Nicht jede Frau will Mutter sein

Franziska über die Schwierigkeiten einer Sterilisation mit 23

Franziska ist 23 Jahre alt und sich sicher, dass sie keine Kinder bekommen möchte. Als Frau mit Anfang 20 ist es aber alles andere als einfach, sich sterilisieren zu lassen.

Nach wie vor ist das stereotypische Bild in unserer Gesellschaft verbreitet, dass eine Frau Mutter sein und sich um die eigenen Kinder kümmern muss. Franziska weiß aber, dass sie keine Kinder haben möchte.

Nicht jede Frau will Mutter sein - und das ist ganz normal

In Franziskas Freundeskreis sind die ersten Eltern geworden und sie selbst spürt dadurch deutlich, dass sie das nicht will. Sie sieht ein Kind mehr als Kosten-Nutzen-Rechnung und hat Angst vor einer Schwangerschaft und einer Geburt. Deswegen würde sie es gerne biologisch verhindern, Kinder bekommen zu können.

Letztes Jahr hat sie sich endgültig eingestanden, dass sie keine Kinder möchte. Davor hat sie immer mal wieder geschwankt, aber retrospektiv fällt es ihr schwer zu sagen, ob sie in manchen Momenten wirklich Kinder wollte, oder nur die Erwartungen, die die Gesellschaft an sie als Frau gestellt hat, erfüllen wollte. Außerdem gibt es in ihrem familiären Umfeld Menschen, die gesagt haben "Du bist keine richtige Frau, wenn du keine Kinder bekommen hast". Aus diesen Gründen dachte Franziskalange, dass das eben als Frau einfach dazu gehört, Kinder zu bekommen.

Franziska kann auch jetzt nicht ausschließen, dass noch einmal eine Phase kommt, in der sie über Kinder nachdenkt, hat aber eine klare Position dazu:

"Lieber bereue ich es später wenn ich eine Sterilisation durchführe. Lieber sitze ich da und sage "Ich hätte sie [die Kinder] gerne bekommen" als das ich ein Kind bekomme und es bereue, dieses Kind zu haben - weil dann leiden zwei darunter." - Franziska

Mit 22 bekam Franziska die Diagnose Endometriose

Mit der Diagnose Endometriose und den entsprechenden Behandlungsmöglichkeiten hat sich bei Franziska immer mehr herauskristallisiert, dass sie sowieso keine Kinder möchte und sie hat begonnen, sich über Sterilisationen zu informieren.

Endometriose ist eine chronische Erkrankung bei Frauen, bei der Gebärmutterschleimhaut ähnliches Gewebe auch außerhalb der Gebärmutterhöhle ansiedelt. Viele Betroffene leiden unter starken Menstruationsbeschwerden, Unterleibsschmerzen zwischen den Regelblutungen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr sowie verminderter Fruchtbarkeit.

Im Internet sind die Google-Ergebnisse zu "Sterilisation unter 35" hauptsächlich Warnungen, man solle diese Operation nicht so früh vornehmen lassen, erzählt Franziska.

"Ich finde das ehrlich gesagt ziemlich herabwürdigend, dass man einfach nicht ernst genommen wird. Ich musste mich mit 23 für ein Studium entscheiden, dass meine Karriere beeinflusst, ich kann mit 23 Kinder bekommen, ich kann mich tätowieren lassen, ich kann wählen gehen - aber ich darf ich nicht entscheiden, dass ich keine Kinder haben möchte? Das ist eine wahnsinnige Bevormundung." - Franziska

Franziska hat mit zwei Frauenärzt*innen über ihren Wunsch gesprochen

Der erste hat sehr von oben herab reagiert erzählt Franziska. Sie musste sich anhören, dass sie erst 23 sei, sich das noch ändern kann und vor allem: Was ist denn überhaupt, wenn ihr Mann mal Kinder möchte? Nicht einmal die Tatsache, dass sich Franziska bewusst für einen Partner entschieden hat, der auch keine Kinder möchte, hat den Arzt von ihrem Entschluss überzeugt.

Die zweite Frauenärztin hat sie sehr ernst genommen und war prinzipiell offen für das Thema, allerdings führt sie selbst diese Operation nicht durch und gibt zu Bedenken, dass es wahnsinnig schwer werden wird, jemanden zu finden, der*die diese Operation an einer 23-jährigen Frau durchführt.

Außerdem erklärt die Ärztin, dass bei Endometriose grundsätzlich eine Hysterektomie sinnvoller wäre - und die ist noch schwerer zu bekommen.

Hysterektomie bezeichnet die operative Entfernung der Gebärmutter und - je nach Form - auch der Eierstöcke.

Franziska erzählt, dass es keine Gesetze gibt, die die Sterilisation oder die Hysterektomie bei jungen Frauen verbietet, allerdings wollen trotzdem viele Ärzt*innen die Verantwortung nicht übernehmen, falls die Patientin es eines Tages bereuen sollte. Deswegen ist es so schwer für Franziska, jemanden zu finden, der an ihr eine Hysterektomie durchführt - dabei sollte doch die Entscheidung allein bei der Frau liegen.