Mit freundlicher Unterstützung von der Hypnosekröte.
Man schaut ein paar Minuten auf ein Pendel, jemand schnippst mit den Fingern und plötzlich ist man komplett in der Trance.
Die Hypnose ist schon etwas enorm faszinierendes, auch wenn die reale Therapieform wohl etwas weniger spektakulär abläuft, als wie man es aus zahllosen Filmen, Comics oder Videospielen kennt. Trotzdem wirkt doch gerade jetzt, bei allem Chaos was auf der Welt herrscht, eine Stunde in kompletter Trance unglaublich verlockend:
Wer aber gerade keine*n Hypnotiseur*in, kein Psychopokémon und keine Hypnosekröte zur Hand hat, kann sich immer noch von der Musik in Trance versetzen lassen. Perfekt dazu geeignet ist das neue Album von Parra for Cuva: Juno.
Getanzte Subtilität
Wenn man elektronische Tanzmusik viel zu grobschlächtig aufteilen würde, kämen zwei Kategorien dabei heraus: Die erste, die mit hämmernden Bässen und schneidenden Ohrwurmmelodien perfekt dazu geeignet ist bei der Strandparty euphorisch durch die Gegend zu hüpfen. Die andere sorgt mit tranceartigen Klangflächen dafür, dass man sich in seiner eigenen Gedankenwelt verliert und die Realität mal eben gegen eine sanfte Parallelwelt austauscht.Nicolas Demuth zielt mit seinem Projekt Parra for Cuva definitiv in die zweite Richtung. 2013 hat er Chris Isaaks Evergreen "Wicked Game" in eine tranceartige Struktur gebracht und war plötzlich auch weit über die Heimat Göttingen aus bekannt. Wahrscheinlich hätte Nicolas seinen schnell erlangten Ruhm auch dafür ausnützen können, einen Chart Hit nach dem nächsten rauszuhauen. Aber bei Parra For Cuva geht es explizit in die andere Richtung - seine Songs lassen sich Zeit und verzichten auf Ohrwürmer:
Man kann sich regelrecht in ihnen verlieren. Und genau da macht Juno hervorragend weiter.
Vaterfreuden
Die größte Inspiration für Juno war ein einschneidendes Erlebnis im Leben von Nicolas - und überraschenderweise hat das fast gar nichts mit Corona zu tun. Während er an neuen Soundflächen gearbeitet hat, kam seine Tochter auf die Welt: Natürlich stand danach erst einmal alles auf dem Kopf und Nicolas musste sich erst einmal an eine ganz neue Welt gewöhnen. Nur folgerichtig, dass das Album nicht nur seiner Tochter gewidmet ist, sondern auch gleich ihren Namen trägt.Und Juno klingt auch gleich so, als würde man sanft in eine neue Welt geleitet werden. "Her Entrance" beginnt mit flirrenden Synthies und fernöstlich angehauchter Flöte, bis der Beat einsetzt und man sich nach Festivalstimmung bei Sonnenuntergang sehnt. Der Titeltrack führt die melancholische Grundstimmung weiter und verfeinert sie mit dezenten Glockensamples. Auf "Ordel" haben dann sanft gezupfte Gitarren ihren großen Auftritt und zum ersten Mal darf auch eine Stimme auftauchen. Das Klangspektrum in das Parra for Cuva eintaucht scheint absolut keine Grenzen zu kennen. Akustische Samples harmonieren perfekt mit zurückhaltenden elektronischen Klängen und die Stimmung wechselt gekonnt zwischen zärtlicher Melancholie und sanfter Euphorie. Und obwohl jeder Song klar seine eigene Identität besitzt, verfällt man beim Zuhören schnell in einen tranceartigen Zustand und alles verschmilzt zu einem großen Ganzen.
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