Zum Jahresende wollen wir nochmal den Künstler würdigen, der uns in den Lockdowns immer wieder bei Verstand gehalten hat.
Tagebuch schreiben ist mittlerweile ganz schön unterbewertet.
Früher gehörten sie noch fest zur persönlichen Grundausstattung, heute sind sie eher Ausnahmeerscheinung. Dabei kann es bei allem Trubel manchmal ziemlich sinnvoll sein, mal alle Gedanken zusammenzufassen und einzuordnen. Und wenn man das nicht nur in ein Buch schreiben will, kann man ja einfach auch Musik daraus machen.Genauso hat es Fred Again.. gemacht.
Fred (from the shadows)
Fred war irgendwann einfach da und auch schnell nicht mehr wegzudenken. Aber eigentlich war der Auftritt gar nicht so plötzlich - Er hat ihn nur lange aus dem Schatten vorbereitet.Schon als Teenager hat Fred, der ganz zufällig im Haus neben Brian Eno aufgewachsen ist, für Musik in allen Formen gebrannt. Ziemlich schnell hatte er als Songwriter und Produzent so gut wie überall seine Finger im Spiel. Sein Lebenslauf reicht schon von The xx und FKA Twigs bis hin zu Megastars wie BTS und Ed Sheeran. Kein Wunder also, dass sich Fred bei seinen ganzen Fähigkeiten und seinen Connections auch irgendwann selbst auf die Bühne wagen wollte – und das tat er dann zu einer Zeit, als sich dort ganz schön viel Staub angesammelt hatte.
Aber während die Pandemie und geschlossene Clubs den Rest der Musikwelt ziemlich ausgebremst haben, traf Fred Again.. mit seinem sehnsuchtsvollen Elektro halt genau den Nerv der Zeit und plötzlich war ein neuer Musikliebling da.
Echtes Leben im Hochformat
In den letzten Jahren verging eigentlich kaum ein Monat ohne neuen Song von Fred Again.. und Actual Life 3 ist, wie der Name unschwer erkennen lässt, schon die dritte Platte in guten anderthalb Jahren. Sein Erfolgsrezept hat sich dabei trotzdem nicht wirklich verändert: Seine Songs basieren eigentlich immer auf einem kleinen Wortschnipsel, der dann nach allen Regeln der eigenen Kunst in etwas ganz neues verwandelt wird. Manchmal mit flotten UK Garage Drumsamples, dann wieder gerne auch mal sphärisch zum dahinträumen.Für Actual Life 3 hat er sich aber dieses Mal statt Wortschnipseln immer öfter auch Songfetzen geschnappt. "Danielle (smile on my face)" dreht zum Beispiel einen Song von 070 Shake auf links und macht aus dem eher behäbig stampfenden Hip Hop Track ein temporeiches Tanzflächenbrett. Genauso packt "Delilah (pull me out of this)" eine Liveperformance von Delilah Montagu in die perfekte Schnittstelle zwischen Euphorie und Verzweiflung. Aber wie das echte Leben besteht auch Actual Life 3 nicht nur aus schweißtreibendem Tempo, sondern auch aus nachdenklicheren Momenten. "Berwyn (all thit i got is you)" verlässt sich zum Beispiel mehr auf geisterhafte Klavierklänge und einen dramatischen Chorus von Dermot Kennedy.
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