Letztes Jahr ist der Deutsche Alpenverein - kurz DAV - 150 Jahre alt geworden. Mit all seinen Sektionen in Deutschland zählt er heute rund 1,3 Millionen Mitglieder.
Wir haben mit Thomas Buchner, Pressesprecher vom DAV, über den Verein und den Bergsport gesprochen.
Thomas Buchner vom deutschen Alpenverein
Das komplette Interview zum Nachhören
Bergsport ist beliebt
Der Bergsport liegt seit einigen Jahren im Trend. Das äußerte sich auch in den Mitgliederzahlen des DAV, seit 2000 stiegen die Zahlen von 600.000 auf aktuell 1,36 Millionen Mitglieder.
"Natürlich hat der Bergsport insgesamt einfach einen wahnsinnigen Boom, wahrscheinlich seit den 90er Jahren, und inzwischen auch ein schönes und junges Image. Und das freut uns und freut mich natürlich schon sehr."
Berge an der Belastungsgrenze
Besonders in der Corona-Zeit, aber auch davor, staut es sich auf den bayerischen Alpen. Um großem Besucherandrang aus dem Weg zu gehen, muss der*die ideale Bergsteiger*in gut planen.
"Ich glaube da liegt auch der Schlüssel für diese Überlastungen, nämlich dass man sich gut überlegt, wann man unterwegs ist und wo man hinfährt, um eben nicht solche Ballungen zu haben, wie wir es in den letzten Wochen hatten."
Und Thomas spricht von einer Demut, die Wanderer und Wanderinnen gegenüber einem Berg haben sollten. Die Menschen sollen sich langsam dem Berg annähern und lernen, was angebracht ist.
Der Klimawandel stellt den DAV vor Herausforderungen
Gletscher verschwinden, Hütten werden instabil, Wanderwege unsicher - der Klimawandel stellt auch den DAV vor Herausforderungen. Als Gegenmaßnahme bedarf es bestimmter Lenkungskonzepte, erzählt uns Thomas.
"Wir glauben, dass es gut ist, wenn man gute Angebote macht, wenn man gut informiert und kommuniziert, und dann gehen die Leute dahin, wo's die Natur verträgt."
Je anstrengender es wird und je höher es den Berg rauf geht, desto weniger Bergsteiger*innen trifft man dort. Und das soll auch so bleiben:
"Deswegen sind wir für einen Schutz der Berge, indem man die Erschließungen nicht mehr weiter ausweitet. Indem man keine neuen Skilifte baut, indem man auch die Hütten übrigens nicht größer macht, sondern die Schlafplätze so lässt, wie sie sind. Indem man vielleicht das E-Biken - ein ganz schwieriges Thema - jetzt nicht zu sehr propagiert, weil man damit ja auch ganz leicht weit in die Berge reinkommt."
Eine gute Ausschilderung und Führerliteratur sollen dafür sorgen, dass die Leute wissen, wo sie wandern gehen können, ohne der Natur zu schaden. Als Beispiel für einen gut erschlossenen Berg nennt Thomas die Zugspitze.
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Vorteile für DAV-Mitglieder
Für Leute, die regelmäßig in den Bergen unterwegs sind, lohnt sich eine DAV-Mitgliedschaft. Damit können sie zu ermäßigten Preisen in den Berghütten übernachten und in den Kletterhallen des DAV günstiger klettern. Außerdem erhält man eine Bergekosten- und Unfallversicherung.
"Wenn ich gerettet werden muss, kann es sein - das ist sehr kompliziert in den Alpen - dass ich auf meinen Rettungskosten sitzen bleibe, wenn ich zum Beispiel per Heli gerettet werden muss."
Und besonders schön: das Vereinsleben. Alle Interessierten können Gleichgesinnte finden, wenn sie gemeinsam Bergtouren machen oder klettern gehen wollen.
Schöne Erlebnisse von Thomas
Thomas ist natürlich selbst auch begeisterter Bergsportler und hat viele schöne Erlebnisse in den Bergen gesammelt.
"Ich war zum Beispiel gerade in der Dauphiné in den Südwestalpen und hab da die Meije-Überschreitung gemacht, was für mich auch so ein bergsteigerischer Traum ist. Da war bestes Wetter, du bist lange auf 4000 Metern, schaust auf die Welt runter und kommst dir vor wie der König."
Als Pressesprecher freut er sich darüber, wie stark die Stimme des Alpenvereins mittlerweile ist.
"Ich glaube, wir werden schon bei ganz vielen Dingen, die mit den Bergen zu tun haben, gefragt. Und unsere Meinung nimmt man auch zur Kenntnis, hört sie und nimmt sie auch ernst."
Noch ein Tipp für alle Kletter-Fans: Die wegen der Corona-Krise ausgefallenen Meisterschaften, zum Beispiel die deutschen Kletter-Meisterschaften, werden ab September nachgeholt und live für Zuschauer übertragen.
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