Kuriose Bräuche aus aller Welt

Kuriose Bräuche aus aller Welt

Vom Phallus-Fest und der Tomatenschlacht

Von  Viktoria Molnar
Jede Kultur hat ihre eigenen Traditionen und Bräuche. Warum Japaner*innen ein Fest für den Penis feiern und man in Bali zum Beginn des neuen Jahres erst mal schweigt, erfährst du hier.

Rituale und Sitten

Jede Kultur hat ihre Bräuche. Wie stark die auch in Deutschland verankert sind, konnten wir erst jüngst zu Silvester miterleben, während wir Wachs über der Kerze erwärmt haben und uns dann die Zukunft vorhersagen haben lassen, während sich im Hintergrund Butler James bei Dinner for One zulötet. Und auch in anderen Ländern gibt es logischerweise gefestigte Traditionen, von denen du womöglich noch nie etwas gehört hast. Wir stellen dir vier davon einmal genauer vor:

Die Paradeiser-Schlacht

Die größte Essensschlacht der Welt findet nicht etwa am Buffet des Fünf-Sterne-Türkei-Urlaub-All-Inclusive-Hotels statt, sondern in einem kleinen Dorf in Spanien, westlich von Valencia: Jedes Jahr am letzten Mittwoch im August treffen sich die Bewohner*innen des Dorfes Buñol, um sich mit überreifen Tomaten zu bewerfen. Bei der Tomatina, werden rund 130 Tonnen Tomaten von rund 15.000 Menschen aus der ganzen Welt geworfen. Die wichtigste Regel lautet dabei: Die Früchte sollten vor dem Werfen zerdrückt werden, da eine pralle Tomate ganz schön wehtun kann. Genau eine Stunde lang wüten die Krieger*innen, bis alles in der roten Suppe schwimmt und die Schlacht abgepfiffen wird. Und warum das Ganze? Begonnen haben soll die Essensschlacht im Jahr 1945 nach dem Wutanfall eines jungen Mannes am Marktplatz. Und heutzutage nutzt die Gemeinde das Spektakel, um danach gemeinsam die Straßen zu säubern. 

Kritische Stimmen werden sich nun empören: Was für eine Lebensmittelverschwendung?! Aber no worries: Tatsächlich werden die Tomaten von einem spanischen Obst- und Gemüselieferanten gestellt, der ein paar Wochen lang diejenigen Tomaten sammelt, die es nicht in den Supermarkt schaffen und ansonsten weggeworfen worden wären.

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Das Phallus-Fest

Achtung, nun folgt Anstößiges: In Kawasaki, Japan feiern die Bewohner*innen am ersten Sonntag im April ein kurioses Spektakel - ein Fest für den Penis. Klingt lustig - doch der Hintergrund ist gar nicht mal so zum Lachen. Japans Bevölkerung altert rapide, die Geburtenrate sinkt - die drittgrößte Volkswirtschaft braucht dringend Nachwuchs. Im Ursprung geht es bei dem Festival also darum, die Götter um Fruchtbarkeit und eine sichere Geburt zu bitten. Und dafür tragen die Japaner*innen - in traditionelle Gewänder gehüllt - drei Schreine durch die Menschenmassen, auf denen jeweils ein Phallus-Symbol thront - mächtig und rosafarben. 

Begonnen hat das Spektakel anscheinend im 17. Jahrhundert, als Prostituierte die Götter und Göttinnen um gute Geschäfte und Schutz vor sexuell-übertragbaren Krankheiten baten. Heutzutage gilt das Fest als ein Zeichen im Kampf gegen HIV.


Prügel für den Frieden

Jedes Jahr um Weihnachten, wenn es besinnlich wird, treffen sich die Quechua in verschiedenen Regionen Perus, um sich - umgangssprachlich ausgedrückt - ordentlich eins aufs Maul zu geben. Denn beim Takanakuy Festival sollen Unstimmigkeiten und aufgestaute Aggressionen zwischen den Dorfbewohner*innen bereinigt werden - mit Fäusten eben. Bei den organisierten Schlägereien treten Männer, Frauen und sogar kleine Kinder gegeneinander an. 

Schiedsrichter überprüfen dabei, ob alles mit rechten Dingen zugeht oder sich jemand verletzt. Ein Handschlag beendet den Zwist und so können die Quechua geläutert ins neue Jahr gehen… Bud Spencer und Terence Hill wären stolz gewesen.

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Schweig und vergib!

Zum neuen Jahr mal so richtig Tabula rasa machen, einen Neustart mit bereinigter Seele. Das zelebrieren die Menschen auf Bali am ersten Tag des neuen Jahres nach dem traditionellen balinesischen Mondphasen-Kalender:
Einer festlichen Parade tags zuvor folgt beim Nyepi Fest ein Tag, 24 ganze Stunden voll von … nichts. Purer Stille. Anstatt mit Böllern und Partys, beginnen die Balines*innen ihr Jahr mit Ausgangssperre, Fasten und Meditation. Und mit dem Schweigen. Der Glaube: Am Tag vor Nyepi ziehen bunte Umzüge durch die Straßen des Landes, mit schaurigen Riesenfiguren, um die bösen Geister und Dämonen zu vertreiben. Damit diese Dämonen tags darauf nicht zurückfinden, gelten vier Regeln: Absolute Stille, kein Licht und Feuer, keine Arbeit und alle müssen zu Hause bleiben. Ein Exorzismus-Ritual mit anschließendem In-sich-Gehen.
Am Tag nach Nyepi besucht man übrigens seine Nächsten und bittet um Vergebung.

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