Die Outer Space Cowboys sind wieder gelandet.
Irgendwann wird sogar die Unendlichkeit langweilig.
Man kann auch nur eine endliche Anzahl von Stunden durch den grenzenlosen Kosmos fliegen, bis auch die drölfte Supernova so langsam ihren Reiz verliert. Und plötzlich fängt man an, sich wieder nach den einfachen Dingen des Lebens zu sehnen.Und so ist es jetzt wohl an der Zeit, dass Österreichs Weltraumpioniere wohl auch keine Lust mehr haben, die Grenzen des unmöglichen auszukosten – Bilderbuch widmen sich auf ihrem siebten Album den ganz irdischen Dingen.
Die Space Cowboys werden zu Hippies auf der Blumenwiese.
Ciao Kanye
Mit Gelb ist das Feld liefern Bilderbuch den vielleicht größten Richtungswechsel seit dem Durchbruch. Klar, die vier Burschen waren nie für Stagnation bekannt, aber mit "Nahuel Huapi" haben Bilderbuch letztes Jahr ja schon einen sanften, verführerischen Aufreger abgeliefert: Klingt fast ein bisschen so, als hätten die Wiener den Kanye West Schrein verstauben lassen - und würden jetzt stattdessen zu Tom Petty hinaufschauen. Und diesen Trend bestätigt Gelb ist das Feld:Bilderbuch sind in ihrer Dad Rock Phase angekommen.
Während davor noch Schlagzeug und Bass die unbesungenen Held*innen des Bilderbuchsounds waren, passiert jetzt endgültig alles im Zeichen der Gitarre. Egal ob hektisch akustisch, verzerrt verträumt, nach Red Hot Chili Peppers Art oder sogar The War On Drugs mäßig entrückt: Snacky Mike und Maurice sorgen mit ihren Klampfen dafür, dass auch im neuen Softrocksound niemals die Abwechslung fehlt.
Klar, das bedeutet natürlich, dass Hits wie "Maschin" oder "Bungalow" keinen direkten Nachfolger bekommen. Aber das müssen sie auch nicht – denn Bilderbuch definieren ihre Hits einfach neu. "Schwarzes Karma" zum Beispiel muss sich mit seinem Ohrwurmriff vor keinem früheren Erfolg verstecken.
Trotz allem ist Gelb ist das Feld keine erzwungene 180-Grad-Drehung:
Es ist mehr eine mal wieder ziemlich schnell abgelaufene Evolution. Denn auch im neuen Gewand erkennt man Bilderbuch relativ problemlos: Maurice hat immer noch unverschämt viel Soul in der Stimme, seine Texte switchen immer noch ständig zwischen Englisch und Deutsch hin und her und in den Songs versuchen die Nasty Boys immer noch die süßen Girls auf eine Fanta einzuladen.
Dabei müssen sie aber auch erstaunlich oft mit Rückschlägen leben: "Schwarzes Karma" klingt zwar nach euphorischem Dopaminschub, ist aber eigentlich der Versuch, eine Trennung zu verdrängen. Auch "I’m Not Gonna Lie" geht auf Ursachenforschung und "Klima" handelt nicht von globaler Erwärmung, sondern von zwischenmenschlicher Abkühlung. Maurice gibt sich immer noch allergrößte Mühe, den ganzen Schmerz mit ureigener Lässigkeit zu überspielen, aber so sehr haben Bilderbuch noch nie ihre Gefühle gezeigt.
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