Mumford & Sons Banjospieler und die Alt Right

Mumford & Sons Banjospieler und die Alt Right

Winston Marshall, Andy Ngo und Jordan Peterson

Letzte Woche tweetete Mumford & Sons Banjospieler Winston Marshall ein Foto des neuen Buchs Andy Ngos: 'Unmasked. Inside Antifas Radical Plan to destroy democrazy'. Darüber kommentierte er, endlich hätte er Zeit gehabt, das "wichtige" Buch zu lesen und gratulierte Andy Ngo für seinen Mut: "You are a brave Man."

Ist Winston Marshall Sympathisant der Alt Right?

Der Tweet ist inzwischen gelöscht.

Na und, berühmte Leseratten reposten doch ständig Bücher ihrer Idole!? Für alle, die bei dem Buchtitel nicht schon stutzig werden: Andy Ngo ist ziemlich rechts.

Unmasked. Inside Andy Ngos alt-right Plan to destroy the movement for social justice.  


Andy Ngo ist ein unabhängiger Journalist und Fotograf und ein gern gesehener Gast der Konservativen bis rechten Medien der USA. So zum Beispiel beim Wall Street Journal, die New York Post, Newsweek, Fox News, National Review und mehr. Das bedeutet im Umkehrschluss als sozialer Kommentator ist Andy Ngo relativ einflussreich. Selbst präsentiert er sich gerne als Opfer. Zum Beispiel auf seiner Internetseite:
"Andy Ngo is an independent journalist and photographer. He lives under threat for his reporting and expertise on American antifa and the militant far-left." - Andy Ngos Website

Wahrscheinlich gibt es wirklich Mitglieder*innen der ANTIFATM, die nicht übel Lust hätten, sich ihm gewaltvoll anzunehmen. Seine Beschreibungen der sogenannten ANTIFA sind aber um ein Vielfaches gefährlicher für Menschen, die als Antifa gelesen werden, wie diese für ihn. Mal ganz abgesehen davon, dass es die Antifa sowieso nicht gibt - das Buch also auf einer falschen These aufbaut - zielt es ganz klar darauf ab, Linke und Aktivist*innen noch weiter als Feindbild zu etablieren und Gewalt gegenüber ihnen zu rechtfertigen und zu fördern. Sei es von der Polizei oder rechten Gruppierungen. So wird die Antifa als "plündernde Gang" diffamiert. Im Gegensatz übrigens zu den ultrarechten "Proud Boys", die als "Trump-freundliche Bruderschaft" heruntergespielt werden. Ihre Lieblingsparole auf Demos und in Interviews? "Fuck Antifa." Aber wer will da schon eine Voreingenommenheit des Buches vermuten...

Die Sache mit Jordan Peterson


Das Buch von Andy Ngo ist relativ klar der Alt-Right zuzuordnen. Und es ist auch nicht das erste Mal, dass Winston Marshall mit Bewunderung für rechte Buchautor*innen aufgefallen ist. So postete die Band Mumford & Sons 2018 ein Foto mit Jordan Peterson, der sie in ihrem Studio besucht hatte. Jordan Peterson ist ein kanadischer Psychologieprofessor und Autor des Life Coach Buches 12 Rules for Life. Das Beratungsbuch zu einem glücklicheren Leben trägt tatsächlich nützliche Ratschläge in sich: etwa "übernimm Verantwortung" oder "beneide keine anderen Leute." Allerdings nutzt es den harmlosen Überbau zur Verbreitung einer sehr merkwürdigen politischen Agenda. Der postmoderne Neo-Marxismus sei auf dem Weg, den Westen zu zerstören und linke oder links anmutende Hochschulvertreter*inne würden kollektiv dieser Philosophie folgen. Die Idee hat einige Gemeinsamkeiten zur nationalsozialistischen Vorstellung eines "Kulturbolschewismus."


Winston Marshall äußerte sich damals dazu

"I primarily was very interested in Dr. Peterson’s work on psychology, read both his books and found it very, very interesting, and met him [through] a mutual acquaintance and invited him down to the studio whilst he was in London on tour, which was very interesting and one of many interesting visits [from various figures] we had in the studio" - Winston Marshall

Und wahrscheinlich könne man die Verbindung mit Jordan Peterson als uninformiertes Versehen abtun, wäre da nicht der jüngste Tweet über Andy Ngos Buch. Allein der Titel schließt die Missverständlichkeit Andy Ngos Botschaft aus. Die Zuschreibung als mutig ist, wie wir in Deutschland am Beispiel der AFD sehen, oft eine Verharmlosung und Heroisierung rechter Thesen in einer vorgestellten linken Meinungsdiktatur. Heute postet Winston Marshall eine Entschuldigung für sein Posting, in dem er schreibt, er verstehe nun besser, warum sein Tweet als Unterstützung hassvoller Thesen gesehen werden könne und er Menschen verletzt habe. 



Ob eine echte Reflexion stattgefunden hat und die Entschuldigung ernst zu nehmen ist, bleibt fraglich. Als Konsequenz möchte er für einige Zeit aus der Band zurücktreten und sich Zeit nehmen, seine "blinden Flecken" zu prüfen.

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