#BodyPositivity: Ein Zeichen gegen Bodyshaming

#BodyPositivity: Ein Zeichen gegen Bodyshaming

Instagram-Aktivistin Melodie Michelberger im Interview

Melodie Michelberger setzt auf ihrem Instagram Account sehr erfolgreich ein Zeichen gegen die Verurteilung von Körpern, die vom Schönheitsideal abweichen und inspiriert damit viele Menschen, sich so zu akzeptieren, wie sie sind.

Body Positivity hat als politische Bewegung von mehrgewichtigen, schwarzen Frauen in den USA angefangen, die dafür gekämpft haben, nicht diskriminiert, ausgegrenzt und beleidigt zu werden.

Mittlerweile hat sich der Hashtag #BodyPositivity auf Instagram verselbstständigt und viele Menschen möchten damit zum Ausdruck bringen, dass sie sich in ihren Körpern wohl fühlen, obwohl sie nicht dem normierten Schönheitsideal entsprechen.


Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden, trotzdem sollte nicht aus den Augen verloren werden, dass Body Positivity mehr ist als Selflove, sagt Melodie.
  • Melodie Michelberger über Body Positivity
    Das Interview zum Nachhören

Der Weg zur Selbstakzeptanz war für Melodie ein sehr langer Prozess

Die Selbstzweifel bezüglich ihres Körpers haben bereits in ihrer Kindheit angefangen. Als sie sieben Jahre alt war, wurde ihr das erste Mal gesagt, dass ihr Körper nicht schön genug sei:

"[Das war] als mir meine Mutter einen Rock verwehrt hat, den ich unbedingt haben wollte und sie ihn wieder zurück gehängt hat mit den Worten: Nein, das betont deinen dicken Hintern ja noch mehr." – Melodie Michelberger

Diese Situation war damals der Start für Melodies Leidensweg und sie hatte seit dem das Gefühl, nicht gut genug auszusehen. Sie ist in eine schwere Magersucht gerutscht und wollte allen beweisen, dass auch sie schön sein kann - und Schönsein wird in unserer Gesellschaft eben meist mit Schlanksein gleichgesetzt. 

"Ich hab' mich sehr unglücklich gefühlt in meinem Körper, obwohl er sehr sehr schlank war. […] ich habe mein ganzes Leben auf den Moment gewartet, dass ich selber das Gefühl habe, ich bin jetzt endlich gut genug […] und dieser Moment ist einfach nicht eingetroffen." – Melodie Michelberger

Erst mit über 30 Jahren und nach sehr vielen Momenten des Leidens begriff Melodie, dass sich etwas in ihr ändern musste.

"Irgendwann war bei mir Punkt zu sagen: Okay, es reicht jetzt - Ich habe mein ganzes Leben versucht, dünn zu sein und es hat mich nicht glücklich gemacht, jetzt bleib ich einfach so wie ich bin." – Melodie Michelberger

Heute ist Melodie ein wichtiges Vorbild

Auf Instagram hat sie inzwischen über 46.000 Follower und leistet einen großen Beitrag für die Body Positivity - Bewegung.

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

For my English speaking followers: Let’s talk about fat-anxiety. »Look at my big belly«, »OMG I'll never fit into my jeans again«, »I've gotten so fat!". You probably know those funny before/after posts and memes that are shared on Instagram and make fun of the so-called after-corona-body. The after-corona-body often looks like my body before Corona: Big thighs, round belly, flabby arms, double chin. Sure, most people are spending these days at home while restructuring the new everyday life. Some people are more active, others less. But, what exactly is the cause of such fear? To look like me after three bars of candy on the sofa? That my body is the worst thing that could happen and there’s nothing more important right now than gaining or rather not gaining weight? At the end of the day, it's not about a few extra kilos that are perceived as annoying, but the social judgement that goes hand in hand with weight gain. The assumption that only a slim body is a good body appears to be so deeply embedded in many minds and it really scares me. It's as if this epidemic has created a whole new level for spreading mainstream beauty ideals and the fixation on slimness. Again, the body is at the centre of attention, the assumed right or wrong appearance and the perception that people, who have not met the ideal simply did not work hard enough on themselves. Such messages, packed as funny memes, can not only trigger eating disorders, but deeply hurt those who live in those very bodies day in and day out. And on top of that, they make body shaming socially acceptable. I don't think, the authors of such memes are aware of the influence they have on the self-image of their recipients. However, before Corona it was not funny to make fun of fat bodies and it certainly isn’t funny now. Translated by my lovely friend @studiodf6 ♥️

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Dass sich Melodie auf Instagram so stark macht und Bilder in Unterwäsche und Bikini postet, ist einem Zufall zu verdanken: Sie hat für ein Bademodenlabel gemodelt, das von Größe 36 bis 56 produziert. Diese Fotos, auf denen sehr schlanke Frauen selbstbewusst neben mehrgewichtigen Frauen posierten, haben ziemlich viel positives Aufsehen erregt.

Seitdem hat Melodie einfach nicht mehr aufgehört, ihren Körper zu zeigen. Sie hat bemerkt, wie viel positives Feedback sie bekommt und dass sie andere Menschen inspirieren kann, ihren Körper auch so wertzuschätzen, wie er ist.

Die Body Positivity-Bewegung ist vor allem für Frauen sehr wichtig

Nicht, weil Männerkörper nicht auch verurteilt werden würden, sondern weil vor allem Frauen das Problem haben, dass in erster Linie darauf geachtet wird, wie sie aussehen und nicht, was sie geleistet haben. Billie Eilish hat in ihrem Video zu "Not My Responsibility" dazu ein wichtiges Statement gesetzt:

 

"Nicht nur bei Billlie Eilish, bei allen weiblichen Künstlerinnen und Sängerinnen ist das Gewicht und das Aussehen und der Körper immer im Fokus." – Melodie Michelberger

Das verstärkt den Druck einem Schönheitsideal zu entsprechen natürlich enorm und Melodie ist froh, dass Billie Eilish mit dieser wichtigen Botschaft vor allem auch viele junge Frauen erreicht. 



Bodyshaming in Zeiten von Corona

Bodyshaming bezeichnet das Verurteilen von Körpern und ist auf Social Media auch während der Quarantäne ein großes Problem. Manche Menschen machen mehr Sport, manche weniger, manche Menschen ernähren sich gesünder und manche ungesünder. Es ist ganz normal, dass sich unsere Körper im Moment verändern können. Aber in vielen Memes wird sich jetzt darüber lustig gemacht, während der Corona-Zeit zugenommen zu haben.

 "Als wäre das gerade wirklich das Wichtigste, über das wir uns aktuell unterhalten müssen - diese vielleicht paar Kilo die manch einer zugenommen hat. Es ist ja eigentlich, wenn man sich die Größe dieses Ereignisses, dieser Pandemie, anguckt, wirklich nebensächlich." – Melodie Michelberger

Diese Postings können außerdem extrem verletzend und Auslöser dafür sein, (wieder) in eine Essstörung zu rutschen oder eine bereits bestehende Essstörung zu verstärken. Denn was dadurch vermittelt wird ist vor allem Eins: Einen dicken Körper zu haben, ist das Schlimmste, was jemandem passieren kann.

Das ist Schwachsinn. Und wir sind froh, dass Melodie sich so dafür einsetzt, dass das endlich jede*r begreift - Denn jeder Körper hat es verdient, so akzeptiert zu werden, wie er ist.

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