Ladyhawke: Time Flies

Ladyhawke: Time Flies

Das Album der Woche

Von  Vitus Aumann
Die Neuseeländerin feiert eine beeindruckende Wiederauferstehung.

Irgendwie schon verwunderlich, dass Ladyhawke so mühelos die Indiedisko erobern konnte.


Man könnte meinen, dass Songs über Delirien, brennende Städte und magisch verfluchten Beziehungsstress nicht unbedingt zum Tanzen motivieren. Aber Ladyhawke hatte schon immer besonderes Talent dafür, bedrückende Themen in mitreißende Tanzflächenfüller zu verwandeln – Songs vom mittlerweile 12 Jahre alten Debütalbum dürfen immer noch auf keiner Indieparty fehlen. An diese großartigen Tage möchte Ladyhawke jetzt anknüpfen – die letzten Jahre gab es schließlich genug graue Themen, die einen bunten Anstrich vertragen könnten.

 

Zurück zu den goldenen Jahren

Drückt man auf Play, hört man wabernden Bass, ein Ohrwurmriff und hohe Klaviertöne – und schon ist es schwer, ruhig sitzen zu bleiben. Für Time Flies hat Ladyhawke alle ihre Stärken reaktiviert. Vor allem Songs wie "Guilty Love", "Mixed Emotions" und "Walk Away" sind prädestinierte Indiediskohits. Bei einem Albumtitel wie Time Flies ist es aber auch wirklich keine große Überraschung, dass quasi ein Best of der guten alten Zeiten aufgefahren wird. Und Ladyhawke nutzt die vertrauten Klänge um über ihr eigenes, bewegtes Leben zu erzählen.

Der Titeltrack versucht die Normalität in einer Welt zu finden, in der die eigentliche Heimat plötzlich 12 Stunden mit dem Flugzeug entfernt liegt und das ganz persönliche Beziehungsdrama für alle hörbar im Radio läuft.

Songs schreiben ist für Ladyhawke wie Therapie und sie schreckt dabei nicht davor zurück, in schmerzhafte Regionen zu gehen:


Alkoholsucht wird genauso thematisiert wie unangebrachte Reaktionen auf ihre gleichgeschlechtliche Beziehung. Und übergriffige Männer bekommen auf "Reactor" ihre zynische Abrechnung.  



Horror des Lebens wegtanzen

An manchen Stellen der Platte wird besonders deutlich, wie herausfordernd die letzten Jahre für die Künstlerin waren: Ladyhawke ist Mutter geworden und musste nach der Geburt mit schwerer postnataler Depression kämpfen. Und während sie schon am neuen Album gearbeitet hat, wurde ihre eigene Mutter schwer krank. So ist "Take it Easy Mama", das Herzstück der Platte, gleich beiden Müttern gewidmet: Einmal als Dankeschön und eben auch als Durchhalteparole.

Bei so viel schwerer Kost auf der Platte musste die Neuseeländerin ihr Spezialtalent besonders stark in Anspruch nehmen – aber sie hat es geschafft:

Time Flies klingt erfrischend und befreit, die düsteren Themen ziehen nicht herunter, sondern geben dem wilden Herumgetanze die nötige Wucht. Und es macht einfach nur froh einer Künstlerin, die sich schon mit so viel herumschlagen musste, dabei zuzuhören, die Dämonen mit Leichtigkeit auszutreiben.

Selbst der grauste Quarantänetag leuchtet mit Ladyhawke in wunderschönen Neonfarben.

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Tracklist: Ladyhawke - Time Flies


01 My Love
02 Think About You
03 Time Flies
04 Mixed Emotions
05 Guilty Love
06 Take It Easy Mama
07 Loner
08 Adam
09 Reactor
10 Walk Away
11 Love Is Blind


Time Flies von Ladyhawke wurde am 19. November 2021 via BMG veröffentlicht.

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