Wie wir Obdachlosen wirklich helfen können

Wie wir Obdachlosen wirklich helfen können

Es muss nicht immer Geld sein

Wenn die Temperaturen anfangen zu sinken, brauchen Obdachlose und Bedürftige mehr Hilfe denn je - und die kann man einfacher leisten, als wir uns das vielleicht vorstellen.


Wenn es bei uns Winter wird...

...kramen wir die warme Jacke aus dem Schrank, werfen uns den gemütlichsten Schal, den wir finden können, um den Hals und versuchen uns so wenig wie möglich draußen aufhalten zu müssen, also eilen wir schnell von Haustür zur U-Bahn und von U-Bahn zum Arbeitsplatz. Noch einen Kaffee beim Bäcker geholt, um sich aufzuwärmen und los geht’s.

Heute aber ist etwas anders als sonst: auf dem Weg zur U-Bahn fällt dir ein Obdachloser auf. 

Ok verdammt, wie reagieren? Geld geben? "Ach, davon kauft er eh nur Drogen oder Alkohol". Essen kaufen? Keine schlechte Idee, oder? "Soll ich ihn einfach ansprechen?" - Während du darüber nachdenkst, gehst du einfach weiter und an ihm vorbei – ach egal, jetzt ist es eh zu spät. Die wenigsten von uns wissen, wie man sich in einer solchen Situation am besten verhält.
Einerseits ist die Situation extrem unangenehm, man will ja nichts falsch machen oder kann unmöglich jedem Geld geben, ohne selbst Probleme zu bekommen. Andererseits weiß man, dass man helfen muss.


Dinge, die du tun kannst, um Obdachlosen zu helfen



Verurteile nicht

Zuallererst ist das wichtigste, sich frei von Vorurteilen zu machen: Bettler*innenbanden, "die geben das ja eh nur für Drogen aus", oder "am besten eine Semmel kaufen, statt Geld geben". Um herauszufinden was davon stimmt und was nicht, hat die Caritas Tipps für den Umgang mit Bettler*innen veröffentlicht – hier geht's zum Artikel.

Was Obdachlose sich selbst wünschen:

"Wie man mir also helfen kann? Mit Geld und einem Lächeln." – Turan, 50 gegenüber Vice.
Ja, Geld hilft natürlich sehr. Es besteht jedoch trotzdem eine gewisse Hemmschwelle, wenn man weiß, dass der Fünfer wahrscheinlich nicht in Essen, sondern eine Flasche Wodka investiert wird. Ein schlechtes Gewissen braucht man aber nicht zu haben: wenn es das Einzige ist, das der obdachlosen Person im Moment hilft und Freude bereitet, ist das okay und sollte uns nicht davon abhalten, ihm zu helfen. Dieser Meinung ist sogar Papst Franziskus. Was sich Obdachlose von ihren Mitmenschen wünschen, haben wir auch die Leiterin der evangelischen Bahnhofsmission Barbara Thoma und Yvonne Möller, Freiwilligenmanagerin bei der Caritas München, so wie mehrere Betroffene gefragt, hier erfährst du mehr dazu.

Zeige Respekt

Geld ist nicht immer das Wichtigste, auch nicht für Obdachlose. Vice und die Reporter*innen vom Y-Kollektiv haben verschiedene Bedürftige gefragt, wie man ihnen am meisten helfen kann und alle sagen: in erster Linie mit Respekt, Verständnis und einem offenen Ohr.
"Schon vom ersten Tag an wird man so behandelt, als wenn man das ganze Leben nichts anderes gemacht hat als auf der Straße zu sitzen und nichts zu tun. 'Ja geh doch erstmal richtig zehn Stunden arbeiten'. Ich hab' 15 Jahre lang sechs Tage die Woche zehn Stunden gearbeitet. Aber die tun so, als ob man das nie getan hätte." - Danny gegenüber dem Y-Kollektiv


Such das Gespräch

Wir müssen uns bewusst machen, dass das auch nur Menschen sind, die durch Schicksalsschläge oder andere Probleme ihr Dach über dem Kopf verloren haben. Niemand begibt sich freiwillig in diese Lage.
"Manchmal wünsch ich mir Essen, manchmal wünsch ich mir Geld, es ist so schwer zu sagen. Manchmal wünsch ich mir nur ein Gespräch, das ist schöner als alles Geld der Welt." – Leo gegenüber dem Y-Kollektiv

Die Bedürfnisse sind abhängig von Person und Situation. Also anstatt zum nächsten Bäcker zu rennen und ein Brötchen zu kaufen, einfach mal nachfragen, was er oder sie gerade brauchen kann.

