Fatoni: Wunderbare Welt

Fatoni: Wunderbare Welt

Das Album der Woche und Fatoni im Interview

Von  Max Klement (Interview) | Miriam Fischer (Album der Woche)
Unser Album der Woche ist die aktuelle Platte 'Wunderbare Welt' von Fatoni, der im Interview mit egoFM Moderator Max ganz ausführlich über das Album und seine musikalische Weiterentwicklung gesprochen hat.


Fatoni bei egoFM

Fatoni im Interview: Das komplette Gespräch zum Anhören 

Das Album der Woche: Wunderbare Welt



Fatoni im Interview: Das komplette Gespräch zum Anhören

Am 19. Mai erschien Fatonis neues Album mit dem Titel Wunderbare Welt - ein kleiner Reminder für uns alle, erzählt der Musiker im Interview:
"Ich glaube schon, dass ich mich selbst daran erinnern wollte - und vielleicht auch alle anderen - dass es wirklich eine ernst gemeint wunderbare Welt ist, in der wir leben. Aber natürlich fühlt es sich gerade überhaupt nicht so an in dem Zeitgeist, in dem wir leben, mit den Ängsten, die wir alle haben - zurecht auch. Und das fand ich auch gerade irgendwie interessant, als Bruch in diese Zeit eine Platte rauszubringen, die so heißt. Aber an sich ist es natürlich eine wunderbare Welt, in der wir leben [und] es könnte ja auch eine wunderbare bleiben. Das ist halt eine Utopie, aber daran kann man sich auch manchmal erinnern." - Fatoni
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Vorhang auf für Fatoni

Wunderbare Welt hat ein cineastisches Überthema, das immer wieder aufgegriffen wird, die Singlecover sind zum Beispiel Kinoplakate, die wiederum an dem Kino auf dem Plattencover hängen: 

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Außerdem spielen einige Musikvideos im Kino und im Video zum titelgebenden Song "Wunderbare Welt" ist Fatoni in insgesamt 20 verschiedenen Filmszenen zu sehen:


Was viele überrascht hat: Den Refrain singt Fatoni selbst

Und auch an anderen Stellen, zum Beispiel im Song "Pete", hat er eigene Gesangparts eingebaut. Diese Entwicklung hin zu mehr Gesang war für ihn ein ganz logischer und natürlicher Schritt. Manch eine*r würde also jetzt vielleicht sagen, Fatoni hat sich mit Wunderbare Welt vom Rapper zum Musiker entwickelt, er selbst unterscheidet da aber gar nicht mehr so. 
"Also es gibt bestimmt musikalischere Rapper und unmusikalischere und manchmal sind die unmusikalischen gar nicht so schlecht oder uninteressant, weil das gar nicht so wichtig unbedingt ist, um geiler Rapper zu sein. Aber trotzdem ist am Ende des Tages jeder Rapper ein Musiker, weil deine Stimme einfach immer ein Instrument sein wird, auch wenn du nicht singst. Das ist, was glaube ich viele Leute nicht verstehen, die selber keine Musik machen." - Fatoni

Trotzdem sagt er auch:
"Ich hab mich auch nie so krass als Musiker gesehen oder definiert [...]. Mir war der Text auch immer sehr wichtig, ich komm eigentlich eher so vom Text und halt der Rap, dass es irgendwie krass gerappt ist. Und mittlerweile denk ich halt auch mehr - ich glaube das hört man der Platte auch an - in Liedern, mit 'ner Struktur, mit verschiedenen Teilen eines Songs, also eher so klassisch. Und oft eben auch jetz mit Melodien und einem gesungenen Part so, wird mir immer wichtiger." - Fatoni 

Krasse Beats und Punchlines sind Fatoni neben Singer-Songwriter Tracks aber auf seinem neuen Album immer noch genauso wichtig - es gehört eben beides zu ihm, erzählt er.

Im Interview spricht er außerdem darüber, welchen Song er beim ESC performen würde, was ihm Yoga gibt, mit wem er in Zukunft gerne noch ein Feature machen würde und welcher Kinofilm er selbst wäre - Spoiler: Es ist ein Wes Anderson-Werk. 



Das Album der Woche: Wunderbare Welt

Knapp vier Jahre nach seinem letzten Solo-Album Andorra hat Fatoni nun seine neue Platte Wunderbare Welt veröffentlicht. Und so viel vorab: Wer in die wunderbare Welt von Fatoni eintaucht, der weiß nicht wirklich wohin die Reise geht, wie viele Umwege und Zwischenstopps es geben wird oder was überhaupt das Ziel ist. Es gibt keine wegweisende Richtung, aber das ist auch gar nicht so schlimm, denn wie sagt man so schön: Der Weg ist das Ziel. 

