Tod auf dem Nil

Tod auf dem Nil

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Von  Fabian Broicher
Zum zweiten Mal widmet Kenneth Branagh sich dem legendären Detektiv Hercule Poirot – doch 'Tod auf dem Nil' hat mehr als nur ein Problem, weiß egoFM Kinoredakteur Fabian Broicher.



Dass der lange angekündigte und immer wieder verschobene Tod auf dem Nil nun endlich in die Kinos kommt, grenzt an ein kleines Wunder. Lagen die verzögerten Starttermine zuerst an der Pandemie, haben in den letzten Monaten die Negativschlagzeilen um Schauspieler Armie Hammer, dem in mehreren Fällen Missbrauch vorgeworfen wird, einen Kinostart verzögert. Sicherlich ärgerlich für Regisseur und Hauptdarsteller Kenneth Branagh, wie auf glühenden Kohlen auf einem fertigen Film zu sitzen, noch dazu dem zweiten, in dem er in die Rolle des von Agatha Christie erdachten Hercule Poirot schlüpft. Nach Mord im Orient Express aus 2017 folgt nun Tod auf dem Nil und eine weitere klassische Whodunit-Geschichte.

Worum es Tod auf dem Nil geht

Scheinbar zufällig stolpert Hercule Poirot in seinen neuen Fall, als er in Ägypten auf seinen alten Freund Bouc trifft. Dieser befindet sich gerade in seinem Urlaub im Land der Pyramiden, wo ein befreundetes, frisch verheiratetes Paar die Flitterwochen verbringt. Doch Linnet, die Braut, ist felsenfest davon überzeugt, dass ihr jemand nach dem Leben trachtet, weswegen sie Poirot engagiert, um ein Auge auf sie zu werfen. Schnell fällt der Verdacht auf Jaqueline de Belfort, der ehemaligen Geliebten ihres Mannes Simon, die das Paar wie besessen zu verfolgen scheint. Als das Ehepaar also mitsamt ihren Hochzeitsgästen auf einen luxuriösen Nildampfer umzieht, wägen sie sich zunächst in Sicherheit. Doch erst dort beginnt die Tragödie.
Denn schon bald wird Linnet Doyle ermordet. Verdächtig scheinen alle Passagiere an Bord des Schiffes zu sein. Zum Glück weiß Hercule Poirot seinen Gehilfen Bouc, mit dem er bereits bei seinem Fall im Orientexpress zusammengearbeitet hat, an seiner Seite, denn die Verstrickungen aus Liebe, Eifersucht, Rachegelüsten und Hass erinnern den besten Detektiv der Welt an seine eigene Vergangenheit.
  • Fabian über: Tod auf dem Nil
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Kenneth Branaghs zweite Verfilmung eines Buches von Agatha Christie, schlägt in genau dieselbe Kerbe wie Mord im Orient Express. Perfekt durchkomponierte Bilder treffen auf ein atemberaubendes Setting, hinzu kommt Branaghs übertriebener belgischer Akzent. Garniert wird Tod auf dem Nil schließlich mit mehr Verdächtigen und Mordmotiven, als es einer Geschichte wahrscheinlich gut tut. Leider hadert der Film etwas mit seinem Tempo, kommen die Whodunit-Elemente erst viel zu spät zur vollen Entfaltung, sodass die erste Hälfte lediglich einer etwas unspektakulären Exposition gehört.

Deswegen springt der Funke leider nicht wirklich über. Dass ausgerechnet der stets analytische Poirot über die Liebe nachdenkt, nimmt man ihm leider nicht ab, wodurch die emotionale Komponente auf der Strecke bleibt. Hinzu kommt die eingangs erwähnte Beteiligung von Armie Hammer, dessen Rolle vor dem Hintergrund der kannibalistischen Missbrauchsvorwürfen nicht ungeschickter hätte gewählt sein können, obwohl diese erst nach Abschluss der Dreharbeiten das Licht der Öffentlichkeit erblickten. Wirklich Spaß machen eigentlich nur die Damen: Gal Gadot, Laetitia Wright und vor allem Annette Bening als malende, hochnäsige Mutter von Poirots Gehilfen Bouc.

Deswegen gibt's für Tod auf dem Nil leider nur 5 von 10 Schnauzbärten.

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