Ob man hilft, indem man sich nett mit den Betroffenen redet, ihnen Sachleistungen kauft oder Geld gibt – letztlich sind das alles nur kurzfristige Lösungen. Wer nachhaltig helfen will, sollte sich an Organisationen wenden, die sich professionell darum kümmern kann.



Such dir eine Spendenaktion oder Hilfsorganisation

Wir haben noch ein paar Anlaufstellen und Aktionen in den egoFM Städten zusammen gesuchtt und dir hier nach orten aufgelistet:

Immer und Überall

Jacken an Bäume hängen

Im Ausland hatte der Flughafenverein München e.V. eine tolle Aktion entdeckt und letzten Winter dazu auch in Deutschland aufgerufen: Menschen hängen Winterjacken mit kleinen Nachrichten an Bäume, damit jemand, der sich keine leisten kann, im Winter nicht frieren muss. Wer noch eine Jacke übrig hat, die er*sie nicht mehr braucht, kann so auf einfachen Weg viel Gutes bewirken.

Thermoskanne verschenken

Wer etwas verschenken will, das auch nachhaltig nützlich ist, sollte zur Thermoskanne greifen. Wenn man zusätzlich bereits ein wenig Geld beim Bäcker lässt um den Tee oder Kaffee vorzuzahlen, kann sich ein Obdachloser nach Bedarf ein warmes Getränk holen.

München

Brot am Haken

Vielleicht hast du beim Bäcker schon mal ein kleines Brett mit Haken neben der Kasse gesehen, an dem Kassenzettel hängen. Hierbei handelt es sich um die Initiative "Brot am Haken". Man zahlt zum Beispiel eine Breze in einer der 51 teilnehmenden Bäckereien, hängt den Beleg an das Brett und die nächste Person kann diesen dann einlösen. Einfaches Prinzip mit großer Wirkung und vor allem praktisch, weil man nicht direkt vor Ort sein muss um helfen zu können.

Mobiler Lotsenpunkt, Beratungsbus

Der kleine Ford-Bus dient als mobiles Büro, in dem sich Obdachlose Informationen beschaffen können und somit leichter Zugang zu Hilfsangeboten zu bekommen.
Lotsenpunkt

Horizont

Diese Organisation kümmert sich im speziellen um Obdachlose Mütter mit Kindern.
Horizont

Bahnhofskommission

Der Bahnhof München wird nicht nur von etwa 450.000 Reisenden täglich besucht, auch Obdachlose suchen hier regelmäßig Unterschlupf. Die Bahnhofskommision kümmert sich um Hilfesuchende am Münchner Bahnhof.
Bahnhofskommision

Münchner Tafel

...verteilt jede Woche an 27 Ausgabestellen und 107 sozialen Einrichtungen im Münchner Stadtgebiet Lebensmittel an Menschen in Armut.
Münchner Tafel

Alle Organisationen können sowohl mit Spenden, als auch ehrenamtlicher Hilfe unterstützt werden.

 

Augsburg

Traditionsgemäß veranstaltet und organisiert von ehrenamtlichen Helfer*innen findet im Kolpinghaus Augsburg jedes Jahr an Weihnachten die große Augsburger Stadtweihnacht statt. Eingeladen sind alle, insbesondere jene, die wenig zum Leben haben, kein richtiges Zuhause ihr Eigen nennen oder einsam sind.

