Temples - Hot Motion

Temples - Hot Motion

Der Lieblingstonträger der Woche

Sogar Noel Gallagher findet diese Band gut. Was kann da noch schiefgehen?

War denn früher wirklich alles so viel besser? Klar, durch den Retrofilter wirkt alles, was früher passiert ist, erstmal unkompliziert und angenehm. Aber in den angeblich so tollen Sechzigern gab es doch auch massive Probleme.

Und selbst wenn alles wirklich so gut gewesen wäre – man kann doch sowieso nicht mehr zurück.


Warum versuchen wir nicht etwas anderes: Holen wir uns doch einfach das Beste von damals in die Gegenwart! Wie das immerhin musikalisch geht, zeigen die Temples.

Straight Outta Strawberry Fields

Keine Frage: Die Jungs aus der englischen Kleinstadt Kettering wären lieber in einer anderen Zeit geboren. Das merkt man an so gut wie jeder Ecke: Das Cover von ihrem neuen Album Hot Motion schreit förmlich nach Nostalgie.

Und beim egoFM fest dieses Jahr hätten Temples mit ihren Glitzerjacken und Frisuren locker den Preis für die bestgestylte Band abstauben können.

Auch musikalisch bleibt der Zeitsprung in die Gegenwart wie erwartet auch beim mittlerweile dritten Album aus:


Die Temples kuscheln sich immer noch zwischen Retrogitarren und knarzigen Synthesizern ein. Zum Glück ist also alles, was wir an den Vorgängeralben so sehr geliebt haben, noch da. Ohrwurmmelodien, die auch nach Wochen nicht aus dem Kopf verschwinden wollen? Gibt es jede Menge - vor allem "Context" macht es sich langfristig im Gehörgang bequem.

Dazu kratzige Gitarrenlicks und ein Drumsound, der einen mal eben nonstop nach Woodstock teleportiert – aber ohne das eigentlich dazugehörige Sauwetter.

Trotzdem bleiben die Temples nicht komplett in der Vergangenheit stecken.


Auch wenn es keine ganz gravierende Veränderung gibt, hört man doch deutlich raus, dass sich die Engländer für Hot Motion weiter durch die Plattenkisten gekramt und neue Inspirationen gesucht haben.

So spielt Hot Motion zum Beispiel immer wieder mit einem deutlich schwereren Bass und Schagzeugsound.
Zusammen mit James Bagshaws hohem Gesang funktioniert der besonders gut und erweitert das Klangrepertoire der Temples um eine Facette.

Modern mit Retro-Anstrich

Auch die Texte der Temples passen irgendwie genauso gut in die Vergangenheit wie auch in die heutige Zeit. Das liegt vielleicht weniger an der Band, sondern daran, dass es einfach damals wie heute ekelhafte Politiker gab. Mit "Step Down" wird denen - freundlich formuliert - der Rücktritt nahegelegt.

Auch die Gegenwart ist also nicht spurlos an den Temples vorbeigegangen.


Neben den Texten vor allem zu hören in den Songstrukturen. Im Gegensatz zu ihren großen Psychedelic Rock-Vorbildern verlieren sich die Briten nicht in ewigen Improvisationen oder ähnlichem: Temples wissen bei jedem Song ganz genau, wo sie hinwollen.

Das bedeutet jetzt aber nicht, dass Hot Motion ein vorherhörbares Album geworden ist: Da gibt es zum Beispiel "Atomise" mit seinem langsamen Intro und plötzlich einsetzenden krachigen Basslauf, der den Song in eine völlig andere Richtung bugsiert.

Aber trotzdem funktionieren eben alle Songs auf Hot Motion ohne große Einarbeitungszeit. Mit jedem Song kann man jederzeit in die Vergangenheit abtauchen, aber genauso schnell wieder in die Gegenwart zurückkehren - etwa wenn man Lust bekommt, eine Serie zu bingewatchen.

Hot Motion ist also die perfekte Kombination aus Nostalgie und Gegenwart geworden.


Tracklist: Temples - Hot Motion

01 Hot Motion
02 You’re Either On Something
03 Holy Horses
04 The Howl
05 Context
06 The Beam
07 Not Quite The Same
08 Atomise
09 It’s All Coming Out
10 Step Down
11 Monuments


Hot Motion ist am 27. September bei PIAS erschienen.

Design ❤ Agentur zwetschke