Thees Uhlmann zu Gast bei Max

Thees Uhlmann zu Gast bei Max

Das Interview zum Nachhören

Thees Uhlmann spricht im Interview bei egoFM Max über sein neues Album und über Sachen, die ihn so richtig wütend machen - Trump, Brexit, die AfD und hohler Rap sind nur ein paar davon.

Thees Uhlmann ist zurück. Wurde auch Zeit, schließlich hat er "Fünf Jahre nicht gesungen".


Genau so heißt auch ein Song des Albums Junkies und Scientologen, das wir am 20. September endlich hören dürfen. Aber Moment mal - fünf? Eigentlich sind es doch schon sechs Jahre seit der Veröffentlichung des Albums #2. Ja, stimmt, aber wie Thees verrät, wurde der Song einfach schon vor einem Jahr geschrieben -und damals waren es eben fünf Jahre.

Auftritt gegen Rechts

Thees Uhlmann hat eine ganz schön aufregende Woche hinter sich: Er kommt gerade frisch vom Jamel rockt den Förster-Festival – dem Protest-Festival gegen die Vereinnahmung des Dorfes Jamel durch Neonazis. Thees bestätigt die angespannte Stimmung vor Ort und dass die "Grillen gegen links"-Aktion nur in 30 Meter Entfernung aufwartete. Eine krasse Erfahrung:
"Deswegen hat einen das gleichzeitig da hochgepusht aber auch irgendwie so, also wenn man so eins in eins mit diesem gesellschaftlichen Problem steht, macht einen das ganz schön nachdenklich."
Wieso es für ihn so wichtig war, in Jamel zu spielen, findet er gar nicht so leicht zu beantworten.

Er sei schließlich kein politischer Künstler – ein kluger Künstler vielleicht – aber kein politischer.


Ihm sei vor allen Dingen wichtig, Solidarität zu zeigen mit den Veranstaltern rund um das Ehepaar Lohmeyer: Sie wollten ihn gerne bei dem geheimen Line Up dabei haben, und da stand es für ihn völlig außer Frage, am Start zu sein.

"Nun aber zum neuen Album, Thees"

Der Titel Junkies und Scientologen – wozu es auch ein gleichnamiges Lied auf der Platte gibt – stehe stellvertretend für die Sachen, über die Thees so wahnsinnig gerne nachdenkt. Und dazu gehören eben auch Scientologen auf ihrem hohen Ross und Junkies auf einem fetten Trekking-Fahrrad.

Die Version von Junkies und Scientologen, die wir ab dem 20. September in den Händen halten dürfen, war aber gar nicht der erste Anlauf für das neue Album.


Thees hatte schon davor eine Platte in Arbeit, aber die habe sich nicht richtig angefühlt und nicht nach ihm. Alles sei zu sehr in sich gekehrt und mit Worthülsen bestückt gewesen. Deshalb hat er die Texte wieder weggeschmissen, Lieder weggeschmissen. Dann hat er sich nochmal hingesetzt und angefangen, zu denken – und zum Nachdenken gab es einiges.


Auch im Interview wird klar: In Thees brodelt es – so richtig. In seinem "Nachdenkunterstrom", wie er die Vorgänge in seinem Kopf selber nennt, ist in in den letzten sechs Jahren einiges durcheinander gekommen.


Was war los in den letzten sechs Jahren?

"Bei mir war los: Trump, Brexit und AfD. Das hat mich so dermaßen umgehauen. Weil ich bin ein Kind, das kommt aus der Ecke Maueröffnung, Obama und Nirvana – so. Also so Sachen wo man sich gedacht hat: Ach guck mal die Menschheit zieht ja ein bisschen weiter." - Thees Uhlmann
Wie das dann aber alles binnen 18 Monaten kaputtgeschlagen wurde, das kann er bis heute nicht fassen. "Und ich muss den Scheiß meiner Tochter erklären.", sagt Thees. Sie frage ihn dann nämlich, warum jemand gewählt wird, der sagt, dass es in Ordnung ist, Frauen unsittlich zu berühren. Sowas kann ihn über Monate zum Grübeln zwingen.

Die Wut, die dadurch in ihm kocht, die verarbeite er in seiner neuen Musik - Thees Uhlmann verspricht, dass es auf dem neuen Album knarzen und knöcheln wird:

"Man kann nicht mehr Pop machen, also ich kann das nicht, irgendwie so Instagram-Mucke im Gegenlicht. Oder irgendwas Gefühliges singen, über wie geil das früher war, aber jetzt ist es auch irgendwie schön. Sowas packe ich überhaupt nicht mehr, dazu bin ich viel zu aufgewühlt in der letzten Zeit... Und dann haben wir das eben auf der Platte irgendwie ganz schön krachen lassen."
So seien die längsten Songs und Texte entstanden, die er je geschrieben habe. In seinen Songs wird Thees Uhlmann aber nicht politisch, sondern bleibt persönlich.


Von der Lesecouch zurück auf die Bühne

In seiner Musikpause hat Thees sich dem Schreiben gewidmet und wir egos sind große Fans von seinem Buch Sophia, der Tod und ich, das 2015 erschienen ist. Ob er wohl das Dasein als Autor dem Backstage Rumhängen auf Tour vorzieht? Thees gibt zu: Die Autorenreise habe nach 20 Jahren Tour-Erfahrung riesigen Spaß gemacht und war unheimlich faszinierend. Netter Nebeneffekt: So ein Buch sei dann doch leichter als das ganze Bandequipment. Aber mit seiner Band unterwegs zu sein ist wiederum ganz was anderes: wie viel man arbeite und miteinander erlebe - das sei ein wahnsinnig schönes Gefühl. So kehrt er mit Freude wieder zurück auf die Bühne - und mit viel Aufruhr im Kopf.

Das Leben ist kein Highway...


Thees Uhlmann trägt so einen sanften Hass in sich: Zum Beispiel gegen die Kommerzialisierung des Indie, GEMA freie Rock'n Roll Nachmache von Werbefirmen, und hohlen Hip Hop.

"Ehrlich gesagt, 60 Prozent von dem ganzen deutschen Hip Hop, das ist für mich einfach rechtskonservativer Unfug. Also entschuldige Mal, im Bordell ein Video zu machen, wo Frauen nackt durch die Gegend laufen und währenddessen über Respekt und Familie zu rappen, das muss man doch erstmal gehirnmäßig hinbekommen." - Thees Uhlmann
Vielleicht wäre er deswegen gerne der Fahrer, der die Frauen nach solchen Videodrehs nach Hause fährt – so heißt zumindest einer der Songs seiner neuen Platte.

Weg mit den Erwartungshaltungen

Noch so etwas, das Thees echt auf die Nerven geht: Kalendersprüche-Gerede à la "Sei die beste Version von dir selbst"  oder "Auch du kannst es schaffen, so wie ich zu sein." Mit solchen Sprüchen würde den Leuten ständig suggeriert werden, dass es normal sei, dass alles so außergewöhnlich sein muss. Das stimme aber gar nicht:
"Das Leben ist kein Highway, es nichts Besonderes, man muss auch nichts schaffen, nicht durchkommen, sondern das Leben ist die gottverdammte B73."


Hier gibt es das ganze Interview mit Thees Uhlmann für dich zum Nachhören:

  • Thees Uhlmann zu Gast bei Max
    Interview zum Nachhören

Design ❤ Agentur zwetschke