Was macht Dunkelheit mit uns?

Was macht Dunkelheit mit uns?

Wie Licht unsere innere Uhr beeinflusst

Von  Sabrina Luttenberger
Mit dem Winter kommt auch die dunkle Jahreszeit. Aber warum geht es vielen währenddessen schlechter und was hat Dunkelheit damit zu tun?


Wie die Dunkelheit auf uns wirkt:


66 Tage Dunkelheit

So sieht es zwischen November und Januar in Utgiagvik in Alaska aus – eine der nördlichsten Städte der Welt. Während der Polarnacht schafft es die Sonne dort nicht über den Horizont. Aber nicht nur in Alaska, auch bei uns in den Wintermonaten beeinflusst die Dunkelheit unseren Körper extrem.

Deep Time Experiment

Wie genau, untersuchen Forscher*innen immer wieder in Experimenten. Beim "Deep Time Experiment" haben Menschen 40 Tage in einer Höhle in den französischen Pyrenäen verbracht, um zu sehen, was mit ihrem Körper passiert und wie sich ihr Zeitgefühl ändert. Für die Teilnehmer*innen war es nach den 40 Tagen eine Überraschung, als sie realisierten, dass die Zeit bereits um war. Die Mehrheit aus dem Team dachte, es wären erst 30 Tage vergangen.

Serotonin bei Tag, Melatonin in der Nacht

Ohne Anzeichen für Tag und Nacht verliert man schnell mal das Zeitgefühl. Immerhin ist unser Körper an den Rhythmus gewöhnt - viele Prozesse laufen nach einem ungefähren 24 Stunden Rhythmus ab. Unsere innere Uhr taktet bestimmte Abläufe - der maßgebliche Zeitgeber dafür ist Licht. Wenn die Nervenzellen in der Netzhaut des Auges Licht wahrnehmen, senden sie ein Signal ans Gehirn - und das regt wiederum unseren Serotonin-Stoffwechsel an. Dadurch kommen dann unser Kreislauf und Blutdruck in Schwung. Serotonin hilft uns also nicht nur zum Glück, sondern auch dabei, uns zu motivieren und zu konzentrieren. Bei Dunkelheit sinkt das Serotonin, stattdessen produziert unser Körper dann Melatonin - also das Hormon, das uns müde macht und dabei hilft, zu schlafen. In der Dunkelheit neigen wir dann dazu, mehr Fehler zu machen. Laut einer Studie aus dem Jahr 2013 schneiden Schüler*innen  im dunklen zum Beispiel schlechter in Prüfungen ab und neigen sogar mehr dazu, zu lügen. 
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Anpassung an die Dunkelheit?

Würden wir jetzt nur noch in Dunkelheit leben, würden sich die Prozesse in unserem Körper irgendwann daran anpassen? Prof. Dr. Thomas Kantermann ist Experte für Chronobiologie, also mitunter die Wissenschaft über unsere innere Uhr und erklärt gegenüber dem Digi Health Talk, dass es keine Evidenz für eine permanente Anpassung an Dunkelheit und deshalb zum Beispiel auch so etwas wie Nachtschichten gibt.

Saisonal abhängige Depressionen

Sobald es im Herbst und Winter eher dunkel wird und wir nicht mehr genug Licht bekommen, geraten unsere Hormone schnell aus dem Gleichgewicht und die innere Uhr aus dem Takt. Viele sind träger als noch im Sommer, die fehlende Hell-Dunkel Rhythmus kann auch zu Schlafstörungen führen. Auch weil unsere Haut durch weniger Sonnenlicht weniger Vitamin D produziert, werden wir schneller müde und sind anfälliger für Krankheiten und Infekte. Bei einigen Menschen führt das sogar zu saisonal abhängigen Depressionen – in südlichen Ländern weniger als in Skandinavien zum Beispiel. Vor allem dort nutzen dafür viele Lichttherapie in Form von Tageslichtlampen. Für alle anderen gilt aber, wenn möglich: Solange es geht, raus ans Tageslicht!

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