Ob der Film mehr als stupiden Ulk zu bieten hat, weiß egoFM Kinoredakteur Fabian.
Womöglich ereilt auch namhafte Hollywood-Stars ab und an das Gefühl, noch etwas unter Beweis stellen zu wollen. Da erreichen sie mit ihren Filmen ein Millionenpublikum, werden mit hochdotierten Preisen ausgezeichnet, nur um am nächsten Morgen mit dem Bedürfnis aufzuwachen, über sich hinauswachsen zu müssen. Zumindest lassen manche Szenen in No Hard Feelings, einer Sex-Schrägstrich-Coming-of-Age-Komödie des Regisseurs Gene Stupnitsky, auf solche Gedanken bei Hauptdarstellerin Jennifer Lawrence schließen. Vor gut zehn Jahren für Silver Linings mit dem Oscar ausgezeichnet, steht sie hier als vom Leben gezeichnete, nichtsdestotrotz ungebrochene Frau vor der Kamera und scheut nicht davor zurück, im wahrsten Wortsinne vollsten Körpereinsatz zu zeigen. Aber – braucht's das?
Worum geht's in No Hard Feelings?
Anfangs erzählt No Hard Feelings in Kalauern, die an American Pie und Hangover erinnern, von der jungen Frau Maddie Barker. Von Geldproblemen geplagt, chronisch das Singleleben genießend, kassiert irgendwann der Staat aufgrund von Steuerschulden ihren größten Vermögenswert - das Auto. Eigentlich als Uber-Fahrerin ihre Brötchen verdienend, sucht die nebenher kellnernde Maddie händeringend nach Optionen, als sie über eine Internetanzeige stolpert. Eltern suchen für ihren 19 Jahre alten Sohn eine Frau, die ihn "datet" und aus seinem Schneckenhaus holt. Gegenleistung: ein Buick. Für Maddie erscheint die Aufgabe, einen schüchternen Teenie um den Finger zu wickeln, wie ein Kinderspiel, doch leider entpuppt sich der tollpatschige Percy als hart zu knackende Nuss – und noch dazu, besitzt er Charme, vor dem selbst die abgebrühte Maddie nicht gefeit ist…
No Hard Feelings
egoFM Trailer
So ist No Hard Feelings
Jennifer Lawrence gegenüber spielt der verhältnismäßig unbekannte Andrew Barth Feldman, der der ansonsten eher durchschnittlichen Komödie eine gewisse Ehrlichkeit verleiht, die solch oberflächlichen Filmen zumeist fehlt. Als Percy verurteilt er niemals Probleme wie männliche Schüchternheit in der Adoleszenz, sondern verleiht seinem verklemmten Charakter Konturen, Ecken und Kanten; obendrein sorgt Feldmans Musikalität für einen starken Lichtblick in No Hard Feelings. Sowieso bleibt Gene Stupnitskys Film vor allem wegen des Schauspiels in Erinnerung, tritt auch Jennifer Lawrence mit einer kraftvollen Intensität auf, die stets unterhaltsam ist. Vor allem während einer Strandszene wetzt sie ohne Rücksicht auf Verluste wie ein Derwisch durch das Filmset.
Bedauerlich, dass No Hard Feelings dennoch hinter den Möglichkeiten zurückbleibt. So beweist Stupnitsky gerade in der herzensguten, allerdings gerade deswegen etwas kitschig geratenen zweiten Hälfte, dass es ihm nicht so sehr an Ideen mangelt, sondern eher am Mut zum Experiment und spannender Inszenierung, sowie einem etwas konziseren Ton.
Deswegen reicht es für No Hard Feelings nur ganz knapp zu 7 von 10 peinlichen Dates.
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