Das Gesundheitsministerium plant eine Krankenhausreform. Warum die Nachteile für medizinisches Fachpersonal hat und wie eine Petition dagegen vorgeht, erfährst du hier.
Das GVK-Finanzstabilisierungsgesetz
Es soll die größte Krankenhausreform der vergangenen 20 Jahre werden, die Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach geplant hat. Der Gesundheitsminister hat versprochen, die Gesundheitsversorgung in Krankenhäusern "modern" und "bedarfsgerecht" zu machen, also mehr an die Bedürfnisse der Patient*innen anzupassen. Dafür hat die Regierung im Oktober das GVK-Finanzstabilisierungsgesetz verabschiedet. Das bedeutet im Grunde aber, dass ab 2025 nur noch qualifizierte Pflegekräfte im Pflegebudget vom Staat berücksichtigt werden, die auch wirklich unmittelbar Patient*innen versorgen und auf bettenführenden Stationen eingesetzt werden. Somit wird medizinisches Fachpersonal darin nicht mehr berücksichtigt. Das betrifft neben Physiotherapeut*innen und Logopäd*innen auch Entbindungspfleger*innen und Hebammen – die müssen von Krankenhäusern dann anderweitig finanziert werden, sprich aus dessen eigener Tasche. Wer unterstützt Schwangere vor, bei und nach der Entbindung?
Das ist die große Frage, die sich mit dieser Reform stellt. Denn viele befürchten, dass die Krankenhäuser aus eigener Tasche keine Hebammen finanzieren und somit das Pflegepersonal ihre Aufgaben übernehmen müsste. Aufgaben, für die es erstens vermutlich wenig oder keine Zeit und zweitens nicht das nötige Know-how hat - für den Beruf Hebamme ist seit 2020 ein duales Studium Pflicht. Gleichzeitig könnte die fehlende Unterstützung durch das Pflegebudget dazu führen, dass Geburtshilfe zum Profitgeschäft wird und Betreuung bei der Geburt dementsprechend zum Luxus wird, den sich nicht jede*r leisten kann.Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
Petition gegen die Streichung von Hebammen aus dem Pflegebudget
Hebammen, Entbindungspfleger*innen und auch Schwangere und Eltern kritisieren dieses Gesetz und fordern in einer Petition, es nochmal zu ändern und Hebammen nicht aus dem Pflegebudget zu streichen."Unser Gesundheitssystem wird kaputt gespart. Die Geburtshilfe ist generell keine gewinnbringende Abteilung. Jetzt werden auch noch die Hauptbeschäftigten der Geburtshilfe, nämlich die Hebammen, nicht mehr für die Vor- und Nachsorge aus dem Pflegebudget finanziert. Damit steht die Geburtshilfe in sehr vielen Krankenhäusern vor dem Aus." - Initiator*innen der Petition
Einerseits sei das Wissen der Hebammen und ihre Arbeit für Schwangere super wichtig. Andererseits befürchten die Initiator*innen, dass der Fachkräftemängel dadurch noch verstärkt werden könnte und die Ausbildung neuer Hebammen nicht mehr gesichert ist. Das Gesetz, so die Forderung, soll nochmal überarbeitet werden. Ganz vergessen hat Lauterbach die Geburtshilfe in Kliniken offenbar nicht. Laut einem Bericht der Zeitungen der Funke-Mediengruppe, den das Gesundheitsministerium mittlerweile bestätigt hat, plant er, die Geburtshilfe in den nächsten zwei Jahren mit 240 Millionen Euro zu stärken. Die Petition wird trotzdem weiterhin fleißig unterzeichnet. Sie ist gerade mal vier Tage online, mittlerweile aber schon eine der meist unterzeichneten Petitionen auf Change.org.
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