The War on Drugs: Live Drugs

The War on Drugs: Live Drugs

Der Lieblingstonträger der Woche

Die Band aus Philadelphia lädt zu einem tranceartigen Roadtrip durch die Bandgeschichte ein.

Ein neues Album bedeutet nicht automatisch neue Musik.

Manchmal hauen Bands auch Alben raus, die kein einziges neues Stück auf der Tracklist haben, aber trotzdem für leuchtende Augen Sorgen. Da gäbe es das Best Of Album: Ein rührseliger Rückblick auf das bisherige Schaffen der Band, der zum nostalgischen Träumen einlädt. Und natürlich das Live-Album – dort darf die Band ein bisschen mit ihren Live Skills angeben. Mit Live Drugs hauen The War on Drugs jetzt gleich beides gleichzeitig raus.

Denn das Live-Album ist mehr als nur ein einfacher Konzertmitschnitt – Die Band hat aus allen Touren der letzten Jahre nur das Beste vom Besten zusammengesucht und in ein außergewöhnliches Werk gepresst.



Introvertierte Stadionrocker

Von der Band aus Philadelphia hat man jetzt vielleicht nicht unbedingt ein Live-Album erwartet. Adam Granduciel ist kein Frontmann, der nach jedem Song eine Ansprache hält, das Publikum bekommt keine dedizierten Mitmachparts und der Rest der Bandmitglieder ist sonst auch eher auf das jeweilige Instrument konzentriert.

Trotzdem gelten The War on Drugs als erstklassige Live Band – Denn das was ihre Alben regelmäßig in die Jahresbestenlisten treibt, sticht Live noch mehr ins Auge.


In ihren besten Momenten können die Songs der Band jeden Menschen aus der Realität reißen, und in einen Tranceartigen Rauschzustand versetzen. Und genau das bekommt Live Drugs eben fast noch besser hin. Abgesehen von ein paar ehrfürchtigen Publikumsjubler*innen und einer Vorstellung der Bandmitglieder, hört man einfach einer Band zu die auf himmlischem Niveau zusammenspielt.

Es sind kleine und ganz große Momente, die Live Drugs so besonders machen. Zum Beispiel, wenn beim Opener "An Ocean Between The Waves" der Drumcomputer vom richtigen Schlagzeug abgelöst wird. Oder wenn zwischen "Pain" und "Red Eyes" Adams Stimme sich von purem Schmerz in komplette Ekstase verwandelt. Und kurz vor Ende, wenn "Under The Pressure" durch ein Stadionrockwürdiges Gitarrensolo an die Substanz geht.

Bandgeschichte in 74 Minuten

Für Live Drugs haben The War On Drugs nicht nur ihre besten Live-Aufnahmen der letzten Jahre herausgesucht - auch die Tracklist hat etwas von einem Best Of Album. Neben den bekannten Hits der späteren Bandphase von A Deeper Understanding und Lost In The Dream, finden sich auch ein paar Perlen, als der Antidrogenkrieg noch in Kinderschuhen unterwegs war. Vor allem bei "Buenos Aires Beach" merkt man der Band den langen Weg an: Das zwölf Jahre alte Original rumpelt noch ziemlich krachig und bluesig daher – die Live-Version klingt angenehm verträumt und fügt sich perfekt in den restlichen Flow der Platte ein.

Live Drugs ist so ein Album, das man am besten mit schalldichten Kopfhörern und geschlossenen Augen anhören sollte. So wird die Platte zum perfekten Portal in die Realitätsflucht.

Auch wenn The War on Drugs keine neuen Songs liefern, erinnern sie uns mit Live Drugs eindrucksvoll daran, warum wir die Band so unglaublich gerne haben.


Tracklist: The War on Drugs - Live Drugs

01 An Ocean Between The Waves
02 Pain
03 Strangest Thing
04 Red Eyes
05 Thinking Of A Place
06 Buenos Aires Beach
07 Accidentally Like a Martyr
08 Eyes to the Wind
09 Under the Pressure
10 In Reverse


Live Drugs von The War on Drugs wurde am 20. November 2020 via Super High Quality Records (Ja das Label heißt wirklich so) veröffentlicht.

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