The Holdovers

The Holdovers

egoFM Trailer: Filmtipp

Von  Fabian Broicher
Ein brillanter Paul Giamatti und eine herzerwärmende Story - The Holdovers ist für egoFM Kinoredakteur Fabian Broicher ein erstes Filmhighlight des Jahres.

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Wer hinter The Holdovers steckt

Boarding Schools - so heißen in den Vereinigten Staaten Internate. Orte, an denen sich die finanzielle und intellektuelle Eliten begegnen. Dieses Setting wählt Alexander Payne für The Holdovers. Es fiele leicht, den Film vor diesem Hintergrund als typische amerikanische Schulkomödie zu verdammen. Aber in The Holdovers steckt mehr als ein Einblick in den testosteron-gesteuerten Alltag von männlichen Pubertierenden. Das beweist der große Zuspruch, den Paul Giamatti für seine Darstellung eines grummeligen Lehrers erhält. Jüngst gewann er einen Golden Globe, nun folgte die Nominierung für den Oscar.

Worum geht es in The Holdovers?

Eigentlich ist es ein Weihnachtsfest wie jedes andere an der Barton Academy in Neuengland. Die ganze Schule vibriert regelrecht vor Vorfreude, denn den Schülern winken Ferien. Zeit abseits des strikten Schulalltags mit der Familie. Ein paar Unglücksraben, die über Weihnachten im Internat bleiben müssen, gibt es trotzdem. Zur Aufsicht wurde in diesem Jahr Paul Hunham verdonnert. Der strenge, missmutige Geschichtslehrer ist weder beim Kollegium noch bei den Schülern sehr beliebt. Er weigert sich, den Söhnen der reichen Gönner gute Noten zu geben. Seinen Unterricht gestaltet er selbst kurz vor den Ferien noch anspruchsvoll. Anfangs triezt er auch die übriggebliebenen Schüler ordentlich. Dann jedoch bleibt er mit dem zwar rebellischen, aber intelligenten Angus Tully alleine im Internat. Zwischen den zwei Männern entwickelt sich eine ungewöhnliche Kameradschaft …

Der Trailer für The Holdovers


So ist The Holdovers

Um ganz ehrlich zu sein: Die letzten Filme von Alexander Payne konnten nicht mehr überzeugen. Downsizing von 2017, in dem sich Matt Damon schrumpfen ließ, hatte zwar eine starke Grundidee. Allerdings schien der Filmemacher aus Nebraska zu viel gewollt zu haben. Am Ende stand eine Mischung aus Komödie und Umwelt-Drama, die nie wirklich den Einklang fand.

Mit The Holdovers nahm er sich nun bewusst vor, an seine alten Erfolge anzuknüpfen: About Schmidt etwa, Election und Sideways. Und siehe da: Herausgekommen ist ein rührender, herzerwärmender Film. In liebevoller Detailarbeit lässt Payne die 70er Jahre wiederaufleben. Im Vorspann sind etwa altmodische Filmlogos zu sehen und der Ton ist in mono abgemischt. Er wirkt im besten Sinne aus der Zeit gefallen. Dank des gemächlichen Tempos der Erzählung erhalten die Charaktere viel Raum zur Entfaltung und Entwicklung. Also kein Schulklamauk, sondern eine tiefgründige Geschichte über Freundschaft, die an Der Club der Toten Dichter und Wonder Boys erinnert.

The Holdovers wird getragen von tollen Schauspielleistungen

Paul Giamatti verkörpert die Menschlichkeit seines verbitterten Sonderlings glaubhaft und gefühlvoll. Als junger Angus Tully überzeugt Dominic Sessa, der zuvor noch nie vor einer Filmkamera stand, hier aber problemlos mithalten kann. Dank ihnen gibt es im Film immer wieder simple, einfache Momente - einen Handschlag, einen Blickkontakt - voller riesiger emotionaler Wucht. Das macht The Holdovers zu einem rührenden, herzlichen Film, der nie in Kitsch versinkt. Eben genauso, wie Schul- und Coming-of-Age-Dramen zu sein haben.

Deswegen gibt es insgesamt 8 von 10 Weihnachtsferien für Alexander Paynes neuen Film.

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