Father John Misty: Mahashmashana

Father John Misty – wer war das noch gleich?

Ganz früher war er mal Songschreiber im Hintergrund, für absolute Popgrößen wie Beyonce und Lady Gaga. Zwischendurch saß er auch mal für die wunderbaren Fleet Foxes am Schlagzeug. Aber sein Meisterstück kam eben, als sich Joshua Tillman in einen unverschämt stylischen Anzug zwängte und anfing, seine Folkmusik in immer abgefreaktere Bahnen zu lenken. Da gabs I Love You, Honeybear – eine Platte die auf ziemlich ikonische Weise zwischen gediegenem Sarkasmus und komplett ehrlichen Liebeserklärungen hin und hergesprungen ist. Und natürlich Pure Comedy, eine gnadenlos zynische, aber eben auch humorvolle Abrechnung mit der Gegenwart.

Father John Misty kann also extrem gut beobachten – und das, was er sieht, in verdammt berührende Textzeilen verwandeln, egal ob humorvoll, zynisch oder hin und wieder auch ehrlich.

Da macht Mahashmashana ohne Umschweife weiter

Mahashmashana – was war das noch gleich?

Das ist ein altindisches Wort und bedeutet so viel wie "großer Verbrennungsort". Und wer sich mit hinduistischen Bestattungsritualen auskennt, kann sich wahrscheinlich schon denken, dass es hier jetzt folgerichtig um die ganz existenziellen Themen geht. Schon der Titeltrack beleuchtet fast stolze zehn Minuten lang eine Romanze, die gleichzeitig irgendwie auch Schöpfungsmythos sein kann. Darüber könnte man ruhig noch länger grübeln, aber da legt schon "She Cleans Up" mit Blues Riff im Black Keys Stil los, und einem Text der es irgendwie schafft Maria Magdalena mit Jonathan Glazers Under The Skin zusammenzubringen.

Könnte überraschen, aber es ist doch Father John Misty

Und auch weiter bleibt Mahashmashana textlich recht am Absurden orientiert, so geht es auch um natürlich rein versehentliche Drogentrips, komplette Dissoziation oder auch das unaufhaltbare Ticken der Zeit. Aber auch die ehrlichen Momente kommen dazwischen nicht zu kurz. Wenn Father John Misty auf "Screamland" mit bedrückter Stimme "It'’s always the darkest right before…” singt und kurz stoppt, erwartet natürlich jede*r ein optimistisches "before the dawn". Aber nein: Father John Misty hat nur ein "before the end" zu bieten – und wenn dann die Streicher absolute Horroratmosphäre heraufbeschwören, kann die Wahrnehmung schon mal kurz kippen.

Wenige Songs, übertriebene Vielfalt

Viele von den Stärken der Platte kennt man zwar schon, aber Mahashmashana ist doch ein besonderes Album in der Plattensammlung des Fathers. Und das liegt vor allem am Klang.

Auf gerade mal acht Songs bildet Father John Misty eine wirklich beeindruckende Soundkulisse ab: Ja es gibt den smoothen Chamber Folk, der den man von "Pure Comedy" kennt. Aber eben noch so viel mehr: "Summer’s Gone" klingt fast schon nach Orchesterstück, "She Cleans Up" kann sich nicht so recht zwischen Blues und Post Punk entscheiden, ist aber auch egal, weil beides gut klingt. Und dann kommt da noch "Screamland" mit seinem Art Noise Rock – so wohlklingend wurden noch nie Gehörgänge zerfetzt. Und ja, die Songs dauern manchmal übertrieben lange, aber sie fühlen sich niemals so an. Diese Soundvielfalt sorgt dafür, dass man sich an Mahashmashana einfach nicht satthört. 

Mahashmashana ist so eben ein Album, zu dem man entspannt  lässig Martinis an der Bar schlürfen oder halt auch über metaphysische Implikationen auf die Realität sinniern kann – und sowas gegensätzlich Absurdes kriegt halt wirklich nur Father John Misty hin.