Seenotrettung: Weltweite Solidarität für Rackete

Seenotrettung: Weltweite Solidarität für Rackete

Auch egoKünstler*innen solidarisiern sich

Während die Kapitänin der Sea-Watch 3, Carola Rackete, auf Lampedusa unter Hausarrest stand, solidarisierten sich Musiker*innen, Politiker und Prominente mit ihr. Jetzt ist sie wieder auf freiem Fuße.

"Ich bringe sie jetzt in Sicherheit."

Der gesunde Menschenverstand sagt: Wer im Meer zu ertrinken droht, dem muss geholfen werden. Aber das sehen leider nicht alle so, was der Fall von Carola Rackete, der Kapitänin der Sea-Watch 3, zeigt, die 42 Flüchtlinge aus dem Meer auf ihrem Weg nach Europa fischte. Weil sie trotz Polizeisperre den Hafen von Lampedusa anlief, droht ihr jetzt eine Haftstrafe in Italien.

Die Odyssee der Sea-Watch 3 hatte am 12. Juni begonnen, als die Seenotretter vor Libyen Bootsflüchtlinge an Bord nahmen. Nur wenige Stunden zuvor hatte sich das Kabinett in Rom auf eine starke Verschärfung der Regeln für die Helfer verständigt: Der Beschluss stellt die Rettung von Migranten auf dem Mittelmeer für Hilfsorganisationen unter Strafe. 

Ganze 17 Tage verharrte die Crew mit Carola und den Flüchtlinge auf hoher See.

"Ich weiß, was ich riskiere, aber die 42 Geretteten sind erschöpft. Ich bringe sie jetzt in Sicherheit."

Nach einem langen Patt durchbrach die deutsche Kapitänin der Sea Watch 3 in der Nacht auf Samstag an Bord die Hafenblockade in Lampedusa. Für die einen ist Rackete eine Heldin - online zeigen Menschen ihr mit Hashtags wie #FreeCarola ihre Solidarität. Kritiker hingegen werfen der Kapitänin vor, sie habe ganz einfach gegen Gesetze verstoßen, sei deshalb eine Kriminelle und gehöre auf jeden Fall verurteilt.

Carolas Freilassung

Am Dienstag Abend beschloss der Ermittlungsrichter in Agrigent die Freilassung der Kapitänin, was für Erleichterung und Kritik sorgte. Hilfsorganisationen sahen in dem Richterspruch eine Bestätigung der Arbeit der Seenotretter. Der italienische Innenminister hingegen kündigte ihre Ausweisung an, da sie eine Gefahr für die nationale Sicherheit darstelle. Wann das passieren könnte, ist allerdings unklar. 

Zwei Vorwürfe gegen Rackete aufgehoben

Am 9. Juli wird der 31-Jährigen noch eine Anhörung der Staatsanwaltschaft bevorstehen. Der Vorwurf: Beihilfe illegaler Migration. Zwei weitere Vorwürfe - Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und Widerstand gegen ein Kriegsschiff – wurden nach Medienberichten fallen gelassen. Rackete selbst bedankt sich nach ihrer Freilassung über die große Unterstützung aus:

"Mich hat die Solidarität, die mir so viele Menschen ausgedrückt haben, berührt."



Deutsche Politiker*innen solidarisieren sich

Die Bundesregierung sprach sich nach der Festnahme der deutschen Kapitänin des Flüchtlingsrettungsschiffes Sea Watch-3, Carola Rackete, deutlich gegen eine Kriminalisierung von Seenotrettern aus. Auch Bundespräsident Steinmeier und Bundesaußenminister Heiko Maas teilten mit, dass sie von einer Straffreiheit für Rackete ausging. 

Große Spendenaktion von Böhmermann und Heufer-Umlauf

Durch einen Spendenaufruf der TV-Moderatoren Jan Böhmermann und Klaas Heufer-Umlauf auf der Internetseite leetchi.com kamen bis zum Sonntagvormittag bereits knapp 270.000 Euro zusammen.

Am Ende waren es sogar über eine Millionen Euro an Spenden.


Die Aktion soll bis Ende Juli laufen und anfallende Rechtskosten der Sea Watch 3-Kapitänin decken. Mit einem Video, in dem Böhmermann und Klaas das Verhalten der italienischen Regierung als "unmenschlich, kaltblütig und skrupellos" bezeichnen, rufen sie zum Spenden auf. 



Auch egoFM Künstler*innen zeigten sich der Seenotrettung gegenüber solidarisch 

Kettkar - Aufruf zum Spenden

Wenige der deutschen Bands beziehen politisch so sehr Stellung wie Kettcar. Mit ihrem Hit "Sommer '89" über einen Flüchtlingshelfer an der österreichisch-ungarischen Grenze, nahmen sie das Thema bereits in ihre Musik auf. Gegenüber Carola Rackete zeigten sie sich ebenfalls solidarisch und riefen zu einer weiteren Spendenaktion für die Sea Watch 3 auf.


Marteria - Für Seenotrettung und ein humanes Europa

Marteria ist bekannt dafür, dass er keine Angst hat, sich politisch zu positionieren. Vor knapp einem Jahr rief der Musiker auf Social Media "für Seenotrettung und ein humanes Europa" auf. Einige der Fans kritisierten ihn in den Kommentaren dafür, obwohl sich Marteria in seinen Texten wie auch durch Freundschaften mit Feine Sahne Fischfilet Frontmann Monchi klar politisch ausrichtet. Das hindert ihn aber natürlich nicht daran, auch weiterhin politische Aussagen zu treffen. Danke Marteria!



Mine - Fordert Freiheit für Rackete 

Auf Facebook nahm die deutsche Sängerin, die unter anderem für ihren Track "Klebstoff" sehr beliebt ist, politisch Stellung und postete ein Bild, das die Freilassung Racketes forderte. 
 


Fortuna Ehrenfeld - Mut zum Appell 

Hinter dem schönen Bandnamen Fortuna Ehrenfeld verbirgt sich deutscher Pop mit klugen Texten und Mut zum großen Gefühl. Und besonders auch Mut zum solidarischen Aufruf. Den zeigte die Band aus Köln auch vor kurzem, als sie Anfang Juni zugunsten von Seawatch den "A2 SIEBDRUCK" ihres LP Covers versteigerte. Das besondere dabei: Der Druck ist handsigniert und die erste einer mit nur 50 Auflagen limitierten Reihe. 2.250 Euro war das höchste Gebot, das dann gespendet wurde -mal wieder eine gelungene Aktion, so wie man es von den "Fortunies" gewöhnt ist. 




Die sehr erfolgreiche Spendenaktion und die starke Kollegialität mit Carola Rackete zeigten uns nochmal deutlich, dass Europa neben Menschen, wie dem italienischen Innenminister, auch aus einer starken, solidarischen und weltoffenen EU besteht. Der Glaube, dass es auch anders geht und das Einstehen für andere Menschen, werden hasserfüllte und feindselige Stimmen immer übertönen.

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