Betterov spricht im Interview mit egoFM Max über die Themen, die die Welt bewegen - es geht unter anderem um den perfekten Bühnenabgang, Fahrstuhlensembles, Sackhüpfen und natürlich auch über sein neues Album. In der egoFM Privataudienz stellt er seine aktuellen Lieblingssongs vor.
radiowelt
29.10.2022
Betterov bei egoFM
Das komplette Gespräch mit egoFM Max und die egoFM Privataudienz
Die egoFM Privataudienz mit Betterov
In Anbetracht der Tatsache, dass uns Betterov schon so lange (seit 2019) mit Musik versorgt, kann manch ein Mensch es völlig verwunderlich finden, dass jetzt erst sein Debütalbum OLYMPIA erschienen ist. Vielleicht liegt der Ursprung dieser falschen Vertrautheit mit dem Musiker auch in der Art und Weise, in der Betterov seine Songs schreibt: sehr persönlich und die Vergangenheit reflektierend, wodurch Ereignisse beschrieben werden, die wahrscheinlich sehr viele von uns bestens kennen. Der Verlust großer Lieben, innere Zerrissenheit, das Gefühl, irgendwie nichts wert zu sein und nirgendwo dazu zu gehören, düsterer Nihilismus und gleichzeitig Verwunderung darüber, wie merkwürdig ironisch das Leben dann doch sein kann. Dass Betterov eine hohe Affinität zum Theater hat, merkt man auch am Aufbau von OLYMPIA: Einleitung, Hauptteil, das Scheitern als Zenit, Outro. Was nun relativ hoffnungslos klingt, wirkt tatsächlich hoffnungsspendend. Immerhin kommt das Album zu einem Fazit: Unangepasstheit ist keine Schwäche - sondern eine Stärke. Die Erkenntnis muss man aber erstmal schlucken, um sie zu verinnerlichen.
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Betterov im InterviewÜber sein neues Album, sein Theaterleben und Sackhüpfen
Songs schreiben in Pandemiezeiten
Dass es ein paar Jährchen gedauert hat, bis das Debütalbum OLYMPIA erscheint, ist - wie in vielen Fällen der Verzögerung (auch außerhalb der Musikbranche) der Pandemie zuzuschreiben. Allerdings anders, als man denken könnte: Corona und Lockdowns waren jahrelang das große Thema im Kopf der Menschen. Auch wenn man die Schnauze selbst schon voll hatte, gab es gefühlt nur diesen einen Gesprächsstoff, sei es in den Nachrichten oder im Freundeskreis. Klar, dass das auch viele Musiker*innen auf ihren Alben behandeln, die während der Zeit erschienen sind. Betterov aber wollte das nicht als Thema haben.Betterov wollte mit OLYMPIA ein Werk kreieren, das auch in zehn Jahren noch aktuell ist.
Um also andere Themen aufzugreifen und zu behandeln, musste der Musiker lange durch die Gegend flanieren und viele, viele Beobachtungen in die Notizapp seines Handys tippen. Zehn bis 15 Prozent dieser niedergeschriebenen Gedanken wurden dann zu Songtexten gedichtet. Das Album ist dadurch viel weniger autobiografisch, als man es vielleicht denken mag. Für seine Texte nimmt Betterov sehr gerne auch mal andere Perspektiven ein.Den ersten Produktionsschritt macht Betterov dann direkt zu Hause.
