Entertainment-Reporterin Kristien Gijbels im Interview
Von Gloria Grünwald (Interview) | Sabrina Luttenberger (Artikel)
Seit über zehn Jahren interviewt Entertainment-Reporterin Kristien Gijbels alles, was in Hollywood Rang und Namen hat. Wie glamourös die Entertainment-Branche wirklich ist und ob Hollywood diverser wird, verrät sie im Interview.
Ursprünglich kommt Kristien Gijbels aus Belgien. Dort hat sie Journalismus studiert, ist dann aber in die USA ausgewandert. Seit mehr als zehn Jahren lebt sie in Los Angeles, arbeitet dort als Entertainment-Reporterin und ist Teil der Hollywood Foreign Press Association. Mit egoFM Gloria spricht sie unter anderem über ihren Job und beantwortet die Frage:
Ist Hollywood wirklich so glamourös, wie es scheint? Spoiler: Nicht ganz.
Hollywood: Glamour oder Fassade?
Kristien Gijbels im Interview mit egoFM Gloria
Foto: Kristien Gijbels
Traumjob Filme schauen?
Ob Jane Fonda, Matt Damon oder Jennifer Aniston: Fast elf Jahre stehen Hollywoodstars Kristien schon Rede und Antwort. Nach ihrem Journalismusstudium wanderte sie nach L.A. aus und bewarb sich dort bei einer belgischen Zeitung. Im Bewerbungsgespräch kam dann die Frage, ob sie denn gerne Filme schaue. "Ja klar." - "Gut, denn das wird jetzt quasi dein Job." Seitdem berichtet sie für Belgien direkt aus Hollywood über neue Filme, Serien oder von Preisverleihungen wie den Oscars, bei denen sie jedes Jahr dabei ist.
Das klingt zwar alles ziemlich glamourös, ist für Kristien aber ganz schön viel Arbeit.
Wegen der Zeitverschiebung muss sie für Liveschalten nach Belgien manchmal mitten in der Nacht aufstehen und auch die Interviews sollen nicht nur vor- sondern auch nachbereitet werden. Das mit der Familie zu vereinbaren, ist für Kristien nicht immer easy. Trotzdem liebt sie ihren Job. Für sie bisher am einprägsamsten: Ein Interview mit Leonardo DiCaprio. Schließlich war sie mit neun Jahren dreimal im Kino, um Jack in Titanic auf der großen Leinwand zu bewundern.
Drei Minuten für ein Interview
Für Interviews mit Hollywoodstars bleibt allerdings nicht immer viel Zeit. Meistens bekommen Journalist*innen bei sogenannten "Press Junkets" nur drei Minuten, in denen sie ihre Fragen loswerden können. Für originelle und besondere Antworten reiche das oft gar nicht aus, sagt Kristien. Weil die Stars meist professionelles Medientraining erhalten und genau wissen, wie sie eine Frage beantworten oder mit Charme umgehen, ist die Herausforderung noch mal größer, wirklich gute und brauchbare Antworten zu bekommen.
"If you ask something left-field where they didn’t expect the question because it’s such an original or interesting question, then they have to think and that kinda throws them off too. So it’s like: Do you wanna go for the easy answer, something that they’ve answered 20 times already in one day or do you wanna sit in front of the camera, and you have no idea what to answer." – Kristien Gijbels
Außerdem sind Manager*innen, Agent*innen oder Publicists meistens mit im Raum und darauf vorbereitet, wenn eine Frage kommt, die ihnen gar nicht in den Kram passt oder einfach zu privat ist. Laut Kristien ist das in den letzten Jahren viel strikter geworden.
Ein ziemlich offensichtliches No-Go gibt's aber sowieso:
"You're not really supposed to ask who that person is sleeping with." – Kristien Gijbels
In ihrer Zeit als Hollywood-Reporterin hat Kristien auch schon zahlreiche Filmsets besucht, um hinter die Kulissen von neuen Projekten zu blicken. Sie weiß deshalb auch, wie schlecht die Arbeitsbedingungen für die Crew wirklich sind.
Vor Kurzem erst drohten einige Entertainment-Arbeiter*innen in Hollywood einen Streik an.
Durch den hätten viele Produktionen erst verspätet fertiggestellt werden können. In letzter Minute wurde der Streik mit einer Vereinbarung noch abgewendet. Wäre es aber Kristiens Entscheidung, würde sie sich voll und ganz für einen Streik einsetzen, damit Hollywood endlich fairer wird:
"I’ve seen it first hand, they do work so hard. They have really long days. Some of these crew members are on set 12-14 hours a day. And it’s not that they’re working a ton of money either […] I really think that needs to change and I was all about that strike […] In my opinion that was the only way to get things done." – Kristien Gijbels
Dass Filmsets gefährlich sein können, zeigt der tragische Unfall am Set von Rust, bei dem Alec Baldwin unbewusst mit einer geladenen Pistole die Kamerafrau Halyna Hutchins tötete. Das hätte verhindert werden können und müssen und auch Kristiens Meinung ist dazu ganz klar:
"Do you really have to jeopardize the safety of the crew members and the cast members just so the gun in the movie looks real because it is real? I don't think so." – Kristien Gijbels
Wie viel ist Fassade, wie viel ist echt?
Für uns als Noobs wirkt die "Traumfabrik" weit weg, unnahbar und irgendwie doch faszinierend. Und obwohl Kristien nun schon dutzende Schauspieler*innen und Regisseur*innen getroffen hat, seit Jahren im Ort des Geschehens lebt und auch irgendwie Teil des Ganzen ist, ist Hollywood für sie immer noch ein ganz schönes Mysterium.
"I see how these people live. They have this big entourage from stylists to publicists. Their life does look glamorous but at the end of the day I always think there is such a big facade around them that I always wonder: are you really happy? […] When I’m done with my job, I can sit across Brad Pitt and I will be done for the rest of the day I go home and no one is gonna care […] but he gets to go home, and he needs to go out of the back door, there are three different cars to detour the paparazzi. That is just insane to me. You can’t live like that." – Kristien Gijbels
Artikel teilen: