Fünf Tage in Nordkorea

Fünf Tage in Nordkorea

Urlaub im restriktivsten Regime der Welt

Während ihres Masters hat Klara ein Semester in Südkorea studiert. Sie war erstaunt darüber, dass dort kein großes Interesse darin bestand, über Nordkorea zu sprechen - und hat sich deshalb selbst ein Bild gemacht und ist für fünf Tage nach Pjöngjang in Nordkorea gereist.

Klara sagt, der ausschlaggebende Grund für ihre Nordkorea-Reise war es, beide Seiten einer Geschichte kennenzulernen, nachdem sie in Südkorea studiert hat.
  • Klara über ihre Reise nach Nordkorea
    Das Interview zum Nachhören

Auf eigene Faust nach Nordkorea zu reisen geht nicht


Denn dort kann man sich als Tourist*in nicht frei bewegen, sondern muss immer mit einem*einer Touristenführer*in unterwegs sein. Reisen nach Nordkorea können über spezielle Reiseagenturen, die sich genau darauf spezialisiert haben, gebucht werden.

In der Regel gibt es ein Standardprogramm - das heißt eine knappe Woche in Nordkorea mit festem Programm, Reisegruppe und Guide für ungefähr 1000€.


Ob und aus welchen Gründen Tourist*innen nach Nordkorea reisen, ist jedem*jeder selbst überlassen. Es ist aber wichtig anzumerken, dass Nordkorea als das restriktivste politische System der Welt gilt und als ein Land bekannt ist, in dem die Menschenrechte mit am wenigsten geachtet werden. 


Fünf Tage in Nordkorea

Vor Ort wurde Klara von den Guides sehr freundlich empfangen und war mit einer Gruppe von circa 20 Tourist*innen unterwegs. Am Hotel angekommen haben die Guides gefragt, ob noch mal jemand raus möchte, denn wenn ja kommen sie mit. Die Tourist*innen sprechen ja schließlich nicht die Sprache und haben auch kein Internet und können deswegen kein Google Maps benutzen.

"Das klingt auf den ersten Blick natürlich nett, ist aber auf den zweiten Blick eine Ausgangssperre. Man darf sich eben nicht frei bewegen." – Klara

Die Eindrücke die Klara in Nordkorea sammelt, erinnern sie an die DDR – zumindest, stellt sie sich das so vor.

"Das sieht halt alles sehr martialisch aus, sehr eindrucksschindend." – Klara

Das Besuchen der düstersten Orte unserer Welt fällt übrigens unter den Begriff Dark Tourism und ein Artikel darüber findest du hier.

Am meisten bewegt haben sie aber die Menschen vor Ort


Die sahen im Großen und Ganzen sehr einheitlich aus und waren alle in Braun- und Grautönen gekleidet. Das komplette Gegenteil von der Vielfalt, die sie aus Deutschland kennt. 

Die Reaktionen auf Klaras Reise waren in ihrem Umfeld sehr gespalten. Manche fanden es cool, andere waren eher skeptisch.

"Da gibt's auch Leute die sagen, dass man damit das Regime unterstützen würde, das man katastrophengeil ist, dass man sich in unnötige Gefahr begibt, da eben potenziell politische Konsequenzen entstehen können." – Klara

Klara sagt aber, dass da jede*r selbst entscheiden muss, welche Argumente überzeugend sind. Für sie war es wichtig, beide Seiten von Korea kennenzulernen, nachdem sie in Seoul gelebt hat.

Heute sieht Klara das Ganze aber etwas skeptischer

Sie ist zwar froh, die Reise damals gemacht zu haben, betrachtet sie heute aber auch noch einmal deutlich kritischer. Denn im Juni 2017, kurz nachdem sie selbst in Nordkorea war, wurde Otto Warmbier aus "humanitären Gründen" aus Nordkorea freigelassen - er befand sich im Wachkoma und starb kurz nach seiner Überführung in die USA.

Otto Warmbier war ein amerikanischer Student, der 2016 als Tourist in Nordkorea war und zu 15 Jahren Haft in einem Arbeitslager verurteilt wurde. Er soll versucht haben, ein Propagandaplakat aus seinem Hotel zu klauen. Viele Menschen sind allerdings der Meinung, dass Warmbier niemals eine kriminelle Tat begangen hat und von Nordkorea lediglich für Propagandazwecke ausgesucht wurde.


Fest steht, dass am Fall von Otto Warmbier noch einmal deutlich wird, wie gefährlich es ist, in eine so brutale und unberechenbare Diktatur zu reisen, wie es Nordkorea ist. 

Design ❤ Agentur zwetschke