Fontaines D.C.: Romance

Fontaines D.C.: Romance

Das Album der Woche

Von  Vitus Aumann
Die wahrscheinlich beste Rockband des Planeten liefert den nächsten Volltreffer.

Britische Bands müssen beim Karrierestart erstmal ihre Schuhgröße messen lassen

Ja, ernsthaft. Wie soll man sonst auch feststellen können in welche Fußstapfen die neue Band denn treten soll? Egal ob The Stone Roses, Blur, Radiohead oder natürlich Oasis - jede frisch gebackene Kapelle muss sich erstmal mit dem Ruf "die neuen XY" herumschlagen.

Für Fontaines D.C. wird es jetzt aber endgültig Zeit das Lineal wegzupacken - die Fußstapfen der Fontaines sind allerspätestens mit Romance viel zu groß für jede Legacyband.


Unio Mystica oder wie das gleich noch hieß

Fontaines D.C. lieben ihre Schockmomente. Ein Album über Romantik? Ernsthaft? Und dann klingt die Vorabsingle "Favourite" auch noch so richtig schön nach melancholischem Roadtrip. Da konnte man schon stutzig werden, auch wenn man von den Fontaines natürlich schon einige Schlenker gewohnt ist. Aber Romance ist eben schon ein größerer Neuanfang.

Wo sich Dogrel, A Hero’s Death und Skinty Fia im Großen und Ganzen mit der irischen Heimat auseinandergesetzt haben, packt die vierte Platte jetzt vielseitigere Themen an. Bei der namensgebenden Romance geht es nämlich nicht nur um zwischenmenschliche Gefühle: Fontaines D.C. sehen die Romantik als etwas tiefer gehendes, als einen Blick hinter die Oberflächlichkeit des Alltags und als einen Versuch die Schönheit im Alltag wiederzuentdecken.

Eben genau das was man braucht, um die ziemlich ätzenden Zeiten gerade durchzustehen.

Deshalb drehen sich die Songs auf Romance um Dinge wie Familie, Freundschaft, mentales Wohlbefinden und eben auch die Liebe. Klingt fast schon nach heiterem Sonnenschein, aber keine Angst: Dieses Düstere, was Fontaines D.C. zum Anwärter auf die coolste Rockband seit The Strokes gemacht hat, klebt natürlich immer noch in den Songs - aber die Suche nach ein bisschen Sonnenschein setzt die halt in einen besseren Kontext.

 

Post-Cyberpunk

Und wie klingt das? Ums mal nicht so kompliziert zu sagen: Es klingt einfach nur übertrieben krass!

Die Iren haben sich für Romance von allen möglichen Filmklassikern wie Himmel über Berlin oder sogar Akira beeinflussen lassen. Diese Einflüsse bleiben zwar eher subtil, aber die Platte ist definitiv voller Songs mit Soundtrackpotential - und es ist wahnsinnig vielseitig. Da gibt es "Starburster", ein Song der stark Richtung HipHop ausbricht und die wohl aggressivsten Einatmer der Musikgeschichte liefert. "Death Kink" stapft mit aggressiver Energie nach vorne.

Aber es gibt auch gänzlich ungewohnte Klänge

Auf "Sundowner" zum Beispiel schaufelt die Band gigantische Klangflächen auf und Grian lässt sogar Gitarrist Conor das Mikrofon übernehmen. "In The Modern  World" klingt fast nach einem Lana Del Rey Song. Kaum ein Song klingt wie der andere, Fontaines D.C. reißen mit jedem Kapitel eine ganz neue Soundwelt auf.
 
Die Iren haben für sich ja eh schon früh festgelegt, dass ihre Version des Post Punk eben nicht nur streng aus Schlagzeug, Bass, Gitarre und Geschrei bestehen muss - auf Romance erreicht die die Genrefusion mal wieder einen Höhepunkt.

 


Am Ende kommt eben "Favourite" und zeigt noch einmal, warum Romance so ein besonderes Album ist.

Wo der Song als Single vielleicht noch für leicht fragende Gesichter gesorgt hat, passt er als Abschluss der Platte einfach nur Perfekt. So ist Romance eben nicht nur eine gelungene Songsammlung, sondern ein Album, das eine Harmonie heraufbeschwört und seine Songs so noch einmal ein gutes Stück besser klingen lässt. Es ist ohne Frage der vierte Volltreffer der Band.

Auf dem Debütalbum sang Grian Chatten damals  mal "My childhood was small, but I’m gonna be big” - und damit hat er eigentlich fast schon untertrieben.
 


Tracklist: Fontaines D.C. - Romance

  1. Romance
  2. Starburster
  3. Here's The Thing
  4. Desire
  5. In The Modern World
  6. Bug
  7. Motorcycle Boy
  8. Sundowner
  9. Horseness Is The Whatness
  10. Death Kink
  11. Favourite

 
Romance ist am 23. August XL Recordings erschienen.

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