendsten Hitzewelle zu anderen Gedanken.
 

Liebling der Lieblinge

Ein neues Album von Wahlpariserin Kate Stables und ihrer Band ist immer ein großes Ereignis, das viel zu kleine Wellen schlägt. Denn auch wenn This is the Kit nie Musik für die ganz großen Bühnen gemacht haben: Ein bisschen Indie-Starpower haben sie über die Jahre trotzdem angesammelt. Schon das Debüt wurde von PJ Harvey Kumpel John Parish produziert. Und bevor sich Aaron Dessner zum Lieblingsproduzenten der ganz großen Stars wurde, durfte er bei Kate Stables auf den Produzentenstuhl. Hochgeschätzt wird die Band also auf jeden Fall und das auf jeden Fall zurecht: This Is The Kit haben ihre ganz eigene Nische im jazzigen Indie Folk gefunden, die auch beim neuesten Anlauf sofort alle Traumzentren im Kopf triggert.

In den besten Momenten kann sich Careful Of Your Keepers wirklich wie ein erfrischender sommerlicher Regenschauer anfühlen.

Kates kryptische Textzeilen fließen nur so aus den Kopfhörern heraus und stehen immer klar im Zentrum. Aber auch die Band, die sich vornehm dahinter aufstellt, verdient allergrößtes Lob: Rozi Plain, Neil Smith und Jamie Whitby-Cloes harmonieren mit ihren Instrumenten so perfekt, man bekommt fast schon den Verdacht, dass sich die Band ein gemeinsames Nervensystem teilt. Komplizierte, aber nie überfordernde Drumgrooves treffen auf hektisch gezupfte Gitarren und die Klavier- und Bläsersätze treffen immer genau den richtigen Moment im Song.

Große Veränderungen werden so zu subtilen Kniffen im Song, die nie grob in die Ohren springen, aber trotzdem komplett vereinnahmen.

Songs für den Wandel

Die großen Umbrüche im Leben sind nämlich auch das, was Kate in ihren Songs zu greifen versucht. Gleich im Opener singt sie von sich schließenden Vorhängen, von Dannen gezogenen Menschen und auch vom tanzenden Tod. Klare Bezüge auf reale Situationen gibt es natürlich nicht - Kate schreibt viel mehr einen Gedankenfluss nieder, der genug Raum für ganz eigene Interpretationen liefert: Es schimmert lediglich das übergeordnete Thema durch. Eben, dass viele Dinge ständig unaufhaltsam im Wandel sind – und man deswegen besonders auf die Dinge achten soll, die es zu bewahren gilt. Genau deswegen hat Kate das Album auch nach dem Song "Careful Of Your Keepers" benannt.

Natürlich hält nichts für die Unendlichkeit, aber die Stimme von Kate Stables klingt so, als könnte sie alles wieder zusammensetzen.