Der schönste Seriensoundtrack ohne dazugehörige Serie.
Egal ob Gossip Girl, The O.C. oder Skins
Eigentlich braucht jede Generation ihre eigene: diese ganz besondere Coming of Age Serie, die plötzlich ganz eng mit dem eigenen Aufwachsen verknüpft ist. Eine neue Serie in dieser Gewichtsklasse wäre eigentlich schon längst mal wieder fällig. Der perfekte Soundtrack dafür ist nämlich schon da.Holly Humberstone macht genau die Musik, die alle wichtigen Momente noch ein kleines bisschen filmreifer macht
Feng Shui für die Gefühlswelt
Ja schon klar. Beim Gossip Girl Rewatch fallen mittlerweile schon ziemlich viele toxische Verhaltensweisen auf und Skins hätte rückblickend wahrscheinlich mehr als nur eine Triggerwarnung gebraucht. (Verleumdung von The O.C. wird an dieser Stelle nicht toleriert). Trotzdem hängen halt immer noch genug Szenen daraus im kollektiven Gedächtnis fest. Das liegt, wenn man mal ehrlich ist, zum Großteil an der Musik.Auf diesen emotionalen Sweet Spot zielt so ziemlich jeder Song von Holly Humberstone ab
Paint My Bedroom Black hat für jeden denkwürdigen Moment zwischen Teeniezeit und Erwachsenenleben die perfekte akustische Schulter zum anlehnen parat. Hollys Stimme schafft es immer, genug emotionales Drama zu transportieren, ohne aber kitschig zu werden. Die Musikerin schafft es jedes Mal aufs Neue die Songs wie persönliche Geständnisse klingen zu lassen: Paint My Bedroom Black fühlt sich so fast mehr wie ein eskalierter Deep Talk-Abend an, anstatt wie eine Debütplatte. Mal erzählt Holly vom Schwindelgefühl am Anfang einer Beziehung, mal vom gnadenlosen Vermissen und mal von zerfetzenden Selbstzweifeln. Aber auch wenn der Albumtitel vielleicht etwas anderes andeutet, halten sich Freude und Frust dabei angenehm die Waage: In Songs wie "Cocoon" wird sich vielleicht kompromisslos ausgekotzt, aber es schwingt auch die Gewissheit mit, dass alles nur eine Phase ist.Jedes Zimmer klingt anders
Paint My Bedroom Black ist zwar wenn man's ganz genau nimmt das Debütalbum der jungen Engländerin. Aber Holly hat schon viel zu viel Musik rausgebracht, als dass man sie noch als Newcomerin bezeichnen könnte. Das Debütalbum ist also nicht wirklich ein erstes Statement, sondern gleich schon erste Weiterentwicklung. Der früher manchmal noch recht rohe Bedroom Pop hat vielfältige neue Soundebenen verpasst bekommen: "Into Your Room" sticht zum Beispiel vor allem dank seinem herrlich umherwabernden Synthie-Riff heraus, während "Elvis Impersonators" eher auf hallendes Klavier und Gitarrensound setzt und ein bisschen an Phoebe Bridgers erinnert. "Flatlining" hätte mit seinem hektischen Drum Computer Sound dann sogar ganz gut auf Lordes Melodrama gepasst und bei Songs wie "Ghost Me" schwingt sogar ein leichter Country Einschlag mit – vielleicht die größte Überraschung in Hollys Zimmer.Erst recht wenn sie dann für "Baby Blues" den Auto-Tune-Regler aufs Imogen Heap Level hochjagt, fällt dann natürlich doch wieder auf, wie gut ihre Musik in ein Teen Drama passen würde...
Die Serie, die Holly Humberstone mit ihren Songs veredeln kann, fehlt zwar vielleicht noch – bis dahin kann aber einfach das reale Leben herhalten.
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