Was macht Tanzen mit uns?

Was macht Tanzen mit uns?

Susanne Bender im Interview mit egoFM Elise

Dass tanzen gut tut, haben wir zwar wahrscheinlich alle schon mal gehört, aber dass es tatsächlich auch eine Therapieform sein kann, wissen bisher bestimmt die wenigsten.


Tanzen als Therapie

Die Tanztherapie hat ihren Ursprung in den 1940er-Jahren in den USA. Erst Jahrzehnte später fand sie ihren Weg auch nach Deutschland, dank Susanne Bender. Die Pädagogin und Therapeutin studierte in den USA Tanztherapie und brachte anschließend die dort erlernten Methoden nach Deutschland. Heute leitet sie das Tanztherapiezentrum EZTHERRA in München.
  • Susanne Bender im Interview
    Das komplette Gespräch zum Anhören


Wir alle können tanzen

Susanne Bender sagt, dass jede*r von klein auf tanzen kann, denn Kinder bewegen sich intuitiv zur Musik, ohne groß darüber nachzudenken. Aber genau das verlernen viele von uns, wenn sie älter werden und zum Beispiel negative Gefühle wie Scham oder Angst dazu kommen. 
"Das finde ich ist immer ein Unterschied, ob man sagt, ich muss etwas lernen wie zum Beispiel Fahrrad fahren - das können wir nicht von Anfang an, das müssen wir lernen [...] - während es hier [beim Tanzen] um das Ausgraben geht." - Susanne Bender


Unser ganzes Leben ist wie ein Tanz

So beschreibt es Susanne Bender gerne. Und Tanztherapie als Form der Psychotherapie kann dabei helfen, Körper und Geist wieder in Gleichgewicht zu bringen, wenn metaphorisch gesprochen die eigene Lebenschoreografie durcheinandergeraten ist und man selbst das Taktgefühl verloren hat. Beispielsweise bei Depressionen, Burn-out oder Angstzuständen. 

Medizinisch gesehen wissen wir inzwischen, dass beim Tanzen - vor allem auch in der Gemeinschaft - Endorphine ausgeschüttet werden. Und das ist beim Tanzen tatsächlich noch einmal anders als bei anderen Sportarten, erzählt Susanne Bender. Denn beim Tanzen mit anderen Menschen, kommen wir in einen gemeinsamen Rhythmus. 
"Selbst wenn man jetzt eine normale Tanzstunde [hat], wo alle frontal stehen und ich denke, ich achte nur auf die Lehrerin, machen ja alle das gleiche, also zumindest sind alle im gleichen Rhythmus. Und [auch], wenn man frei tanzt, sind alle in einem ähnlichen Rhythmus. Und das ist das, was eine ganz tiefe Verbundenheit herstellt, die ich gar nicht unbedingt bewusst haben muss, aber die genau dieses Gefühl von Beruhigung, von Zufriedenheit, von Entlastung auch, auslöst. Und das lässt sich wirklich schon physiologisch nachprüfen." - Susanne Bender


Auch bei Traumata kann Tanztherapie helfen, sagt Susanne Bender.

Wenn Menschen beispielsweise als Traumareaktion in eine Schockstarre kommen, ist das eine eindeutige körperliche Reaktion. Susanne Bender und ihre Kolleg*innen schauen dann natürlich einerseits, welchen Schutz jemand braucht, andererseits aber auch, wie jemand wieder aus dieser Erstarrung heraus, in Bewegung und damit auch wieder ins Handeln und in eine Selbstwirksamkeit kommen kann.

Welche Musik ist die Richtige?

Welche Musik passend für die Tanztherapie ist, hängt ganz individuell von den Menschen ab. Ruhige Musik kann für die einen ein Gegengewicht zu einem stressigen Alltag sein, bei anderen aber vielleicht alte Glaubenssätze triggern, wie zum Beispiel dass man, wenn man langsam ist, nicht genug leistet. Manchen Menschen hilft klassische Musik, andere haben vielleicht schlechte Erfahrungen mit dieser gemacht. 
"Wir brauchen ein irres Spektrum an Musik, von eben ganz ruhiger Meditationsmusik bis zu voll Auspower-Musik, dass wir dann eben - und das ist die Kunst, die man auch lernen muss - für eine Gruppe, für jemand Einzelnes die richtige Musik finden." - Susanne Bender

Durch die passende Musik und vor allem die Bewegung dazu, haben Menschen die Möglichkeit, sich auszudrücken und herauszufinden, wer sie wirklich sind. Diese Erkenntnisse wiederum führen zu konkreten Umsetzungen und Veränderungen im Alltag, um gesundheitlich wieder stabil zu werden.

Und auch bei körperlichen Beschwerden, wie beispielsweise nach einem Schlaganfall oder bei Krankheiten wie Parkinson, kann die Tanztherapie Positives bewirken.

"In der Tanztherapie suchen wir nach den Dingen, die noch funktionieren, in der Physio behandel ich die Dinge, die nicht funktionieren." - Susanne Bender

Natürlich ist beides wichtig, aber klar ist heute auch, dass eine positive Einstellung und der Fokus auf das Gute, eine Heilung begünstigt. Susanne Bender und ihr Team bieten sowohl Einzel- als auch Gruppentherapie an, außerdem gibt es Angebote für Familien und für Paare. Was am besten passt, wird vorab in einem Gespräch geklärt. Mehr Infos zum Angebot findest du auch hier auf der EZTHERRA-Website.

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