Kippt das US-Recht auf Abtreibung?

Kippt das US-Recht auf Abtreibung?

Urteilsentwurf des Supreme Court geleakt

Von  Sabrina Luttenberger
Seit fast 50 Jahren ist Abtreibung in den USA legal. Warum sich das bald ändern könnte und wie es dazu kam, liest du hier.


Was ist passiert?

Vor ein paar Tagen veröffentlichte das Nachrichtenportal Politico den Urteilsentwurf des konservativen Richters Samuel Alito, Abtreibungsgegner und einer von neun Richter*innen des obersten Gerichtshofs in den USA. Dass so ein Entwurf geleakt wird, ist in der gesamten Geschichte des Supreme Courts noch nie passiert. Darin steht, die Entscheidung für ein Recht auf Abtreibung sei schon immer "ungeheuerlich falsch" gewesen. Laut diesem Entwurf sind also wohl mehrere Richter*innen bereit, das Recht, das aus Roe v. Wade hervorging, zu kippen.

Was ist Roe v. Wade?

Dass Abtreibung in den USA bis zur 24. Schwangerschaftswoche erlaubt ist, geht aus einem Urteil aus dem Jahr 1973 hervor. Damals klagte eine 22-jährige Frau mit dem Pseudonym "Jane Roe", dass es verfassungswidrig sei, im Bundesstaat Texas Abtreibungen nur zu erlauben, wenn die Gesundheit oder das Leben der werdenden Mutter gefährdet sei. Seitdem ist das Recht auf Abtreibung durch das "federal law" im gesamten Land geschützt. 

Was passiert, wenn das Urteil gefällt wird?

Wenn also das Urteil, so wie es im Entwurf steht, gefällt wird, dann würden für die einzelnen Bundesstaaten wieder ihre eigenen Abtreibungsgesetze gelten. Das würde bedeuten, in mindestens 13 Bundesstaaten wäre Abtreibung sofort illegal, beispielsweise in Alabama, Arizona, Mississippi oder Idaho. Bisher ist allerdings unklar, ob es neben diesem noch andere Entwürfe gibt mit beispielsweise milderen Urteilen.

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Demonstrationen und Proteste im ganzen Land 

Bereits kurz nachdem der Entwurf veröffentlicht wurde, gingen viele US-Amerikaner*innen auf die Straße, um zu demonstrieren. Auch viele Politiker*innen haben sich schon geäußert. Präsident Biden zum Beispiel hat an den Supreme Court appelliert, das Recht auf Abtreibung nicht aufzuheben und auch Vizepräsidentin Kamala Harris hat aufgerufen, für die Rechte von Frauen zu kämpfen. Außerdem haben sich viele Künstler*innen oder Schauspieler*innen zu Wort gemeldet. Phoebe Bridgers twitterte, dass sie erst im Oktober eine Abtreibung hatte und jede*r den Zugang dazu haben sollte. Viele teilen auch Spendenmöglichkeiten für Abtreibungsfonds oder rufen zu Protesten auf. Konservative Republikaner*innen freuen sich dagegen, die meisten von ihnen waren schon immer gegen Abtreibung.


Das Urteil fällt der oberste Gerichtshof erst in den kommenden Wochen.

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