Leon Bridges: Leon

Leon Bridges: Leon

Das Album der Woche

Von  Vitus Aumann
Unser Musikliebling lässt einen tiefen Einblick in die Seele zu.

Die Geschichte war einfach zu schön

Ein talentierter Musiker, der sich mit Knochenjobs in der Küche über Wasser halten muss, bis er plötzlich auf der Bühne entdeckt wird, ins Studio gehen darf und die Chance bekommt, die ganze Welt zu verzaubern. Und wer Leon Bridges kennt weiß, dass er diese Chance sowas von genutzt hat. Trotzdem ist so eine Geschichte von außen natürlich nur ein Teil der Wahrheit. Was wirklich im Künstler vorgeht, weiß natürlich nur er selbst.

Aber zum Glück lässt er uns auch daran teilhaben - denn mit Leon legt er sein bislang mit Abstand persönlichstes Album vor.

Tagebuch, Tagtraum oder Therapiestunde

Was Leon Bridges hier vorhat, zeigt er eigentlich schon mit dem Albumtitel: Ein Album einfach nach sich selbst zu benennen ist - mal abgesehen vom Debütalbum - eigentlich schon immer ein Zeichen für eine höchst persönliche Platte. Bei Leon stimmt das jetzt natürlich nur halb, eigentlich heißt er ja Todd… aber trotzdem trieft die Tracklist geradezu vor persönlichen Einblicken.

Zum Beispiel was Leon traurig macht ("When A Man Cries"), aber auch Glücksgefühle werden Thema ("That’s What I Love"). Manchmal singt er aber auch über sehr spezifische Geschichten: "Laredo" erzählt zum Beispiel von einer Tänzerin, von der er unglaublich begeistert war, es allerdings nicht geschafft hat, ihr das persönlich zu sagen. Klingt erstmal wie eine recht willkürliche Geschichte, aber sie zeigt eben überdeutlich, wie sehr Leon Bridges damals wie heute für die Musik brennt.

Leon lässt einen beim Hören nostalgisch in eine Jugend zwischen Kinderzimmer, erster Liebe und amerikanischem Traum abdriften - selbst wenn man im wirklichen Leben im stinklangweiligen Münchner Vorort groß geworden ist.

Country mit Seele

So schön wie auf "Panther City" hat übrigens wohl noch nie jemand über einen Nintendo 64 gesungen. Trotzdem kann der Klang von Leon beim ein oder anderen Menschen vielleicht für Verwirrung sorgen - erst recht, wenn man sich damals auf Coming Home in ihn verliebt hat. Mit dem stampfenden Retrosoul hat Leon nämlich nicht mehr viel zu tun. Der Sänger präsentiert sich hier deutlich zurückgenommener: Oft wird er nur vom Klavier oder einer Gitarre begleitet und auch wenn Songs wie "Peaceful Place" mal den großen Bandsound auffahren, halten sich die Instrumente vornehm im Hintergrund.

Erst Recht wenn "Can’t Have It All" dann die Slide Gitarre auspackt, ist Leon dann endgültig im Countrysound angekommen. Eigentlich nur konsequent: Leon Bridges hat schon vor Jahren davon gesprochen, dass er gerne mal ein Country Album machen würde. Das hat damals vielleicht noch für hochgezogene Augenbrauen gesorgt, Leon zeigt jetzt aber, dass Soul und Country näher beieinander liegen als gedacht. Und der neue, intimere Sound führt zu einem Album, das die Seele des Künstlers näher beleuchten soll.

Leon Bridges steht hier jederzeit im Zentrum und das muss bei so einem Album auch genau so sein.



Tracklist: Leon Bridges - Leon

  1. When a Man Cries
  2. That's What I Love
  3. Laredo
  4. Panther City
  5. Ain't Got Nothing On You
  6. Simplify
  7. Teddy's Tune
  8. Never Satisfied
  9. Peaceful Place
  10. Can't Have It All
  11. Ivy
  12. Ghetto Honeybee
  13. God Loves Everyone
 
Leon von Leon Bridges ist am 4. Oktober via Columbia erschienen.

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