Mit diesen Songs bekommt man sogar den Weltuntergang irgendwie geregelt.
Es gab mal eine Zeit, da hat Ezra Furman einen Song namens "Ordinary Life" rausgebracht – und viel mehr kann man eigentlich gar nicht auf die falsche Fährte locken.
Denn Ezras Musik ist ziemlich viel, aber eben ganz bestimmt nicht gewöhnlich. Ihre Alben drehen sich um Roadtrips mit Engeln, die frisch vom Himmel gefallen sind, ihr Sound macht zwischen barockem Pop und kompromisslosem Punk ziemlich alles mit und mit dem Soundtrack zur Serie Sex Education hat Ezra ganz nebenbei wahrscheinlich einen größeren Beitrag zur Aufklärung geliefert als so manche Biologie Lehrkraft. Bei jedem neuen Projekt wird man auf ein neues Abenteuer mitgenommen, mit ungewissem Ausgang gegen den Rest der Welt. Aber dieses Mal soll es etwas anders sein:Denn All Of Us Flames dreht sich zum ersten mal auch um das Ankommen.
Der endgültige Abspann
Ezra Furmans sechstes Album ist nämlich gleichzeitig der Abschluss einer Trilogie, die vor vier Jahren mit Transangelic Exodus begann und mit dem wütend rockigen Twelve Nudes fortgeführt wurde. Und so klingt auf All Of Us Flames auch fast jeder Song so, als würde er grade einen Abspann vertonen. Das klingt erst mal nach nicht ganz so großer Vielfalt, aber Ezra wechselt bei jedem Song munter die Klangfarbe: Mal türmen sich düstere Synthies auf, dann wechselt sie zu Soft Rock Klängen. Mal spielt sie klassischen Folk, um sich danach dem Gospel zuzuwenden.Immer wieder kommen Erinnerungen an Bruce Springsteen hoch, aber bevor man zu lange in denen Schwelgen kann, macht Ezra schon wieder das nächste Kapitel auf – oder besser gesagt gleich wieder zu.
So wandelbar ihre Songs auch sind – ein Thema zieht sich immer durch Ezra Furmans Musik: Der Frust auf die Gesellschaft. Ihr Umgang damit ist aber je nach Album unterschiedlich. In Transangelic Exodus half nur die Flucht vor allen Unterdrücker*innen. Twelve Nudes rief zur Rebellion auf. All Of Us Flames erlaubt sich jetzt sogar einen Funken Hoffnung. Auch weil einfach schon zu viel überstanden wurde, um jetzt einfach aufzugeben."Do you remember when we thought the world was ending? - Seems funny now"
Ezra blendet dafür den ganzen Schmerz der Welt nicht etwa aus, sondern zieht Kraft aus allem, was überwunden werden musste. Da spielen natürlich auch ihre eigenen Erfahrungen der letzten Jahre eine große Rolle: Letztes Jahr hat sich Ezra der Welt gegenüber als trans Frau geoutet und musste sich daraufhin mit dem Hass der transphoben Ecken dieser Welt herumschlagen. Zusammen mit Covid und dem immer schärfer werdenden politischen Ton in den Vereinigten Staaten gab es für sie also mehr als nur eine Situation, die schon weltuntergangsähnliche Züge annahm. Aber am Ende des Tages hat Ezra Furman sie eben immer wieder überwunden – und genau dieser Geist sich eben nicht kleinkriegen zu lassen, pumpt einen mitreißenden Optimismus in das Album.
Artikel teilen: