The Notwist bei egoFM

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Die egoFM Privataudienz mit The Notwist

In dieser Ausgabe der Privataudienz übernehmen The Notwist das egoFM Studio, spielen ihre liebsten Songs und erzählen ganz privat Geschichten dazu. Die komplette Sendung kannst du jetzt hier nachhören.

The Notwist bei egoFM

Lieblingstonträger: Das neue Album Vertigo Days

Die egoFM Privataudienz mit The Notwist



Lieblingstonträger: Das neue Album Vertigo Days


Mit Superlativen soll man ja bekanntlich vorsichtig sein: Aber The Notwist sind wahrscheinlich die beste Band von der noch viel zu wenige Leute gehört haben.


Die Band wird zum Kollektiv und liefert den schönsten Schwindelanfall aller Zeiten.

Vom beschaulichen Weilheim aus hat die Band um die Gebrüder Acher erst mit krachigem Post Punk Sound auf sich aufmerksam gemacht, dann immer mehr die elektronischen Klangerzeuger für sich entdeckt und mit Neon Golden ein Meisterwerk abgeliefert, das sogar die internationalen melancholischen Indienerds zum Ausflippen gebracht hat.

Nach dieser langen, erfolgreichen Bandgeschichte bringt jedes neue Album natürlich auch massive Erwartungen mit – und vielleicht auch leichte Sorgen, ob The Notwist an das gewohnt hohe Niveau anknüpfen können.

Im Falle von Vertigo Days kann man ganz klar sagen: Jap. Können sie. Und Wie.


Abschied und Verwandlung

Vertigo Days ist in gewisser Weise auch ein verspäteter Abschied. Martin Gretschmann, auch bekannt als Console und jahrelang hauptverantwortlich für die elektronischen Einflüsse der Band, ist seit einigen Jahren nicht mehr Teil von The Notwist. Das Album ist das erste klassische Projekt ohne ihn. Ersetzt wird er nicht nur durch Cico Beck (manchen als Teil von Joashino bekannt), sondern quasi durch die gesamte Musikwelt.

Denn für Vertigo Days haben The Notwist den Status Band verlassen und sich in ein Kollektiv verwandelt.

In den mittlerweile sieben Jahren seit Close to the Glass waren The Notwist alles andere als unproduktiv: Nebenprojekte wie Spirit Fest wurden gegründet, Compilations ausgearbeitet und hochkarätige Festivals organisiert. Dort wurden fleißig Kontakte geknüpft, die jetzt auf der neuen Platte neue Impulse geben dürfen.

Das Ergebnis der neuen Band- oder eben Kollektivdynamik ist die wohl vielfältigste Notwist-Platte.



Klangweltenurknall

Die Weilheimer haben ja sowieso schon immer Zickzacklinien zwischen allen möglichen Klangwelten geschlagen. Vertigo Days geht da sogar nochmal ein Stück weiter. Beispiel gefällig?

Das Album beginnt mit einem Einminütigen Trommelintro, begleitet von geisterhaften Synthiesphären. Mit einem Klavierklang ist dann alles vorbei und "Into Love/Stars" beginnt. Ein einfühlsames Wiegenlied zu dem man sich am liebsten in den liebsten Quarantänencouch kuscheln möchte – bis der Song sich in der Mitte entscheidet, plötzlich zum New Wave überzuwechseln und elektronische Drumbeats und klirrende Klangerzeuger ins Spiel bringt.

Den mechanischen Groove nimmt "Exit Strategy To Myself" ohne Unterbrechung auf und reißt Hörer*innen erst mit einsetzender Gitarre, dann mit berstender Synthiewand aus der gerade eben noch so kuscheligen Wohligkeit. Und nachdem der Song dann gefühlt die ganze Welt in ein synthetisches Rauschen gehüllt hat, zieht "Where You Find Me" den Stecker und liefert das ab, was noch am nächsten an einen Hit herankommt ab.

Klingt abwechslungsreich? Ist aber noch nicht einmal die erste Hälfte von Vertigo Days.

Danach lädt Künstlerin Saya noch zu einem Ausflug in die japanische Chamber Pop-Szene ein, die argentinische Sängerin Juana Molina leiht "Al Sur" ihre Stimme und Jazzmusikerin Angel Bat Dawid verfeinert "Into The Ice Age" mit ihrer Klarinette.

Das klingt beim Lesen jetzt vielleicht ein bisschen so, als würde das Album beim Hören leichte Schwindelgefahr ausstrahlen: Aber The Notwist haben es geschafft jeden Stilwechsel, jede Stimmungsschwankung in ein homogenes Album zu pressen.


Vertigo Days ist vollgepackt mit sich immer wiederholenden Motiven und jeder Song geht so flüssig in den nächsten über, dass man sich zwischendurch fragt, ob man gerade noch ein Album oder schon ein DJ Set hört. Und trotz aller abenteuerlichen Klangreisen strahlt dann doch jeder Song diese ungewohnte Vertrautheit aus, die auch schon Neon Golden und The Devil, You + Me zu schrulligen Meisterwerken gemacht haben.

Gut möglich, dass sich Vertigo Days genau da einreihen wird.


Tracklist: The Notwist - Vertigo Days

01 Al Norte
02 Into Love / Stars
03 Exit Strategy To Myself
04 Where You Find Me
05 Ship
06 Loose Ends
07 Into The Ice Age
08 Oh Sweet Fire
09 Ghost
10 Sans Soleil
11 Night's Too Dark
12 *stars*
13 Al Sur
14 Into Love Again

Vertigo Days von The Notwist wird am 29. Januar 2021 via Morr Music veröffentlicht.

Die egoFM Privataudienz mit The Notwist

Diesen Freitag übernehmen The Notwist von 20 bis 21 Uhr das egoFM Studio und stellen ihre liebsten Songs vor. Mit dabei sind die unterschiedlichsten Künstler*innen (die die wenigsten wahrscheinlich bisher schon auf dem Radar hatten) und obendrauf gibt's natürlich jede Menge Hintergrund-Infos und besondere Geschichten zu der Musik und den Musiker*innen.

Die Privataudienz mit The Notwist ist eine Stunde voller Musikentdeckungen und fühlt sich an, als würden die Jungs direkt in deinem Wohnzimmer sitzen und dir Platte für Platte die Musik zeigen, die sie lieben.



Die Wiederholung der egoFM Privataudienz gibt's übrigens am Sonntag von 10 bis 11. Alle Songs die The Notwist mitgebracht haben, siehst du hier.

Tracklist

1. Natalie Merchant & Kronos Quartet - Butcher's Boy
2. Penguin Café - Solaris (Cornelius Remix)
3. Tara Clerkin Trio - In The Room
4. Vanishing Twin - Magicians Success
5. Meridian Brothers - Guaracha U.F.O.
6. Broadcast - Echo's Answer
7. Moondog - All Is Loneliness
8. Marlowe - Honest Living
9. Ben LaMar Gay - Uvas
10. Arthur Russell - You Are My Love

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