Car Seat Headrest: Making A Door Less Open

Car Seat Headrest: Making A Door Less Open

Der Lieblingstonträger der Woche

Will Toledo versucht mit seinem neuen Album den Ruhm der letzten Jahre wieder auszusperren.


Gefühlt war er Ewigkeiten verschwunden. Will Toledo, besser bekannt als Car Seat Headrest hat sich rar gemacht – zumindest für seine Verhältnisse.


 Das letzte "richtige" Album ist zwar erst vier Jahre alt, aber im Lebenslauf von Will ist das schon eine relativ große Lücke. Schließlich hat das DIY-Jahrtausendtalent sonst ein enorm hohes musikalisches Mitteilungsbedürfnis: Nach zehnjähriger Karriere hat er schon so viele Alben veröffentlicht, dass man kaum noch mitzählen kann. Aber das letzte große Album Teens Of Denial hat eben so einiges verändert:

Es hat das Underground Projekt, das Car Seat Headrest lange gewesen ist, ins Sichtfenster der gesamten Musikwelt gehoben und Will Toledo in eine Welt voller Twitterstress und sonstiger Kontroversen geschleudert.


Diese neuen Lebensumstände musste Will erstmal verarbeiten. Aber seine Erfahrungen wurden natürlich auch wieder zu Songs, die jetzt das Licht der Welt erblicken dürfen. Und die erste richtige Platte seit dem Durchbruch hat ein Ziel: Es wirkt jetzt fast so, als wolle Car Seat Headrest zurück in die entspannteren Tage davor.

Die Tür zur großen weiten Welt soll also wieder ein bisschen geschlossen werden.




Kollaboration der gespaltenen Persönlichkeit

Eigentlich ist Making A Door Less Open gleich von zwei Bands parallel gemacht worden. Zum einen natürlich von Will Toledo höchstpersönlich. Aber gleichzeitg auch von 1 Trait Danger. Dahinter verbirgt sich - naja - auch wieder größtenteils Will Toledo. Bei diesem Nebenprojekt hat Will aber hauptsächlich mit elektronischen Klangerzeugern herumgespielt, die davor noch nicht so recht in den gitarrenlastigen Car Seat Headrest Sound passen wollten.

Am Ende hat Will die zwei komplett verschiedenen Varianten des Albums  zusammengeworfen und zu einem Gesamtkunstwerk verschmolzen.


Mit Making A Door Less Open bekommt man also fast sowas wie ein Best Of Album, das nach einem wilden Trip zwischen allen möglichen Sounds klingt, auf die Ohren. Der reicht von zurückgenommenen Synthiestücken wie "Can’t Cool Me Down" über das angezerrte Grunge-Epos "Deadlines (Hostile)", Alternative Rock der Jahrtausendwende zeigt sich in "Hollywood" und zum Schluss hört man fast schon Noise Pop in "Famous". Manchmal driftet Will auch in ziemlich kuriose Experimente ab, aber dann gibt es auch wieder Songs wie "Martin", die man vorsichtig und beinahe als Hit bezeichnen könnte.



Ein Album für den Shuffle Knopf

Kein einziger Song auf diesem Album ist Füllwerk, jeder muss sich im kreativen Klangsturm behaupten. Klar also, dass sich Making a Door Less Open nicht gerade homogen anhört und einen vor verrückten Ideen und Wendungen kaum durchschnaufen lässt. Da passt es nur perfekt, dass das Album auf Vinyl eine andere Tracklist hat als auf CD: Will liebt das kreative Chaos und lässt die Platte darin aufgehen.

Car Seat Headrest dürfte trotz und gerade auch wegen all dieser Experimente weiterhin Musikliebling aller Indiekids bleiben, aber Making A Door Less Open zeigt eindeutig, dass sich Will davon nicht im Geringsten eingrenzen lassen möchte.




Tracklist: Car Seat Headrest - Making A Door Less Open

01 Weightlifters
02 Can't Cool Me Down
03 Deadlines (Hostile)
04 Hollywood
05 Hymn - Remix
06 Martin
07 Deadlines (Thoughtful)
08 What's With You Lately
09 Life Worth Missing
10 There Must Be More Than Blood

Making A Door Less Open ist am 01. Mai bei Matador erschienen.

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