Juse Ju: Millenium

Juse Ju: Millenium

Der Lieblingstonträger der Woche

Das fünfte Album des Exil-Schwaben setzt seine eigene (Erfolgs-)Geschichte fort.

Shibuya Crossing, die berühmte, vielfrequentierte Straßenkreuzung in Tokio ist für Juse Ju ein wichtiger Bestandteil seiner Biografie: Als Jugendlicher wuchs er in der japanischen Hauptstadt auf. Sein letztes Album, Shibuya Crossing, thematisierte genau diese einschneidende Zeit in seinem Leben und gilt als sein Coming-of-Age-Album.

Klare Kante und persönliche Geschichten

Die Geschichten setzt Juse nun auf seinem fünften, sehr guten Album Millenium fort.

Mit gewohnt klarer Kante und mit sehr persönlichen Geschichten nimmt uns der Rapper mit in die Zeit danach. Eine Zeit nach Japan und nach dem Erfolg mit dem Album. In eine politisch aufgeladene Zeit, in eine Zeit nach gebrochenen Herzen.

Hut ab: Kein Auto-Tune!

Dabei wechseln sich moderne Trap-Banger und oldschoolige-Boom-Bap-Beats ab. Musikalisch ist das auf höchstem Niveau, was das Produzenten-Team C.O.W. 牛 da zusammengeschustert hat. Hier zeigt sich auch der Facettenreichtum von Juse: Krachige Beats erfordern brachiale Zeilen. Hut ab, dass er bei gesungenen Hooks komplett auf Auto-Tune verzichtet!

Am besten ist Juse aber immer dann, wenn sich seine Story-Telling-Fähigkeiten an die relaxten Beats anschmiegen.


"Unter der Sonne", der letzte Song auf Millenium, ist eine Hommage an Juses verstorbenen Onkel, der unüberhörbar ein großes Vorbild gewesen sein muss. Der Song schafft es, dass wir mit Juse um seinen Verlust trauern und uns gleichzeitig eine so coole Sau wie Alex als Onkel wünschen.


Lose Sammlung guter Songs, statt schweres Konzept

Aber klar: nicht alle Songs sind autobiografisch. Manchmal geht’s auch einfach nur darum, dass man es als Pfleger in Deutschland echt schwer hat (Juse arbeitete mal in einer Psychiatrie). Oder darum, dass Autos und Autofahrer, seiner Meinung nach kacke sind.

"Wie kann es sein, dass überall alle Parkplätze belegt sind, aber gleichzeitig immer alle im Stau stehen!?", stellte er im egoFM Interview mit Max die richtigen Fragen. Das ganze Interview mit Juse Ju kannst du übrigens hier nachhören. 


Man darf kein autobiografisches Konzeptalbum erwarten.

Auch kein system- oder gesellschaftskritisches. Juse Ju hat sich bewusst gegen ein Konzeptalbum entschieden, sondern dafür, mit Millenium den logischen Nachfolger zu Shibuya Crossing zu liefern und sich selbst so zu zeigen wie er ist: Smart, nachdenklich, manchmal frustriert, immer eloquent.



Tracklist: Juse Ju - Millenium

01 Kranich Kick
02 Millenium
03 Sayonara
04 Claras Verhältnis
05 Edgelord (feat. Milli Dance)
06 TNT
07 Ich hasse Autos (feat. Bonzi Stolle & Panik Panzer)
08 MTVs Most Wanted (feat. Mädness)
09 Model in Tokio (feat. Nikita Gorbunov & Mia Juni)
10 Unter der Sonne


Millenium ist am 26. Juni bei Groove Attack erschienen.

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