EASY EASY: Sleet

EASY EASY: Sleet

Das Album der Woche

Von  Vitus Aumann
Musik für den Tag nachdem man sich das Blechdach verbogen hat.

Wie viele andere hat sich auch der Schreiber dieser Zeilen ziemlich gefreut, als die Clubs wieder aufgemacht haben. Aber muss der Kater den gleich so widerlich hinterhältig die Synapsen rösten?


Und wenn man erst einmal im halb abgedunkelten Zimmer nahezu regungslos herumliegt und sich selbst bemitleidet, gehen wieder die Gedanken los. "Vor ein paar Jahren hat das noch weniger geknallt…". "Um Himmels willen, hab ich gestern wirklich….?" Und natürlich: "Verdammt, bedeutet das jetzt ich bin alt?"

Solche unangenehmen Gedanken kann man am besten mit Musik verdrängen – und da kommen die Jungs von EASY EASY gerade recht.

Denn die Wahlkölner machen die perfekte Musik für die Katerdepression.



 

Katzenjammer über Synthies

Wie man auf die Idee kommt, ein Album über den Kater zu machen? Vielleicht, weil auf der ersten Platte zu viel gefeiert wurde. Die Debüt EP Lemon Squeazy hat nicht nur perfekt zum Bandnamen gepasst, sondern auch gute Laune versprüht wie eine gut gemischte Discoschorle.

Da fängt Sleet schon wesentlich bedächtiger an – ohne jedoch in fahle Trauerstimmung zu verfallen. Über flotte Drums, zarten Bass und verträumte Gitarrenklänge sinniert Sänger Carlo mit gehauchter Stimme über die Ziellosigkeit des Lebens. Wie der Albumtitel Schneeregen schon andeutet, gehen EASY EASY bei ihrer zweiten EP auch die Schattenseiten der Welt an:

Die Songs stecken voller Beziehungskrisen, Quarterlifezweifel und natürlich dem miesen Tag danach.


Vor allem "tennis" zeigt: Auch die Sounds dürfen bei EASY EASY düster sein. Trotzdem gewinnt der Weltschmerz nie die Oberhand, denn die Melodien der Platte sind zuckersüß. Die Kölner setzen viel auf Synthies und erinnern dabei ein gutes Stück an Day Wave oder the Drums. "200" schraubt dann das Tempo sogar noch ein bisschen nach oben, der Gitarrensound bleibt trotzdem angenehm sanft um die vom Kater geschundenen Ohren nicht zu sehr zu belasten.

So helfen EASY EASY ausgezeichnet dabei langsam, aber sicher aus dem Bett zu kommen, ohne mit übertrieben guter Laune zu nerven.




Zwischen Schlafzimmer und Studio.

Man könnte meinen, dass sich EASY EASY zur denkbar ungünstigsten Zeit gegründet haben – denn kurz nachdem Carlo, Luis und Merdi zusammen mit den beiden Leons das Projekt ins Leben gerufen haben, musste die Livemusikszene gezwungenermaßen den kollektiven Winterschlaf antreten. Sie haben trotzdem das beste aus der Situation gemacht und lange mit den bandeigenen Produzenten am Sound geschliffen, um für die große Rückkehr bereit zu sein. Mit ihrer schon zweiten EP zeigen die sieben, dass sie gute Argumente dafür haben, sich dauerhaft in der deutschen Musikszene festzusetzen.

Denn selbst wenn sich auch der hinterlistigste Kater verzogen, oder man sowieso löblicherweise gar nicht über den Durst getrunken hat, machen ihre Songs angenehm süchtig.

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Tracklist: EASY EASY - Sleet


01 right
02 tennis
03 200
04 dogspeed
05 sleet
06 kippers/curtains


Sleet von EASY EASY wird am 25. März 2022 im Eigenvertrieb veröffentlicht.

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