Michael Kiwanuka - Kiwanuka

Michael Kiwanuka - Kiwanuka

Der Lieblingstonträger der Woche

Michael Kiwanukas drittes Album ist ein epischer Aufruf, sich selbst zu akzeptieren.


Selbstzweifel? Wieso eigentlich?


Auf den ersten Blick hat Michael Kiwanuka eigentlich keinen Grund an sich zu zweifeln: In England wurde er zum vielversprechendsten Newcomer 2012 gewählt – und das vor einem gewissen Frank Ocean. Sein Debütalbum? Ein Riesenerfolg, der ihn gleich mal ins Vorprogramm von Adele brachte. Und seit Album Nummer Zwei läuft er nicht nur im Radio, sondern auch in allen möglichen Soundtracks erfolgreicher Serien.

Also eigentlich dürfte Michael Kiwanuka also nur so vor Selbstvertrauen strotzen. Aber ganz so einfach ist es eben nicht – mit dem Erfolg kamen auch die Selbstzweifel.


Doch damit soll jetzt Schluss sein. Mit seinem dritten Album Kiwanuka will der Brite zeigen, dass er endlich seinen Platz in der Musikwelt gefunden hat.

Ein bisschen Vergangenheit, ein bisschen Zukunft

Der Vorgänger Love & Hate hat es im Titel schon angedeutet: Michael Kiwanuka kann mühelos zwischen mitreißenden Soul-Stampfern wie "Black Man in a White World" und epochal traurigen Balladen wie dem Titeltrack "Love & Hate" hin und her grooven.

Und auch auf Kiwanuka zeigt Kiwanuka Vielseitigkeit: "Rolling" prescht mit fuzziger Gitarre und Piano-Trillern nach vorne, "Living in Denial" nimmt das Tempo raus und bekommt durch einen dezenten Backgroundchor und Bläsereinsatz einen angenehmen Groove. "Solid Ground" zieht einem dann durch Orgelklänge und langsam einsetzende Streicher den Boden unter den Füßen weg.

Aber obwohl Michael Kiwanuka viele verschiedene Richtungen einschlägt, klingt sein Album geradezu meisterhaft in sich geschlossen.


Das hat mehrere Gründe: Zum einen hat das Produzentenduo aus Danger Mouse und Inflo schon wieder eindrucksvolle Arbeit geleistet. Jedes Instrument bekommt genug Platz zum atmen, moderne Sounds fügen sich reibungslos in die Soul-Kulisse ein, Beats aus dem Computer und gesampelte Sprachfetzen wechseln sich mit organischem Schlagzeug ab.

Natürlich denkt man bei Michael Kiwanukas Songs erstmal an die Vergangenheit, aber die Produktion klingt zeitgeistig und absolut einzigartig - so sehr, dass sie vielen anderen Künstler*innen als Inspiration dienen könnte.

Im Mittelpunkt steht aber natürlich Miachel Kiwanukas Songwriting-Talent:


Der Brite lässt seinen Stücken die nötige Zeit zu wachsen, was bei Tracks wie "Light" und "Hard To Say Goodbye" zur epischen Länge führt. Dazu kommen noch stimmungsvolle Interludes, die Kiwanuka einen herrlichen Flow verleihen: Die Songs machen sich zwar auch in Playlisten gut, aber das Album will schon als Ganzes gehört werden.

Selbstzweifel überwunden

Hinter dem doch recht naheliegenden Albumtitel verbirgt sich übrigens noch eine letzte Abrechnung: Für Michael war sein Nachname immer wieder das Symbol dafür, nicht so ganz reinzupassen.

Zu Schulzeiten wurde er konstant falsch ausgesprochen, seine Familie in Uganda war mit der englischen Aussprache unzufrieden. Als er seinen Plattenvertrag unterschrieb wurde ihm sogar nahegelegt, einen Künstlernamen anzunehmen. Die Labelchefs hatten Angst davor, dass Kiwanuka zu kompliziert für die Hörer und Radiomoderatoren sein könnte (Entschuldigung an dieser Stelle, wir tun wirklich unser Bestes).

Aber das liegt jetzt endgültig in der Vergangenheit. Mit seinen Songs hat Michael Kiwanuka jetzt allen bewiesen, dass er zu den ganz großen Songwritern der Gegenwart gehört - allen Selbstzweifeln zum Trotz.



Tracklist: Michael Kiwanuka - Kiwanuka

01 You Ain't The Problem
02 Rolling
03 I've Been Dazed
04 Piano Joint (This Kind Of Love) Intro
05 Piano Joint (This Kind Of Love) Main
06 Another Human Being
07 Living In Denial
08 Hero
09 Hard To Say Goodbye
10 Final Days
11 Interlude (Loving The People) 
12 Solid Ground 
13 Light
Kiwanuka erscheint am 01. November bei Universal.

Design ❤ Agentur zwetschke