Das neuformierte Trio feiert zumindest theoretisch die Rückkehr in die Normalität.
Nach dem Weltuntergang muss man sich erst einmal neu sammeln. Auch wenn alles so eintrifft, wie man es vorhergesagt hat.
Es ist fast schon absurd, wenn man an das Jahr 2019 zurückdenkt: Mit der Perspektive von heute wirkt alles so rosig und unschuldig damals, aber schon damals waren die Alarmglocken im Dauerklingelmodus. Die Foals ließen sich damals nicht nur zu einem, sondern gleich zu zwei Konzeptalben über das Ende der Welt hinreißen – und die nächste Jahre gaben der Band dann auch noch irgendwie recht. Es wäre also wohl kein Wunder gewesen, wenn die Foals ein komplett düsteres "Wir habens euch ja gesagt"-Album über die trostlose Realität geschrieben hätten. Aber bei der neuen Foals Platte hören wir jetzt genau das Gegenteil:Life is Yours klingt überdurchschnittlich gut gelaunt – und das ist nicht trotz des Lockdowns passiert, sondern eben gerade deswegen.
Realitätsflucht in die Disco
Nachdem die Foals also gezwungenermaßen ihre Zeit im verregneten England verbringen mussten, gingen ihnen auch noch langsam die Bandmitglieder aus. Bassist Walter machte schon die Everything Not Saved Will Be Lost-Zeit nicht mehr mit, jetzt zog auch Keyboarder Edwin den Schlussstrich hinter die Band. Übrig blieben Drummer Jack, Gitarrist Jimmy und natürlich Kopf der Band Yannis – und die große Lust, den tristen Pandemiealltag mal hinter sich zu lassen. Und die beste Gelegenheit der Realität zu entfliehen war für die Foals das Studio.Life is Yours ist damit gleichzeitig Neuorientierung wie Rückbesinnung. Die brachialen Gitarrenwände der Holy Fire und What Went Down Tage sind leider verschwunden, dafür gibt es wieder verspulte Synthiespielereien, die man aus der ganz frühen Antidotes-Zeit kannte. Alle Songs basieren auf zuckrigen Synthieriffs und Discobeats, während Sänger Yannis seinen üblichen, energiegeladenen Gesang beisteuert. Der Groove und die Tanzbarkeit stehen immer im Fokus. So klingen die Foals fast wie eine weniger krachige Version der Klaxons – oder wie LCD Soundsystem mit deutlich weniger Selbstmitleid.
Widersteht man dem Drang zu Tanzen für ein paar Minuten um, genauer in die Texte reinzuhören, hört man auch hier das Bedürfnis nach optimistischeren Tagen deutlich raus.
"Wake Me Up" klingt wie der Versuch, sich aus dem Pandemiekoma wachzurütteln, "2001" sprüht vor Sommersehnsucht und "2am" ist eine Ode an die Abende, die man am nächsten Tag so richtig bereut. Denn das Leben, dass sich die Foals zurückwünschen, muss nicht perfekt sein: Es soll nur ein spektakulärer, bunter und aufregender sein als die tristen letzten Jahre.
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