Keine Arbeit bei Regelschmerzen

Keine Arbeit bei Regelschmerzen

Spanien plant Gesetzentwurf

Spanien will bezahlte Krankentage für starke Regelschmerzen einführen. Warum das hitzige Diskussionen auslöst, liest du hier.


Regelschmerzen können so stark sein, wie die bei einem Herzinfarkt

Das haben Wissenschaftler*innen des University College of London herausgefunden. Und an diesen starken Schmerzen leiden jeden Monat viele menstruierende Personen. Studien der Amerikanischen Akademie der Hausärzt*innen zeigen, dass rund ein Fünftel keinen normalen Alltag mehr bestreiten kann. In Ländern wie Japan, Indonesien oder Südkorea gibt es deshalb schon länger die Möglichkeit, sich für solche Tage extra bezahlten Urlaub zu nehmen. Spanien will jetzt als erstes europäisches Land nachziehen.

Gesetzentwurf in Spanien

Der Entwurf kommt aus dem Gleichstellungsministerium und ist Teil eines neuen Gesundheitsgesetzes, das zum Beispiel auch die Zustimmungspflicht der Eltern abschaffen will, wenn 16 oder 17 Jahre alte Frauen abtreiben möchten. Leidet man an besonders starken Regelschmerzen - so plant es der Gesetzentwurf - soll es bald möglich sein, für diese Tage Extrakrankentage zu beantragen. Um die "Stärke" der Schmerzen zu beweisen, ist ein ärztliches Attest nötig.

Hitzige Diskussionen im Netz und in der spanischen Regierung

Dass es diesen Entwurf gibt, ist schon seit letzter Woche bekannt. Am Dienstag, den 17. Mai 2022, wurde der Entwurf offiziell vorgestellt und vom Kabinett gebilligt. Bis dahin wurde darüber in sozialen Netzwerken schon heftig diskutiert. Und auch in der spanischen Regierung kam es zu Debatten. Arbeitsministerin Yolanda Diaz findet es zum Beispiel wichtig, diese Schmerzen in der Arbeitswelt zu berücksichtigen.

Aber es gab eben auch Stimmen – auch von Frauen – gegen den Entwurf. Wirtschaftsministerin Nadia Calviño, die eigentlich immer für Frauenrechte kämpft, warnt vor einer Stigmatisierung. Außerdem wird befürchtet, dass Arbeitgeber*innen menstruierende Personen dadurch vielleicht weniger gern beschäftigen. In Ländern, in denen es diese extra Krankentage bereits gibt, trauen sich oft nur wenige, sie auch wahrzunehmen. In Japan nutzen sie laut einer Nikkei-Umfrage nur zehn Prozent derjenigen, denen sie zustehen - oft aus Angst, dieses Anliegen vorzubringen oder als "schwach" angesehen zu werden. Viele befürchten eine negative Beeinflussung ihrer Karriere. Der Gesetzentwurf muss jetzt noch vom spanischen Parlament verabschiedet werden.

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Regelung auch in Deutschland möglich? 

Ob so eine Regelung auch für Deutschland kommen könnte, ist fraglich. Hierzulande gilt in der Arbeitswelt das Gleichbehandlungsgesetz, das heißt, jede*r hat auch denselben Anspruch auf Urlaubstage. In Deutschland dürfte ein solcher Menstruationsurlaub ohnehin schwierig umzusetzen sein. Außerdem sind Gesundheitsdaten von Arbeitnehmer*innen geschützt, das heißt, bei einer Krankmeldung muss man sowieso nicht angeben, wieso man krank ist. Viele Arbeitsrechtler*innen sehen deshalb bislang keine Notwendigkeit eines sogenannten "Menstruationsurlaubs", weil auch eine einfache Krankschreibung ausreicht.

"MenstruationsURLAUB" ist KEIN Urlaub!

Apropos: Häufig wird in der Berichterstattung von "Menstruationsurlaub" gesprochen. Dieser Begriff kann zur Stigmatisierung beitragen. Immerhin verbindet man mit Urlaub durchaus andere Dinge als mi starken Bauchkrämpfen gekrümmt im Bett zu liegen oder sich wegen starker Schmerzen sogar zu übergeben. 

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