Tanzphänomene, die uns prägten

Tanzphänomene, die uns prägten

Von Voguing bis Gangnam Style

Von  Sabrina Luttenberger
Wenn heute jemand ein Tanzvideo auf TikTok hochlädt, passiert's ziemlich schnell, dass dadurch nicht nur der Song, sondern auch der Tanz dazu viral geht…Aber Tanzphänomene gab’s eigentlich schon immer.

Tänze, die um die Welt gingen

Wir stellen dir hier ein paar mal etwas genauer vor...

The Loco-Motion

Es sind die 60er-Jahre in den USA: Die Bürgerrechtsbewegung kämpft gegen die Diskriminierung der Schwarzen Bevölkerung, mit der Sowjetunion wird gestritten, wer zuerst ins All fliegt und Sänger wie Ray Charles oder Sam Cooke prägen den Soul. Auch die junge Eva Boyd will Sängerin werden und zieht dafür von North Carolina nach New York. Weil sie sich Geld dazu verdienen muss, nimmt die 16-Jährige einen Job als Nanny an - bei keinem geringeren als Songwriter*innen Carole King und ihrem Mann Gerry Goffin. Eva kümmert sich um ihre Tochter Lulu, singt ihr Lieder vor und tanzt mit ihr durch die Wohnung. Ihr Tanz inspiriert Carole und Gerry schließlich für einen neuen Song: The Loco-Motion. Den darf Eva sogar selbst im Studio einsingen:



Loco-Motion wird DER Modetanz der 60er-Jahre. Wie er geht, beschreibt der Songtext: Hüften schwingen, mit den Armen einen tuckernden Zug nachahmen und das am besten in einer Art Polonaise. Egal ob in der Schule oder in der Disco, überall wird der Loco-Motion getanzt. "Little Eva" wie sie sich ab sofort nennt, wird über Nacht zum Star, Gerry und Carole müssen sich ein neues Kindermädchen suchen. Ihre Karriere dauert allerdings nicht lange.. Dafür wird der Song noch oft gecovert, unter anderem in den späten 80ern von Kylie Minogue. Auch wenn Eva Kylies Cover nicht mag, der Song begleitet sie ein Leben lang und sogar über den Tod hinaus. Auf ihrem Grabstein zu sehen: Eine Lokomotive!


Der Moonwalk

Es ist das Jahr 1983 und das Musiklabel Motown feiert mit einer großen Show seinen 25. Geburtstag. Mit dabei: Marvin Gaye, Diana Ross und… Michael Jackson. Er präsentiert seinen neuen Song "Billie Jean". Als er anfängt zu tanzen, reißt es das Publikum von den Sitzen. Denn was auch immer abseits der Bühne abgeht und wofür er vielleicht auch zurecht kritisiert wird, eins ist trotzdem klar: Performen kann Michael Jackson. Mit gleitenden Schritten bewegt er sich rückwärts über die Bühne, fast so, als ob man eine Videokassette zurückspulen würde. Es ist das erste Mal, dass er den Moonwalk vorführt. Dabei hat er ihn gar nicht erfunden. Schon 1940 führt ihn Tänzer Bill Bailey auf, damals noch unter dem Namen "Backslide" und auch er begeistert damit die Menge.

Beim Moonwalk ist jede*r dabei: Breakdance Tänzer*innen, Wrestler*innen und Vögel! Ja, richtig gehört: Und zwar der Gelbhosenpipra in Costa Rica! Taucht ein Weibchen auf, macht das Pipra-Männchen kleine schnelle Rückwärtsschritte und gleitet in Moonwalk-Manier über den Ast. Na, wenn das auch ein Vogel hinkriegt - wir üben dann mal!

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  • Tänze, die um die Welt gingen: The Loco-Motion
  • Tänze, die um die Welt gingen: Der Moon Walk
  • Tänze, die um die Welt gingen: Voguing
  • Tänze, die um die Welt gingen: Gangnam Style

Voguing

Strike a pose! Bitte posieren, sagt Madonna in ihrem Song "Vogue". Und am besten extravagant, mit vielen Armbewegungen und einem ausdrucksstarken Blick. Würde man Voguing nur ganz kurz so beschreiben, würde es dem Ganzen aber nicht gerecht werden. Denn Voguing ist viel mehr als nur ein Tanzstil. Geprägt hat ihn allerdings nicht Madonna, sondern die Ballroom Szene im New York der 80er-Jahre. Weil queere People of Color selbst innerhalb der LGBTQIA+ Community ausgegrenzt werden, machen sie ihr eigenes Ding: Im New Yorker Untergrund treffen sie sich, um bei sogenannten Balls ihr Können unter Beweis zu stellen. Voguing ist ein Weg, um ihr Selbstbewusstsein zu stärken, die Ballrooms oft der einzige Safe Space, in dem sich queere People of Color sicher fühlen und so sein können, wie sie sind. Nach und nach wächst die Voguing-Szene und zieht so auch prominente Fans an. Madonna sieht 1990 in einem Club in Manhattan zum ersten Mal die Moves und will den Tanzstil in ihr nächstes Musikvideo einbauen. Heute ist Voguing im Mainstream angekommen, auch Künstler*innen wie Lady Gaga bauen die Bewegungen in ihre Choreos ein und in fast jeder Tanzschule gibt es Voguing-Unterricht – oft aber ohne Erklärung, woher Voguing überhaupt kommt. Und genau das sieht die Ballroom Community kritisch. Zum Glück gibt es mittlerweile aber auch Shows wie Pose, die die Ursprünge zeigen und erklären: Voguing, dahinter steckt viel mehr als nur Madonna.

Gangnam Style

Wer im Stadtteil Gangnam in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul lebt, der macht sich vermutlich eher selten Gedanken über Geld. Denn Gangnam bedeutet vor allem: Hochhäuser mit verspiegelter Glasfassade, Konsumwahn und Luxus, wohin das Auge reicht. Das kann man schon mal gesellschaftskritisch hinterfragen, denkt sich der Musiker Park Jae Sang, besser bekannt als Psy im Jahr 2012. Seine Kritik kommt in Form eines Songs - der Gangnam Style ist geboren. Auch vorher ist Psy zumindest in Korea schon ziemlich erfolgreich. Mit "Gangnam Style" wird er aber innerhalb kürzester Zeit zum internationalen Superstar. In erster Linie nicht wegen der Lyrics, vielmehr liegt der Hype am Musikvideo und seinen Tanzmoves: So tun, als würde man auf einem unsichtbaren Pferd reiten und ein Lasso schwingen.

Ab sofort tanzt gefühlt die ganze Welt den Gangnam Style, es gibt Flashmobs vor dem Eiffelturm, die US-Navy lernt die Schritte und auch Häftlinge auf den Philippinen machen mit. Psy schafft es als erster Künstler mit seinem Song eine Milliarde Views bei YouTube zu knacken. Er macht zwar heute auch noch selbst Musik, hat mittlerweile aber auch ein eigenes Label und verhilft anderen K-Pop Künstler*innen zum Erfolg. Wie's geht, weiß Psy ja bestens.

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