Die Fortsetzung zu einem der blutrünstigsten Horrorfilme der letzten paar Jahre rund um den Gruselclown Art vereint brutalsten Slasher mit einer Rarität in diesem Genre: Story!
Ob Terrifier 2, der in den Staaten aufgrund seiner grafischen Tode zu Übelkeit und Ohnmacht geführt haben soll, wirklich diesem Hype gerecht wird, weiß egoFM Kinoredakteur Fabian Broicher...
Gänsehaut wie Laubfeuer
Wahrscheinlich wusste Damien Leone nicht, welche Ausmaße ein schwarz-weiß geschminkter Gruselclown annehmen würde, als er die Rolle namens Art, einem gänzlich stummen, allerdings mit einer Mimik wie aus einem Stummfilm gesegneten und rücksichtslos-sadistisch mordenden Clown für seine Horroranthologie
All Hallow’s Eve – Komm raus und spiel! erdachte. Denn schnell erfreute sich die krude Gestalt einer solchen Beliebtheit, dass Leone seinem Darsteller David Howard Thornton 2016 einen abendfüllenden Film auf den Leib schrieb.
In Terrifier ging es vor allem darum, Art den Clown zu zeigen, der auf besonders hinterhältige Weise mehr oder weniger wahllose Personen in einer Halloweennacht abschlachtet, unter anderem auf sehr kreative Weise (Stichwort: Säge). Das diente dem eigentlich aus dem Bereich der visuellen Effekte stammenden Leone dazu, tief in seine Trickkiste zu greifen. Jetzt folgt mit
Terrifier 2 die Fortsetzung, in der Art zwar erneut im Zentrum aller Aufmerksamkeit steht, es nun jedoch mit detaillierter ausgearbeiteten Gegenspieler*innen zu tun bekommt.
Worum geht's in Terrifier 2?
Mittlerweile ist ein Jahr vergangen, seit Art der Clown zu Halloween durch Miles County gezogen und für mehrere brutale Morde gesorgt hatte. Es heißt, er sei tot, doch unter Umständen trügt die falsche Sicherheit, denn eine Leiche wurde nie gefunden. Sehr fasziniert von dem Vorfall ist der zwölf Jahre alte Jonathan Shaw, der nicht wirklich daran glaubt, dass Art im Reich der Toten weilt. Er recherchiert zu den Vorfällen im Internet und möchte sich zu Halloween sogar als Gruselclown verkleiden, sehr zum Unmut seiner Mutter und seiner Schwester Sienna.
Während sie die Obsession ihres kleinen Bruders als Spinnerei abtut, häufen sich jedoch mysteriöse Begebenheiten.
Beim Besuch in einem Kostümladen trifft sie jenen mörderischen Clown, während Jonathan ihm in der Schule über den Weg läuft. Als die beiden Geschwister schließlich eine Zeichnung von Art im Notizbuch ihres verstorbenen Vaters finden, weckt das ihre Neugierde. Doch auch Art der Clown hat im wahrsten Sinne des Wortes Blut geleckt. Zuerst greift er eine von Siennas Freundinnen an, anschließend knüpft er sich die Shaws vor. Doch es scheint so, als hätten sie dem Clown mehr entgegenzusetzen als anfangs gedacht...
Denn Damien Leone hat in der Tat viel zu erzählen. Sienna Shaw sei die tiefgründigste Figur, die er bis dato kreiert habe. Im Großen und Ganzen funktioniert das auch passabel, vor allem dank brauchbarer schauspielerischer Leistungen, die deutlich über dem Durchschnitt des in diesem Genre sonst üblichen Niveaus liegen. Und Art der Clown zählt fraglos zu einer der kreativsten und unheimlichsten Gestalten des modernen Horrorfilms.
Davon gibt es im ersten Drittel des Films, der sich auf die Geschichte der Geschwister konzentriert, leider zu wenig – und im letzten Drittel fast schon zu viel, um einen wirklich mitreißenden Schocker-Sog zu erzeugen. Trotzdem darf Art der Clown wieder auf ziemlich einfallsreiche Weise Menschen über den Jordan schicken, was dank Damien Leones tollem Gespür für Bilder und der herausragenden Darstellung von David Howard Thornton als Gruselclown Art jede Menge Freude bereitet, wenn man eine Sensibilität für Slasher-Filme besitzt.
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