Jede*r, der*die auch noch ein bisschen Zeit oder Talent übrig hat ist willkommen zu Helfen. Auf der Webseite der Augsburger Stadtweihnacht findet ihr einen Wunschzettel, auf dem die benötigte Hilfe steht. Wie zum Beispiel ehrenamtliche Helfer*innen, Süßigkeiten aller Art, Musiker*innen, Sänger*innen und vieles mehr.
Besonders für die kalte Zeit sind warme Kleidungsgeschenke ideal. Für Damen, Herren und Kinder zum Verteilen: Bekleidung wie Socken, Handschuhe, Pullover, Schals, Hosen, Schuhe etc. pp.

Erlangen

Die Diakonie Erlangen hat für Obdachlose eine Fundgrube eingerichtet: Allerhand aus zweiter Hand. Bestimmt haben viele von euch irgendwann einmal eine von diesen Erfahrungen gemacht: Das eigene Kind ist aus seiner Kleidung herausgewachsen, Freund*innen, Bekannte oder Verwandte haben kein Interesse. Die Mode hat wie üblich im Frühjahr gewechselt und du bist dir sicher, dass du das Zeug eh nie wieder tragen wirst - dann ab damit in die Fundgrube.

Jede gut erhaltene Spende ist willkommen.
Oberbekleidung - auch in Übergröße, Unterwäsche, Schuhe - vor allem Herrenschuhe, Haushaltswäsche wie Handtücher, Geschirrtücher oder Bettwäsche, Schlafsäcke und Decken Einfach melden bei Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder anrufen unter der Telefonnummer 09131/6301143.

Einige ehrenamtliche Mitarbeitenden nehmen die Kleidung an, übernehmen die sorgfältige Aufbewahrung und Sortierung, sowie die Ausgabe.

Fürth

"Sachspenden sinnvoll verwenden" ist die Devise im Fürther Treffpunkt. Dieser kleine Laden funktioniert für Bedürftige nach dem Tafelprinzip - willkommen ist aber jede*r. Herausgegeben werden Hausrat, Kleidung, Spielsachen und allerlei Nützliches an Fürther Bürgerinnen und Bürger gegen einen sehr geringen Obolus.

Die Sachspenden kannst du immer Mo., Mi., Fr. 10.00 – 16.00 in der Hirschenstraße 37a, 90762 Fürth abgeben. Wenn du dir nicht sicher bist ob was passendes dabei ist, einfach kurz anrufen unter 0911 – 979 13 73 -1. Mehr Infos dazu auf der Webseite des Fürther Treffpunkts.

Nürnberg

Die Zweite Chance ist ein Secondhand Laden der ganz besonderen Art. Er bietet nicht nur Bekleidung und Hausrat, sondern auch Menschen eine zweite Chance mit einem Arbeitsplatzangebot und der Möglichkeit des Austauschs im angrenzenden Café. Im hinteren Teil des Ladens gibt es eine kostenlose Ausgabe für Obdachlose, was im Winter besonders wertvoll ist.
Wer also noch Jacken, Mäntel, Socken, Handschuhe oder ähnliches übrig hat, soll einfach unter 0911/28731201 anrufen oder gleich vorbeischauen. Den Shop findest du in der Gostenhofer Hauptstr. 53, 90429 Nürnberg. Die Öffnungszeiten sind Mo – Do: 09.00 – 11.00 | 13.00 – 16.00.

Regensburg

Im Strohhalm, der Begegnungsstätte für Obdachlose und Hilfebedürftige in der Keplerstraße in Regensburg gleich unten an der Donau beim Fischmarkt ist jede*r willkommen, der*die Hilfe sucht. Ihr Motto ist: In Regensburg braucht NIEMAND hungern, NIEMAND frieren, NIEMAND schmutzig sein!
Sie haben eine riesige Kleiderkammer, die mittlerweile über 100 Quadratmeter Fläche aufweist. Perfekt für die kalte Jahreszeit. Hier findet man Kleidung für Groß und Klein: Hemden, Hosen, Jacken, Pullover, Schuhe, und vieles mehr. Auch Babybekleidung und Spielsachen geben sie an Bedürftige aus. Wer noch warme Winterkleidung übrig hat und sie abgeben möchte, erreicht die Kleiderkammer unter der Telefonnummer 0941/89847086

Abgabezeiten für Kleiderspenden in der Kleiderkammer jeden Werktag zwischen 10:00 und 13:00 Uhr.

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