Wie Medien die Wahl beeinflussen

Wie Medien die Wahl beeinflussen

Prof. Carsten Reinemann im Interview mit egoFM Gloria

Von  Gloria Grünwald (Interview)
Carsten Reinemann untersucht die Wirkung von Medienberichterstattung auf Wahlentscheidungen. Gloria hat darüber mit ihm gesprochen.

Carsten Reinemann ist Professor für politische Kommunikation am Institut für Kommunikationswissenschaft an der LMU München. In ein paar Tagen ist Bundestagswahl und Gloria hat darüber mit Professor Carsten Reinemann im Interview gesprochen.

Besonderheiten dieser Wahl

An der diesjährigen Wahl ist vor allem besonders, dass drei Kanzlerkandidat*innen zur Wahl stehen - und dass keine davon Angela Merkel ist. Es gibt keine Person, die als amtierende antritt. Somit sind Menschen, die aufgrund von Angela Merkel die CDU unterstützt haben, nun erst einmal auf der Suche.
Es herrschten starke Schwankungen im Wahlkampf, da man drei komplett neue Gesichter hat, die man erst einmal kennenlernen muss.
Dadurch bekam dieser Wahlkampf eine starke Dynamik, aber auch Unsicherheit.
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Die Trielle

Nach dem letzten Triell wurde wieder Olaf Scholz als Sieger ausgerufen. Carsten Reinemann ist der Meinung, dass diese Trielle ohnehin stark widerspiegeln, wie über die Kandidat*innen gedacht wird, da das Ergebnis ähnlich zu den Umfragen sei.

Einfluss der Umfragen

Ständig liest und hört man, dass die SPD in den Umfragen vorne liegt. Das hat laut Carsten Reinemann auf jeden Fall einen Einfluss auf die Wähler*innen. Auf Wahlkämpfer*innen der CDU kann es zum Beispiel demotivierend sein, zu sehen, dass die eigene Partei oder Kandidat keine guten Ergebnisse erzielt - oder dazu anspornen, noch mehr zu geben.

"Dass man sich überhaupt erstmal ein Urteil bildet, durchaus auch darüber was andere Menschen denken, das kennen wir aus vielen Situationen. Ob bei Amazon oder aus dem Internet, wenn wir uns ein Restaurant aussuchen und so ähnlich ist das auch mit solchen Umfragen hier." – Carsten Reinemann

Einen Grund dafür, Umfragen vor der Wahl abzuschaffen, sieht er darin allerdings nicht. Carsten Reinemann sagt, man sollte den Menschen nicht vorschreiben, auf welcher Basis sie ihre Entscheidung treffen sollen. Es kann auch wichtig für eine strategische Wahl sein, wenn man sich zum Beispiel eine bestimmte Koalition wünscht. Er hält es für sinnvoller, qualitativ hochwertige Umfragen zu haben als fragwürdige Vermutungen über die Stimmung im Land.


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Rolle der Medien

Den Medien schreibt Carsten Reinemann eine wesentliche Rolle für die Meinungen der Wähler*innen zu. Scholz habe vor allem davon profitiert, dass so viel über die Fehler der anderen beiden berichtet wurde.

Klischeebilder

Gloria hat Carsten Reinemann außerdem gefragt, ob Annalena Baerbock aus sexistischen Gründen die inhaltliche Kompetenz abgesprochen wird. Er konnte darauf keine eindeutige Antwort geben. Es könnean Sexismus liegen oder aber auch daran, dass sie noch keine Amtserfahrung hat.
"Überraschend ist es allemal angesichts der Performance, da sie durchaus in den Triellen, aber auch in anderen Sendungen eben tatsächlich mit Sachkompetenz abgeliefert hat." – Carsten Reinemann

Prognose

Carsten Reinemann hält einen Sieg der SPD am Sonntag für am wahrscheinlichsten. Sicher sei das aber auf keinen Fall, denn es gebe noch zahlreiche Unentschlossene und auch in den letzten Tagen vor der Wahl kann sich noch wahnsinnig viel ändern.

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