Den Anfang macht der gleichnamige Song "Wunderbare Welt". Ein smoother Einstieg, der den Zuhörer*innen das Gefühl gibt, dass es okay ist, sich einfach mal rauszunehmen und zurückzulehnen.

Dieses Gefühl der Gelassenheit bleibt allerdings nicht lange erhalten und es folgt einer von vielen Umbrüchen.

Denn abgesehen vom cineastischen Überthema hat man das Gefühl, Fatoni legt sich nicht so richtig fest - das Album ist soft und persönlich, an manchen Stellen melancholisch, aber auch gesellschaftskritisch und selbstironisch. Und genau so vielseitig und abwechslungsreich klingt die Platte auch: Fatoni rappt zu akustischer Gitarre und Hip Hop Beats, er überrascht mit Gesang, Klavierklängen und catchy Melodien und bei "Alle ziehen" sogar mit Electrosounds. Alles in allem ist die Platte damit definitiv eine authentische Weiterentwicklung, ohne dass irgendetwas von früher auf der Strecke bleibt. Außerdem hat er jede Menge grandiose Feature-Künstler*innen am Start: Tristan Brusch, Danger Dan, Lambert, Deichkind, Roger Rekless, Max Herre und Mola.


Ein Auf und Ab der Gefühle

Wunderbare Welt fühlt sich an, als hielte man Fatonis Tagebuch in den Händen und würde beim Durchschauen hier und da mal ein paar Seiten überspringen und wild vor und zurückblättern. Oder eben, als säße man im Kino und der Film wird immer wieder vor- und zurück gezappt. Trotzdem wird man direkt mitgerissen und nimmt wie ein Chamäleon die Emotionen des jeweiligen Songs an. So fühlt man sich beim Anhören im einen Moment gefangen im Alltagstrott ("Du wartest"), nur um im nächsten Moment fröhlich mit Alfred Jodocus Kwak mitzusingen ("Fröhlich"), um danach wieder von Selbstzweifeln zerfressen zu werden ("König der Zweifler"), nur um dann übertrieben von sich selbst überzeugt zu sein ("Links Rechts"). 

Spaziergang auf der Memory Lane 

Fatoni wirbelt uns mit Wunderbare Welt aber nicht nur einmal quer durch sein Gefühlsleben, sondern nimmt uns auch mit auf seine Memory Lane. In "Mid 90s" schwelgt er in der Erinnerung an die 90er, als es für ihn nicht viel mehr als Kiffen, Skaten, Mädchen und Hip Hop gebraucht hat, um glücklich zu sein. Er schaut selbstkritisch zurück auf jugendliche Jahre, in denen man so wenig wusste und sich so allwissend gefühlt hat ("Mein junges Ich"), blickt auf seinen eigenen Lebensweg zurück und merkt, dass sich nicht immer alles so entwickelt wie gedacht - und dass das vollkommen okay ist ("Wär doch schlimm"). Er geht außerdem selbstkritisch mit eigenen Verhaltensweisen um und spricht über Drogenkonsum ("Alle ziehen") und viel zu hohe Bildschirmzeiten ("Ich surfe").

Und was darf bei einem Spaziergang auf der Memory Lane natürlich auch nicht fehlen? Ein Break Up-Song! 

Und den liefert uns Fatoni gemeinsam mit Tristan Brusch. "Danke dass du mich verlassen hast" ist so traurig wie hoffnungsvoll und holt uns ins Gedächtnis, dass ein Ende nicht immer etwas Schlechtes ist. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende, oder so...

Fatonis Wunderbare Welt ist laut und leise, lässt Raum für Traurigkeit und Fröhlichkeit, normalisiert das Nebeneinander von Selbstzweifeln und Selbstbewusstsein, regt an zu Gesellschaftskritik und kritischer Selbstreflexion und überzeugt mit klugen Wortspielen und einer beeindruckenden musikalischen Vielfältigkeit. Und nach dem letzten Song bleibt eine ähnliche Stimmung, wie wenn man sich nach einem bewegenden Film das Popcorn vom Shirt schüttelt und den Kinosaal verlässt. 



Tracklist: Fatoni - Wunderbare Welt

  1. Wunderbare Welt
  2. Du wartest (feat. Tristan Brusch)
  3. Fröhlich
  4. Danke dass du mich verlassen hast - (feat. Danger Dan)
  5. König der Zweifler (feat. Lambert)
  6. Mid 90s
  7. Alle ziehen
  8. Ich surfe
  9. Dumm (feat. Deichkind, Roger Rekless)
  10. Links Rechts
  11. Pete
  12. Mein junges Ich
  13. Wär doch schlimm (feat. Max Herre, Mola)
  14. Mit dem Taxi in die Therapie

Wunderbare Welt von Fatoni erschien am 19. Mai 2023 via LOL Records.

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