Palace - Life After

Palace - Life After

Der Lieblingstonträger der Woche

Auch wenn der Titel anderes verlauten lässt: Die zweite Platte von Palace ist ein Lobgesang auf das Leben.

Bloß nicht überanstrengen. Worte, die man sich jetzt gerade zu Herzen nehmen sollte - nicht nur weil man sonst dezent Gefahr läuft, einen Hitzeschlag abzubekommen. Klar, es gibt genug Dinge, über die man sich zurecht aufregen sollte. Aber man darf auch nicht vergessen, den Blick für das Schöne auf der Welt zu verlieren. Das kann beim täglichen Wahnsinn manchmal ganz schön schwierig sein. Aber wie gut es funktionieren kann, zeigen Palace auf ihrem zweiten Album.

Hoffnung schlägt Weltschmerz

Schon der Titeltrack macht klar, worauf man sich auf Life After einstellen kann: "I've been writing this song to help you breathe again" säuselt Sänger Leo Wyndham über verzerrte, leicht exotisch klingende Gitarrenwände. Genau das, worauf jeder vom Heuschnupfen geplagte Mensch diesen Sommer wohl gewartet hat. Und auch der Rest der Platte, stellt die Sonnenseiten des Lebens klar in den Vordergrund. Ganz anders also, als beim Debüt von Palace So Long Forever, dass sich klar mit Trennungen und Verlusten beschäftigt hat. Über solche Themen wird bei Life After zwar schon immer noch gesungen.

Aber der Fokus liegt jetzt nicht mehr auf dem Schmerz, sondern auf dem Weitermachen, dem Zurückfinden ins Leben. Also Songs über Hoffnung statt über Kummer.


Augenöffnende Konzerte

Warum Palace plötzlich so einen Stimmungswechsel durchgezogen haben? Das hängt viel mit der Zeit kurz nach dem hochgelobten Debüt zusammen. Palace waren die folgenden Monate pausenlos auf Tour, um ihre Songs über Schmerz und Verlust unter die Leute zu bringen. Und genau diese Konzerte haben so einiges verändert. Die eigentlich tieftraurigen Songs wurden durch die Fans live zu etwas ganz Neuem.

Die Band bekam quasi direkt vor demonstriert, wie effektiv negative Emotionen im Kollektiv ins komplette Gegenteil umgewandelt werden können.

Für Palace war das nahezu beflügelnd: Die ersten Songs für Life After entstanden direkt nach den Shows schon im Tourbus.

Auch wie Palace ihre Songs aufnehmen hat sich verändert. Die perfektionistischen Tüftler, die wochenlang an einzelnen Tonspuren herumprobiert haben, bloß um dann in letzter Minute doch noch etwas ganz anderes zu machen, sind Geschichte. Die Londoner hatten nach der Tour genug Selbstvertrauen getankt, um einfach auf ihr Bauchgefühl zu hören.

Deshalb klingt Life After, anders als das Debüt, weniger wie ein genau geplanter Stadtpark: Man fühlt sich eher als würde man einem Urwald beim langsamen Wachsen zuhören.

Schlagzeuger Matt Hodges hält sich meistens subtil im Hintergrund, damit sich Rupert Turner und Leo Wyndham an der Gitarre austoben können – zumindest so lange, bis Leo zum Gesang ansetzt. Dann treten alle Instrumente höflich zur Seite und klimpern angenehm nebenher, ohne banal zu werden, aber auch ohne zu stark abzulenken. Wenn sich die Foals mal dazu entscheiden sollten, eine entspannte Easy Listening Platte aufzunehmen, würde sie wahrscheinlich ungefähr wie Life After klingen.



Tracklist: Palace - Life After

01 Life After
02 Berlin
03 Younger
04 Face In The Crowd
05 Caught My Breath
06 Martyr
07 All In My Stride
08 No Other
09 Running Wild
10 Bones
11 Heaven Up There

Life After ist am 12. Juli 2019 auf Caroline International erschienen.

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