Dort hat er sich ein relativ professionelles Heimstudio eingerichtet, wo er die Songs schon mal grob einspielen und zusammenbasteln kann. Um die Nachbar*innen von Betterov muss sich nun aber niemand sorgen - er benutzt brav Kopfhörer.Die Sache mit den 80ern
Um Betterovs Musik zu beschreiben, wird gerne mal in die 80s-Musikvokabel-Schublade gegriffen. Da kann man sich schon mal fragen: Hat er dafür etwa einen Faible? "Nicht so doll", sagt er selbst. Die Musik, beziehungsweise die Sounds, die er benutzt, werden von vielen ausschließlich in dieser Zeit verortet, dabei sind es einfach Elemente, die ihm gefallen. Mit den 80ern hätte er sonst nicht so viel am Hut.Betterovs Liebe zum Theater
Noch in seiner Heimatstadt, in Eisenach, kam er zum Theater. Während er dort eigentlich nur Musik machen wollte, hat er einen Ort gefunden, wo noch viel mehr als das möglich war:"Ich bin zum Theater gekommen, weil ich Musik machen wollte. Und weil ich im Theater - eigentlich durch Zufall - einen Ort gefunden habe, wo noch viel mehr als Musikmachen möglich ist, [...] bin ich so auf eine Bühne gekommen. Theater [habe ich] immer schon als Ort erlebt, an dem ganz viele Stränge zusammenlaufen - Licht, Bilder, Bühnenbild, Kostüme, Schauspiel natürlich aber auch Musik - ganz, ganz viele Dinge, die zu so einem ganz, ganz großen Gesamtkunstwerk werden wo man Teil von sein kann und das ist für mich total wertvoll gewesen und bis heute ein ganz, ganz wertvoller Teil meines Lebens und meiner Biographie." - Betterov
Seine beiden Hobbys, das Musizieren und das Schauspielern, haben eine ganz entscheidende Gemeinsamkeit, die ihn an beiden Dingen so reizt: Kontrast!
"Wir lieben alle schwarz / weiß Fotos, weil es einfach einen großen Kontrast gibt zwischen den beiden größten Gegensätzen, die es überhaupt geben kann, nämlich schwarz und weiß. Dasselbe gibt es in der Musik auch: Es gibt laut und leise, es gibt kraftvoll und total zärtlich und damit kann man die ganze Zeit spielen. Das findet sich auch im Schauspiel - auch da gibt es laut und leise, [zum Beispiel] wenn ich meinen Partner auf der Bühne anschreie und der flüstert zurück. Das ist erstmal total spannend." - Betterov
Einer der großen Unterschiede zwischen Schauspielerei und Musik ist die jeweilige Wirkungsmacht:
"Ich würde sagen, dass Musik als Unterschied mehr die Fähigkeit hat, eine Stimmung im Raum zu kreieren. Das hat Schauspiel auch, aber nicht so sehr wie Musik. Das kennen wir alle, deswegen läuft Musik auch im Fahrstuhl, weil das eine andere Stimmung kreiert. [...] Aber - das ist ja die gute Nachricht - man kann beides ganz gut kombinieren und dann hat man sozusagen The Best of Both Worlds." - Betterov
Tracklist: Betterov - Olympia
- Intro (Eröffnungsfeier)
- Böller aus Polen
- Schlaf gut
- Urlaub im Abgrund
- In meiner Straße
- Olympia
- Dussmann
- Die Leute und ich
- Berlin ist keine Stadt
- Ich kann mich nicht erinnern
- Bring mich nach Hause
- Bis zum Ende
- Outro (Siegerehrung)
Olympia von Betterov wurde am 14. Oktober 2022 via Island / Universal veröffentlicht.
Die egoFM Privataudienz mit Betterov
Diesen Freitag übernimmt die Betterov von 20 bis 21 Uhr das egoFM Studio und spielt einige seiner Lieblingssongs und teilt spannende und persönliche Geschichten mit den egos.Die Wiederholung der egoFM Privataudienz gibt's im Anschluss eine Woche lang hier zum Nachhören.
Tracklist: Diese Songs hat sich Betterov ausgesucht
- Horsegirl - Anti-glory
- Joni Mitchell - Cactus Tree
- Phoebe Bridgers - Kyoto
- Blond - Du und Ich
- Men At Work - I Can See It In Your Eyes
- Arlo Parks - Softly
- Angelo Olsen - Big Time
- Die Sauna - So Schön Wie Jetzt War Es Noch Nie
- Girl in Red - We Fell In Love In October
- Paula Hartmann - Kugeln im Lauf
- Coma_Cose - Fiamme negli occhi
- Yellow Ostrich - WHALE
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