Giant Rooks: How Have You Been?

Das Album der Woche

Von Vitus Aumann

Die Jungs aus Hamm machen den nächsten Schritt auf der Treppe nach ganz oben.

Auf welche Fragen wird besonders oft gelogen?

Klar, es gibt die Klassiker. Sowas wie "Wer hat den letzten Spezi aus dem Kühlschrank geklaut?", "Wo kommen die leeren Bierflaschen her?" oder auch "Hast du Zeit spontan den Kollegen zu vertreten?". Aber statistisch gesehen wird wohl wahrscheinlich eine eigentlich ganz simple Frage auf Platz eins landen: Das einfache "Wie geht’s dir?" Denn "Joa Bisschen stressig momentan, aber alles gut sonst" ist natürlich keine bös gemeinte Lüge, aber doch sehr selten die ganze Wahrheit.

Ist aber natürlich auch schwer so etwas Komplexes in einer kurzen Antwort wahrheitsgemäß zusammenzufassen. Auf Albumlänge geht das schon deutlich besser, frisch bewiesen von den Giant Rooks.

Giant Rooks: How Have You Been?

Das Album der Woche

Wiedersehen macht Freude

Eigentlich ziemlich merkwürdig, dass How Have You Been? wirklich erst das zweite Album der Giant Rooks ist. Gefühlt sind die Jungs aus Hamm doch schon ewig mittendrin im Geschehen. Aber die Giant Rooks haben es eben raus, wie man im Gespräch bleibt: Durch spontan viral gehende Coversongs mit AnnenMayKantereit zum Beispiel, oder auch durch Support Tours für Ex-Boyband-Stars. Aber vor allem haben sie den Nachschub an neuer Musik nie so ganz abreißen lassen. Alle paar Monate kamen die Giant Rooks mit neuen Songs um die Ecke – und mit denen gibt es jetzt ein Wiedersehen.

Stolze sieben Tracks der Platte kennen wir schon: Mit "Morning Blue" ist sogar ein fast zwei Jahre alter Song auf der Platte gelandet.

How Have You Been? ist also nicht wirklich eine Momentaufnahme, sondern hat mehr etwas von einem konsequent weitergeschriebenen Tagebuch.

Man kann also durchaus versuchen nachzuvollziehen, was die Köpfe der Giant Rooks die letzten Jahre bewegt hat. Unter anderem die Beatles zum Beispiel: Den Königen der Popmusik wird nicht nur immer wieder im Sound gewürdigt, Fred lässt auch immer wieder Songtitel wie "Love Me Do", "Strawberry Fields Forever" und "Come Together" fallen. Aber neben Huldigungen geht es auch um Verarbeitung. "Nobody Likes Hospitals" thematisiert zum Beispiel Finns Kampf gegen seine Depressionen und "Cold Wars" ist die perfekte Zusammenfassung einer gewohnt passiv-aggressiven Familienfeier. Die Giant Rooks trauen sich also durchaus auch unangenehmere Themen zu, schaffen es aber immer sogar diese in einen lockeren Mitsingsound zu verpacken.

Groß, größer, gigantisch

Es gibt aber natürlich auch Frisches auf die Ohren. Vor allem "Flashlights" und "Fake Happiness” sind langsam vor sich hin stampfende heimliche Highlights und "Brave New World" reißt mit seinem Krautrock-Einfluss noch ganz neue Soundfacetten auf. Sonst klingt How Have You Been? aber ziemlich nach großem Stadion und Arme in die Luft werfen. Die Giant Rooks haben ihren Sound logischerweise an die Größe der Bühnen angepasst, auf denen sie mittlerweile so oft unterwegs sind. Freund*innen von Ecken und Kanten werden bei How Have You Been? nicht wirklich hängen bleiben, aber es ist schon enorm beeindruckend, wie die Giant Rooks mal einfach so mit den Pop Rock Titanen und Titaninnen der Gegenwart Schritt halten können.

Ob die Giant Rooks jetzt die "Wie Geht’s dir" Frage auch wirklich wahrheitsgemäß beantwortet haben, wissen natürlich nur die Jungs selbst – Aber How Have You Been? ist trotzdem eine der schönsten Antworten, die man sich vorstellen kann.